Nieder mit den Einweg-Kaffeebechern

von Redaktion

Start-up-Gründer Florian Pachaly über Vertrauen und Herausforderungen Interview

Rosenheim – Fünf Jahre ist es her, dass zwei junge Männer getrennt voneinander die gleiche Idee hatten: ein Pfandsystem für Kaffeebecher zu entwickeln, um den Wegwerf-Versionen keine Chance mehr zu geben.

In Rosenheim gründeten Florian Pachaly und Fabian Eckert 2016 das Start-up „Recup“.

Der Name ist Programm: Kunden bezahlen einen Euro Pfand pro Becher und können ihn bei Cafés oder Bäckereien, die am Recup-Programm teilnehmen, wieder abgeben. Zum fünfjährigen Bestehen seines Unternehmens spricht Florian Pachaly über die Reise seines Lebens.

Vor fünf Jahren sind Sie einem Impuls gefolgt, daraus ist ein Unternehmen mit beinahe 70 Mitarbeitern und über 8900 Recup-Ausgabestellen in ganz Deutschland geworden. Wie fühlt sich das an?

Wir sind sehr froh, dass Menschen in ganz Deutschland von unserem Mehrweg-Pfandsystem genauso überzeugt sind wie wir. Von Anfang an war es uns wichtig, eine einfache und für alle zugängliche Mehrweglösung zu finden. Ich würde sagen: Das haben wir geschafft.

Hätten Sie sich damals vorstellen können, dass Recup so erfolgreich wird?

Wir haben es natürlich gehofft! Denn klar ist: Um Einwegverpackungen abzuschaffen, braucht es eine systematische Lösung. Je mehr Partner mitmachen, desto einfacher wird das Ausleihen und Zurückgeben für die Kunden.

Trotz Ihres Netzwerks und anderer Pfandsysteme sieht man täglich viele Menschen mit Einwegbechern in der Hand.

Ich glaube, es kommt viel auf Aufklärung an. Wir können noch viele Menschen auf nachhaltigere Optionen aufmerksam machen. Es ist ja auch schwierig, Gewohnheiten zu ändern. Da braucht es gute Alternativen, die wir einfach in unseren Alltag integrieren können.

Solche Alternativen waren für Sie im Studium Mangelware.

Wir alle haben lieb gewonnene Gewohnheiten, die uns Spaß machen. Aber für meinen Co-Gründer Fabian und mich war klar, dass Kaffee to go auch nachhaltig funktionieren muss. Wir haben uns umgeschaut und festgestellt: Überall in der Stadt stapelten sich weggeworfene Einwegbecher. Das stört nicht nur das Stadtbild, sondern ist auch eine völlig unnötige Belastung unserer Umwelt. Deswegen sind wir mit der klaren Vision gestartet: Einweg abschaffen.

War Rosenheim auch der richtige Ort, um damit zu starten?

Wir sind den Rosenheimern bis heute für ihr Vertrauen dankbar. Denn in dieser Anfangsphase konnten wir unser Mehrweg-Pfandsystem in kleinem Rahmen mit 26 Testpartnern ausprobieren und haben unfassbar viel gelernt.

Sie waren damals 21. In so einem Alter ein eigenes Unternehmen verantworten – war das auch mal beängstigend?

Es war auf jeden Fall aufregend und herausfordernd. Es gab noch keine etablierte Lösung, deswegen mussten wir erst einmal herausfinden, was die Bedürfnisse von Gastronomen und Konsumenten sind.

Wir waren damals ein sehr kleines Team, das viele Herausforderungen gemeinsam angegangen ist und voneinander gelernt hat. So eine Zeit schweißt zusammen.

Wie hat diese Zeit Sie persönlich verändert?

Es ist eine Erfahrungsreise, ein Unternehmen gründen zu dürfen und die Entwicklung zu begleiten. Mittlerweile sind wir ein Team, das aus fast 70 Personen besteht. Es ist klasse, zu sehen, mit wie viel Spaß und Herzblut alle an der gemeinsamen Vision arbeiten. Das macht mich auch richtig stolz.

Es ist bei Recup auch nicht nur bei einem Pfandbecher geblieben.

Wir bringen bald ein neues Produkt auf den Markt, das häufig von unseren Partnern angefragt wird: die Trenner-Bowl (Anm. d. Red.: eine Schüssel mit zwei Kammern). Und zusätzlich kommt unsere eigene kleine Rebowl auf den Markt. Außerdem arbeiten wir gerade intensiv an unserer App, um das Pfandsystem noch flexibler zu gestalten. Es bleibt also sehr, sehr spannend. Interview: Alexandra Schöne

Einweg ist ein Problem für die Umwelt

Das Umweltbundesamt hat 2019 in einer Studie berechnet, dass die Deutschen jedes Jahr 2,8 Milliarden Einwegbecher benutzen. Das entspricht 34 Bechern pro Kopf. Zusätzlich fallen rund 1,3 Milliarden Einweg-Kunststoffdeckel an. Einwegbecher sind innen mit Kunststoff beschichtet, damit sie nicht durchweichen. Sie gehören dem Umweltbundesamt zufolge damit zu den zehn kunststoffhaltigen Einwegprodukten, die am häufigsten an Stränden und in Meeren in Europa gefunden werden. Für die Herstellung von Pappbechern werden große Mengen an Papier benötigt. In Deutschland sind es rund 29000 Tonnen, wie die Deutsche Umwelthilfe berechnet hat. Um das Papier herzustellen, werden 64000 Tonnen Holz verbraucht. Jährlich werden demnach 43000

Bäume dafür gefällt. Auch für die Abfallwirtschaft sind die Einwegbecher ein Problem. Sie füllen in Deutschland jedes Jahr rund acht Millionen 50-Liter-Mülleimer im städtischen Umfeld.

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