Mühldorf – Das neue Ausbildungsjahr ist bereits gestartet, doch viele Firmen suchen weiter Nachwuchs: Im Landkreis Mühldorf waren zu Beginn des Ausbildungsjahres rund 225 Plätze noch nicht besetzt. Doch auch jetzt haben Firmen noch freie Kapazitäten.
Die Agentur für Arbeit glaubt, dass derzeit sicher noch rund 110 Ausbildungsplätze nicht besetzt sind. Genauere Zahlen gibt es derzeit nicht, da die Erhebungen gerade laufen, wie Birgitta Teder, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit in Traunstein, angibt.
Ausbildungsberufe:
Vielfältige Auswahl
Für Ausbildungsbetriebe, die handwerkliche Lehrstellen anbieten, wird es zunehmend schwieriger, Nachwuchs zu finden. Deshalb müssen sich Firmen einiges einfallen lassen, um für zukünftige Azubis attraktiv zu sein. Der Türenhersteller Schörghuber ist mit seinen knapp 450 Mitarbeitern größter Arbeitgeber in der Gemeinde Ampfing. Wie viele andere Unternehmen sucht er nach neuen Auszubildenden. Die Sorge um den holzverarbeitenden Nachwuchs wurde früher gar nicht so gepflegt, erinnert sich Geschäftsführer Jürgen Ruppel, der seit 2012 die Geschicke des Unternehmens lenkt.
Die Firma bietet bei den holzverarbeitenden Ausbildungsmöglichkeiten sowohl den industriellen Holzmechaniker als auch den klassischen Schreiner. Dazu kommen aber auch der technische Produktdesigner oder die Fachkraft für Lagerlogistik. Ein duales Studium für Holztechnik ist entweder im Verbundstudium mit der integrierten Ausbildung zum Schreiner oder als Studium mit vertiefter Praxis möglich.
„Unter unseren derzeit 14 Azubis sind auch drei angehende Schreinerinnen“, betont Johanna Haslbeck, die Ausbildungsverantwortliche bei Schörghuber. Sie kümmert sich auch darum, dass die neuen jungen Mitarbeiter gut im Unternehmen ankommen. Kennenlerntage und Werksführungen gehören genauso dazu wie Zeugnisprämien.
Das sind zusätzliche Anreize, die auch andere Unternehmen bieten. So bekommen bei der Firma Odu in Mühldorf Auszubildende unter anderem ein kostenloses Mittagessen in der Kantine oder haben die Möglichkeit zum Lehrlingsaustausch mit befreundeten Firmen.
Bei der Firma Streumaster in Egglkofen werden beispielsweise gemeinsame Fahrten zu den Systempartnern des Herstellers für Bindemittelstreuer wie John Deere oder Wirtgen organisiert, wie der Geschäftsführer Andreas Marquardt erzählt. Er hat auch ein neues Tool auf der firmeneigenen Homepage einrichten lassen: Bewirb dich in unter 60 Sekunden. Dazu kommt eine ansprechende Vergütung, die mit Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie vermögenswirksamen Leistungen aufgestockt wird. An dieser Schraube drehen die Firmen Schörghuber und Odu gleichermaßen.
Bei der Firma Streumaster ist die Ausbildungsvergütung der gewerblichen und kaufmännischen Azubis gleich und wurde auf die höchste Tarifgruppe festgelegt, die von der Handwerkskammer vorgeschlagen wird, so Marquardt. Auch die Firma Bauer Elektroanlagen aus Buchbach zahlt ihren Lehrlingen mehr. Sie bietet – genau wie die Firma Odu und Schörghuber – zudem firmeneigene Schulungen und Kurse zur Prüfungsvorbereitung.
Mit Arbeitskleidung und eigenem Werkzeugkoffer wird zudem die Selbstverantwortung in der Schörghuber-Lehrlingswerkstatt gefördert, genau wie mit der Möglichkeit, sich als Ausbildungs-Scout etwas dazu zu verdienen.
Finanzielle Anreize
werden geschaffen
Gefördert wird der Teamgedanke auch durch Veranstaltungen, Messebesuche oder gemeinsame Projekte. Auch nach der Lehre bestehen bei den Unternehmen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, beispielsweise werden Mitarbeiter bei der Fortbildung zum Techniker oder Elektromeister freigestellt, das heißt, sie gehören weiter zur Firma, sagt Salih Akyildiz, Geschäftsführer von Bauer Elektroanlagen. Schließlich wollen die Unternehmen die Arbeitskräfte später auch am Standort halten.
Respekt hat Mühldorfs Obermeister der Schreinerinnung für die Aktivitäten der Firma Schörghuber: „Ein industrielles Unternehmen kann die mangelnde Attraktivität infolge eines eingeschränkten Produktspektrums durch finanzielle Anreize ausgleichen“, so Stefan Mooshuber.