Edling – Man kann als Chef über den Fachkräftemangel jammern oder es so machen, wie beispielsweise die Denava AG in Edling: Quereinsteiger selbst ausbilden, Deutschkurse für Mitarbeiter mit Migrationshintergrund veranstalten – oder die Angestellten am Erfolg beteiligen und regelmäßig ihre Gehälter erhöhen. Neben der Mitarbeiter-Wertschätzung und den flachen Hierarchien ist auch das stetige Wachstum ein Grund, warum das Familienunternehmen bereits zum zweiten Mal vom Bayerischen Wirtschaftsministerium als eines der Top 50 im Freistaat ausgezeichnet wurde.
Die Goerlich Pharma GmbH ist als Auftragshersteller seit 1984 im Bereich Nahrungsergänzungsmittel – also Omega 3, Vitamine und Mineralien – tätig und hat inzwischen mit der 2002 gegründeten Holding Denava AG 180 Mitarbeiter. Vor acht Jahren waren es noch 65.
Vorstandsvorsitzende Beate Böhm erinnert sich an die Anfänge des Geschäftes. Der inzwischen verstorbene Gründer Franz Görlich fing mit seinem Handelsunternehmen im Keller seiner Doppelhaushälfte in Reitmehring an. „Als die Familie wuchs, wurde es zu eng, dort die Kapseln auf der Tischtennisplatte zu verpacken“, sagt sie schmunzelnd. Deshalb folgte der Umzug auf einen Bauernhof in Griesstätt, wo Platz war – vorübergehend. Seitdem ist Böhm an Bord.
Kapseln mit Fischöl
oder ganz ohne Inhalt
Hergestellt werden heute in Edling Kapseln – mit oder ohne Inhalt – und auch Tabletten und Sticks sowie die passende Verpackung dazu. Ideen, die keine Eintagsfliegen sind, sondern Trends, die sich durchsetzen: Das will die Denava AG nach eigenen Angaben ihren Kunden anbieten. Neben Präparaten mit Fischöl habe man auch ein Algenprodukt für Veganer im Portfolio. Die Füllung wird nach dem Rezept des Auftraggebers erstellt – oder gemeinsam mit ihm entwickelt. Abnehmer sind im B-2-B Apotheken, Multi Level Market- und Online-Vertrieb.
Die 50-Millionen-Euro-Umsatz-Marke werde die AG heuer zum ersten Mal reißen, so Vorstand Dr. Dietmar Kapl im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen. Dabei entfalle auf die Tochterfirma Goerlich Pharma ein Anteil von rund 30 Millionen. Hier stehen Omega 3-Produkte im Fokus. Auf die GoCaps (leere Hartkapseln) kommen etwa 20 Millionen Umsatz.
Corona habe dem Unternehmen nicht geschadet, im Gegenteil. „Wir sind ja im Bereich Gesundheit tätig, und die braucht man zu Pandemiezeiten mehr denn je“, so Kapl.
Das kontinuierliche Wachstum sei nachhaltig ausgerichtet und zweistellig – während der Markt nur einstellig wachse, erklärt Prokurist Axel Stock. „Wir outperformen den Markt seit etwa zehn Jahren“, so Stock. Bei gutem Geschäftsverlauf bekommen die Angestellten eine Erfolgsprämie. „Das ist Motivation und Wertschätzung“, erläutert der kaufmännische Leiter. Ein Viertel der Mitarbeiter halte Anteile am Unternehmen. So bedeute Wachstum auch Wertsteigerung durch Mehrwert.
„Unsere Philosophie heißt: Jeder muss gewinnen. Also nicht nur wir, sondern auch die Kunden, die Mitarbeiter, die Lieferanten und die Dienstleister“, so Kapl. Nur so könne man langjährige Geschäftsbeziehungen etablieren. „Was bringt es denn, beispielsweise den Lieferanten immer weiter im Preis zu drücken – dann haben wir ihn nicht lang“, ergänzt Vorstandsvorsitzende Böhm.
Produziert wird in Edling – mit einem hohen Vollautomatisierungsgrad. Ziel sei es, wertige Märkte zu erschließen, „nicht das Billigsegment. Wir wollen die Besten, nicht die Billigsten sein“, so Kapl.
Stets habe das Unternehmen auch die Aspekte Umwelt und Klima auf dem Schirm. So sei man im Rahmen des Umwelt- und Klimapaktes Bayern frisch zertifiziert. Der Fokus liege hier unter anderem auf dem Abfallanfall sowie der Mülltrennung.
Als in den 1990ern das Firmengebäude in Edling geplant wurde, habe Gründer Görlich bereits PV-Anlagen fürs Dach und die Parkplätze mitgedacht und eine geothermische Versorgung, die heize und kühle. „So können wir beispielsweise pro Jahr 30000 Liter Heizöl einsparen. Für betriebliche Fahrten stehen den Mitarbeitern Hybridautos und E-Ladesäulen zur Verfügung. Viele nutzen nach Angaben der Unternehmensleitung auch das Angebot des Jobrades. „Die Verantwortung fürs Klima ist in unserer DNA“, sagt Böhm.
Soziale Kriterien
in der Lieferkette
Die Rohstoffe für die Kapseln würden aus der ganzen Welt bezogen, wie zum Beispiel Extrakte aus der Acerolakirsche aus Brasilien oder aus der Nachtkerze aus Neuseeland und China. Die Denava AG arbeite nur mit zertifizierten Zulieferern zusammen, die zusichern würden, dass es unter anderem keine Kinderarbeit gebe. „Wir wollen das garantieren – auch deswegen können wir nicht der billigste Anbieter sein“, so Böhm, die selbst herumgereist sei und viele der Partnerfirmen vor Ort gecheckt habe.