Isen – „Miau“ und „Hallo, hier kommt Ihr Essen“, sagt „Bella“, der Service-Roboter mit dem Katzengesicht. Für Gasthäuser, denen Kellnerinnen und Kellner fehlen, kann die außergewöhnliche Kollegin, die Chinesen entwickelt haben, von Nutzen sein. Davon ist Klaus Hamal aus Isen überzeugt, der den Roboter vertreibt.
Viele Inserate,
aber keine Kellner
Die Personalnot in der Gastronomie ist groß. Wegen der Pandemie haben viele Mitarbeiter der Branche den Rücken gekehrt. Auch vor Corona hatten viele Wirte Probleme, offene Stellen zu besetzen, weiß Klaus Hamal (56) aus Isen, der „BellaBot“ seit 2021 als Partner des asiatischen Herstellers Pudu vertreibt –und dazu auf Wunsch einen Mehrwert anbietet: Eine von ihm und seinem Team von der Alpha11 GmbH entwickelte App, die mit dem Roboter und der Küche korrespondiert. Die „App 2 get“ ergatterte 2018 den Innovationspreis der Initiative Mittelstand.
Mit Smartphone
am Tisch die
Bestellung aufgeben
Die App ermöglicht dem Gast, mit dem Smartphone am Tisch die Bestellung aufzugeben. „So kommt der Wirt mit weniger Personal aus“, so Hamal, der kürzlich zwei der Service-Roboter an einen Landgasthof in einem Dorf im Vogtland ausgeliefert hat. „Der Betreiber vom ,Grünen Baum’ hat viele Inserate geschaltet und bekommt einfach kein Personal. Nun hat er zwei Bots. Er und seine Frau machen Küche und Schänke, die Roboter ersetzen die Kellner“, berichtet Hamal. Die Alternative wäre gewesen, die Gaststätte aufzugeben.
Der Roboter werde von einem Techniker mittels 3D-Laserscanner am Fußteil auf barrierefreie Räume „angelernt“, kenne dann Ecken und Kanten und weiche auch Menschen aus. „Wenn ,BellaBot‘ nicht vorankommt, weil ihr der Weg versperrt wird, sagt sie ganz freundlich: Bitte lassen Sie mich durch, meine Gäste warten“, erklärt Hamal.
Das Gefährt fahre dann an den Tisch und sage, „Hallo, Ihr Essen ist da“ und das entsprechende Fach blinke. Ein Gewichtssensor meldet, wenn der Teller weggenommen wurde, dann fährt „BellaBot“ weiter. Mit der „App 2 get“ kann man sie wieder herbestellen und das leere Geschirr – bis zu 40 Kilo – aufladen. Schnurstracks geht‘s dann in die Spülküche. „So unterstützt der Service-Roboter die Kellner, die sich einstweilen um die Gäste kümmern können“, erläutert der 56-jährige Isener den Idealfall.
Das Gasthaus „Grüner Baum“ nutzt auch Hamals App, die er 2018 auf den Markt gebracht hatte – wegen Fachkräftemangels, wie er sagt. „Das ist eines der modernsten Systeme. Und das Produkt ist jetzt reif, weil praktisch jeder ein Smartphone hat (wer keines hat, kann auf dem Restaurant-Tablet bestellen) und die mobilen Daten längst bezahlbar geworden sind“, so der Meister der Informationselektronik.
Der Gast müsse nicht erst selbst eine App downloaden oder installieren, sondern könne den QR-Code scannen und sehe auch live in der Speisekarte, ob die geliebten Palatschinken aus seien oder nicht. „Die Küche ihrerseits kann ein Gericht mit einem Klick offline schalten und es kann nicht mehr bestellt werden“, so Hamal. Zudem sei es möglich, dass der Kunde mit einem Fingertippen alles aus der Karte ausblende, was beispielsweise Allergene enthalte.
Nach der Bestellung sind die einzelnen Posten automatisch in der Kasse verbucht. Ein Bondrucker mit teurem und umweltschädlichem Thermopapier sei nicht nötig. Die Bestellungen erscheinen am Küchenmonitor und werden tischweise produziert. So macht es auch der „Grüne Baum“; bezahlt wird dort auch digital. Hamal spricht von einer spannenden Entwicklung: „Das wird zur Gastronomie 2.0“, ist er überzeugt. Die Hersteller sitzen in China. Deutschland sei leider zu wenig innovativ auf diesem Gebiet, eher viel zu konservativ. In Deutschland so eine Robotics-Technik zu entwickeln, dauere zu lange.
„Und alle
wollten die
Katze streicheln“
Kürzlich haben Hamal und sein Team auf der HOGA in Nürnberg den Roboter dem Fachpublikum aus dem Gastgewerbe vorgestellt. „Das war der Renner“, so der IT-Experte, der vorab auf Facebook in einschlägigen Gastro-Gruppen dafür Werbung machen wollte, seinen Stand auf der Messe zu besuchen. „Wir bekamen einen Shitstorm, vor allem von Kellnern. Und die Hater griffen uns verbal an.“ Doch auf der Fachmesse für Hotellerie und Gastronomie war das Interesse groß, berichtet der Isener.
„Und alle wollten die Katze streicheln. Sie miaut dann nämlich. Wenn man sie zu viel an den Ohren streichelt, faucht sie“, erzählt er schmunzelnd. Hamals Kunden, die die App und „Bella“ wollen, kommen aus Deutschland und Österreich. Seit der Messe steige die Nachfrage rasant. Derzeit bearbeiten Hamal und sein Team 19 Anfragen. Wer sich einen Service-Roboter anschaffen will, muss 19000 Euro (netto) hinlegen.