Mit Arbeitshose und Laptop im hochwertigen Beruf

von Redaktion

Elektroinnung feiert Freisprechung von 55 Gesellen – Herausragende Leistungen trotz Corona-Bedingungen

Rosenheim – Laptop und Lederhose hatte der ehemalige Ministerpräsident Edmund Stoiber einst als Kennzeichen für den Wirtschaftsstandort Bayern ausgerufen. Beim Elektrohandwerk sei das mit Arbeitshose und Notebook umgesetzt, sagte Innungsobermeister Martin Kaffl auf der Freisprechungsfeier für 55 Gesellen.

Die Bandbreite zieht
junge Menschen an

Und er meinte es nur zum Teil scherzhaft, denn er wollte damit auch die Bandbreite des heutigen „Elektronikers, Fachrichtung Energie- und Gebäudeelektronik“ darlegen: Diese reicht von echter Handwerksarbeit im klassischen Sinn bis zum „digitalen Feinschliff“, der Programmierung von Netzwerken.

Eine Bandbreite, die junge Menschen offenbar anzieht, denn die Elektriker haben als eine der wenigen Innungen keine Nachwuchssorgen, und das, obwohl Ausbildung wie auch Prüfungen anspruchsvoll sind. Dennoch stand in diesem Jahr bei 13 Abschlüssen eine Zwei vor dem Komma. Das sei eine wirklich herausragende Leistung, meinte Kaffl, „denn eine Eins, die ist bei unseren Prüfungen wirklich nur sehr, sehr schwer zu erreichen“.

So betonten auch die Gastredner auf der Freisprechungsfeier, die stellvertretende Landrätin Marianne Loferer, der stellvertretende Schulleiter der Berufsschule Claus Schemm und Markus Ostermeier, Gebietsdirektor der Kreissparkasse Rosenheim-Bad Aibling, einhellig: Die Absolventen sollten jetzt zwar durchaus ihren Erfolg genießen, aber nicht aufhören in dem Bemühen, ihren hohen Wissensstand zu erhalten. Die „Halbwertszeit“ der Kenntnisse liege, so Kaffl, bei den Elektrikern bei nur fünf Jahren, dies sei nicht zuletzt der rasanten digitalen Entwicklung geschuldet. Auch das mache den Reiz des Berufes aus, bringe es aber mit sich, dass man mit dem Lernen praktisch nie am Ende sei.

Neben dem Berufsalltag in Eigenverantwortung zu lernen und sich weiterzubilden ist eine Herausforderung, aber eine, für die gerade die diesjährigen Gesellen durchaus das nötige Rüstzeug erwerben konnten.

Die Corona-Pandemie, so erläuterte Schemm, habe diesen Gesellenjahrgang voll erwischt: Lernen im Wechsel- und Distanzunterricht sei Alltag gewesen, sich selbst zu motivieren und dann voll konzentriert bei der Stange zu bleiben, eine zusätzliche Herausforderung.

Von der Schule aus habe man getan, was man tun konnte, so sei der Berufsschulunterricht von durchgängigen mehrwöchigen Blöcken so umgestellt worden, dass der Nachwuchs wöchentlich einen oder zwei Unterrichtstage hatte. Man wollte, so der stellvertretende Schulleiter, so oft wie möglich mit den Auszubildenden in Kontakt kommen, wenn denn schon die räumliche Nähe nicht gegeben war. Die Umstellung wurde dank der Flexibilität der Ausbildungsfirmen möglich, für deren Unterstützung sich Schemm bedankte. Einige Betriebe, so Kaffl, gingen sogar noch weiter: Sie richteten für ihre Lehrlinge „Lernplätze“ in den Firmen ein, an denen sie am Berufsschulunterricht teilnehmen konnten: „Diese feste äußere Struktur machte es manchem doch leichter, dem Unterricht zu folgen“.

Eine durchaus wichtige Rolle – gerade in so schwierigen Zeiten wie während der Corona-Pandemie – kommt dem Vorsitzenden des Prüfungsausschusses zu. In Rosenheim hatte dieses Amt Lenz Zunhammer in den vergangenen 15 Jahren inne. Er habe es, wie Martin Kaffl hervorhob, nicht nur durch seine Kompetenz und seinen Einsatz, sondern auch durch seinen Humor geprägt.

Für weiblichen Nachwuchs attraktiver

Die vergangene Freisprechungsfeier war seine letzte, seine Aufgabe übernimmt nun Julia Hartinger.

Mit dem neu geschaffenen Ausbildungsberuf des Elektronikers für Gebäudesystemintegration, der etwas weniger auf handwerkliche Arbeit und dafür mehr aufs Einrichten und Programmieren von Netzwerken setzt, hofft man bei der Innung nicht nur den technischen Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden, sondern – gewissermaßen nebenbei – den Beruf auch für weiblichen Nachwuchs attraktiver zu machen. jt

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