Traunstein – Sie ist die größte Innung in der Kreishandwerkerschaft Traunstein-Berchtesgadener Land: Die Innung für Spengler-, Sanitär und Heizungstechnik Traunstein, in der sich 168 Betriebe aus den Landkreisen Traunstein, Altötting und Mühldorf zusammengeschlossen haben. 285 Ausbildungsverhältnisse (51 Spengler und 234 Anlagenmechaniker) bestanden zum Stichtag 31.12.2020. Jüngst fand die Jahreshauptversammlung im Bildungszentrum der Handwerkskammer in Traunstein statt.
Der Handwerker kommt nicht
„Wir werden immer weniger, aber wir sind im bundesweiten Schnitt“, sagt Obermeister Josef Pflügl mit Blick auf die rückläufigen Betriebszahlen, was meist auf fehlende Nachfolgeregelungen zurückzuführen sei.
„Dann brauchen wir 70 Jahre für die Energiewende“, blickte er auf die großen Klimaschutzthemen, verbunden mit langen Wartezeiten für Kunden, beispielsweise beim Wechseln einer alten Heizung. Seien eine Reihe von Betrieben doch bereits für 2022 „voll“. „Die Folge ist, dass wir Aufträge ablehnen müssen, der Handwerker kommt nicht!“. Sorgen macht sich der Handwerksmeister um den beruflichen Nachwuchs:. Würde doch der verstärkte Trend Richtung Akademiker dazu führen, dass das Handwerk nicht mehr über ausreichenden Nachwuchs verfüge. In Sachen Bildungscampus in Traunstein sagte Pflügl ernüchtert: „Das ist ein verdammt weiter Weg!“, und blickt zurück auf die tags zuvor getroffenen Aussagen des Bayerischen Handwerkskammerpräsident Franz Xaver Peteranderl in Traunstein (wir berichteten), der hier vor 2026 keine realistische Fertigstellung sieht. Deshalb habe man als SHK-Innung selbst eine Halle in der Sonntagshornstraße angemietet, in der man die erwarteten bis zu 400 Auszubildenden aus mehreren Landkreisen unterrichten wolle.
Man kämpfe insbesondere auch um die Weiterbeschulung der Spengler, wo man aber derzeit auf eine geringe Zahl an Auszubildenden blicke. Die neuen Räumlichkeiten sollen im Frühjahr 2022 zur Verfügung stehen und die SHK-Werkstätten im Bildungszentrum der Handwerkskammer ersetzen. Franz Ertl, Leiter des Bildungszentrums, brachte Überlegungen über ein duales Studium der Versorgungstechnik ins Gespräch.
Auch das SHK-Handwerk wird von Materialknappheit tangiert, sodass Arbeiten oft erst mit Verzögerung und entsprechend höheren Preisen erstellt werden können. Auf die Thematik ging Robert Oberberger, Geschäftsführer von Richter + Frenzel ein, und betonte, dass neben der Pandemie weitere Gründe für Preissteigerungen und Engpässe mit verantwortlich seien. „Man hat den Weltmarkt völlig falsch eingeschätzt.“ Man versuche als Großhändler, die Preissteigerungen abzufedern und auszugleichen. Massive Transportverteuerungen – gerade auch auf Überseerouten – machten zusätzliche Sorgen. Er riet den Unternehmen, sich mit entsprechenden Langerbeständen zu versorgen, ohne dass dies in Hamsterkäufe ausarten solle. Vor dem Hintergrund der unsicheren Märkte riet er den Handwerkern, keine längerfristigen Preisbindungen einzugehen. „Handwerksleistungen werden zu billig angeboten“, schlug er in die gleiche Kerbe wie zuvor Obermeister Pflügl der deutlich machte, dass man mit den Stundenverrechnungssätzen nach oben gehen wolle. Prüfungsvorsitzender Lambert Axthammer ging auf die zurückliegenden Prüfungen ein. „Die letzten drei Prüfungen waren nicht einfach“, blickte er auf die Corona-Beschränkungen zurück. In eigener Sache wies er darauf hin, dass durch persönliche Veränderungen davon auszugehen sei, dass er den Prüfungsvorsitz niederlegen müsse, allerdings das Ehrenamt des Lehrlingswarts weiter ausführen könne.
Ehrung für
den Obermeister
Nach dem positiven Votum der Rechnungsprüfer Reinhard Bösch und Klaus Berreiter wurde die von Dagmar Sinzinger von der Kreishandwerkerschaft vorgetragene Jahresrechnung ohne Gegenstimmen verabschiedet. Auch der Haushaltsplan fand die einstimmige Zustimmung der Mitglieder. Im Nachgang wurden die beiden Rechnungsprüfer wiederum für ein Jahr im Ehrenamt bestätigt.
„Seit elf Jahren bist du Obermeister: Ich möchte die Leistung von dir würdigen. Was du geleistet hast, hat keiner auf den Weg gebracht“, betonte Pflügls Stellvertreter,Georg Stürzer, in einer Laudatio für den amtierenden Obermeister Josef Pflügl. Mit seinem Eintreten für die neue Bildungsstätte des SHK-Handwerks in der Sonntagshornstraße in Traunstein sei er maßgeblich dafür eingetreten, dass für den SHK-Beruf und den Standort Traunstein eine richtungsweisende Bildungsstätte entstehe. wz