„Das Wichtigste ist, dass einem die Menschen am Herzen liegen“

von Redaktion

Duschl Ingenieure erhalten Preis für Familienfreundlichkeit vom Wirtschaftsministerium – Gegen 292 Bewerber durchgesetzt

Rosenheim –- Angestellte der Duschl Ingenieure profitieren von flexiblen Arbeitszeiten und einem innovativen, familienfreundlichen Konzept.

Damit hat sich das Unternehmen gegen 292 andere Bewerber durchgesetzt und den Preis „Familienfreundlich. Erfolgreich“ vom Bayerischen Wirtschaftsministerium erhalten – als eine von 20 Top-Firmen.

Arbeitszeitregelung
schafft mehr Freiraum

Doch was bedeutet Familienfreundlichkeit für die Duschl Ingenieure? „Das Wichtigste ist, dass einem die Menschen am Herzen liegen“, sagt Junior-Geschäftsführer Andreas Duschl. 2006 hat das Unternehmen deshalb eine neue Arbeitszeitregelung eingeführt, um besser auf seine Mitarbeiter einzugehen und mehr Gestaltungsmöglichkeiten zu schaffen. Seitdem können sie ohne bürokratischen Aufwand und im Rahmen ihres Arbeitszeitkontos mehrere Tage im Monat freinehmen. „Das war damals schon sehr innovativ“, sagt Duschl.

Wenn ein erster Schultag ansteht, können Eltern ihre Kinder einfach begleiten. Studenten können vor der Prüfungszeit weniger arbeiten und danach wieder mehr. Auch berufliche Weiterbildung will das Unternehmen so besser mit dem Job vereinbar machen. Besonders wichtig sei die Regelung aber für Alleinerziehende oder Mitarbeiter, die einen Angehörigen pflegen müssen. Wenn nötig, können Eltern ihre Kinder auch mal mit zur Arbeit nehmen. Es gibt sogar einen kleinen Spielplatz mit Rutsche, Schaukel und Sandkasten auf dem Firmengelände.

Der Vorteil des Unternehmens ist, dass es kein Geschäft von 8 bis 17 Uhr betreibt. Die Arbeitszeit wird hauptsächlich von den anstehenden Projekten bestimmt. Manchmal müsse mehr gearbeitet werden, zu anderen Phasen sei „mehr Luft zum Atmen“, so Duschl. Durch die Regelung soll auch Langeweile und Stress vermieden werden. „Für einen Mitarbeiter, dem sein Job Spaß macht, ist das genau das Richtige“, sagt der Geschäftsführer. Die Stunden der Mitarbeiter kontrolliert das Unternehmen nicht mit Stempelkarten. Sie schreiben ihre Arbeitszeit selbst auf. „Das basiert alles auf Vertrauen“, sagt Senior-Geschäftsführer Gerhard Duschl. Ohne zuverlässige Mitarbeiter sei eine solche Regelung nicht möglich. „Zuverlässigkeit ist der Preis der Freiheit“, ergänzt Andreas Duschl. Um festzustellen, wann Mitarbeiter mehr oder weniger als im Vertrag vereinbart arbeiten, gibt es ein Ampelsystem für Plus- und Minusstunden.

Ist die Ampel grün, ist das Arbeitszeitkonto im freien Gestaltungsbereich des Mitarbeiters. Ist sie gelb, haben Angestellte mehrere Tage im Minus oder Plus angesammelt. Dann führt die direkte Führungskraft ein unbürokratisches Gespräch mit dem Mitarbeiter. „Das ist weder positiv, noch negativ, sondern dient der gemeinsamen Einschätzung“, sagt Duschl. So werde den Mitarbeitern Freiraum ermöglicht. Rot werde die Ampel meist nur, wenn es bei den Projekten „knirsche“ und sich viele Stunden sammeln. Dann gibt es eine Rücksprache mit dem zuständigen Geschäftsleiter, um eine gemeinsame Lösung zu finden.

Für solch eine Zusammenarbeit brauche es Offenheit und ehrliches Interesse. Nur so könne das Unternehmen „Lösungen auf Augenhöhe und mit Wert“ schaffen. In der Firma gehe es deshalb weniger um die Wochenarbeitszeit, sondern mehr um die Lebensarbeitszeit.

Neue Mitarbeiter bräuchten immer eine gewisse Zeit, bis sie sich an diese Freiheit und das flexible System gewöhnen.

Das Konzept funktioniert, denn die über 130 Angestellten bleiben dem Unternehmen treu. „Die Fluktuation liegt deutlich unter dem Branchenschnitt“, sagt Duschl junior.

Fluktuation liegt deutlich
unter Branchenschnitt

Die Hälfte der Mitarbeiter habe zuvor eine Lehre oder ein Praktikum bei ihnen gemacht oder schon während des Studiums dort gearbeitet. Zehn Mitarbeiter, die in den letzten Jahrzehnten bei Duschl angefangen haben, sind im Unternehmen in Rente gegangen. Fast alle haben danach auf geringfügiger Basis weitergearbeitet. Solche „langfristigen und tragfähigen Beziehungen“ seien das Ziel.

Die Geschäftsführer wollen ihren Mitarbeitern eine „berufliche Heimat“ geben. Wenn es nach dem Wirtschaftsministerium geht, haben die Duschl Ingenieure dieses Ziel jedenfalls erreicht. Paula L. Trautmann

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