Zahl der Überschuldungsfälle verringert

von Redaktion

Schuldner-Atlas Rosenheim/Oberbayern – Verbraucher bei Ausgaben vorsichtiger

Rosenheim – In der Region Rosenheim* sind deutlich weniger Verbraucher überschuldetet als noch im Vorjahr. Verantwortlich dafür waren die Konsumzurückhaltung und eine gewisse Ausgabenvorsicht im Zuge der Corona-Krise. Das ist das zentrale Ergebnis des diesjährigen Creditreform Schuldner-Atlas.

Zum Stichtag 1. Oktober 2021 wiesen demnach 53963 erwachsene Einwohner Überschuldungsmerkmale auf. Gegenüber dem Vorjahr (2020: 60096 Personen) verringerte sich die Zahl der Überschuldungsfälle deutlich um 10,2 Prozent bzw. um rund 6100 Personen. Auch bundesweit war ein spürbarer Rückgang der Überschuldung zu verzeichnen (- 10,1 Prozent).

Quote sinkt erstmals
unter sechs Prozent

Der Creditreform Schuldner-Atlas definiert private Überschuldung als einen Zustand, in dem die Einnahmen einer Person nicht mehr ausreichen, um dauerhaft den finanziellen Verpflichtungen nachkommen zu können. „Viele Verbraucher sind bei finanziellen Ausgaben vorsichtiger geworden“, sagte Philipp Ganzmüller, geschäftsführender Gesellschafter von Creditreform in Rosenheim. Zudem hätten die Verbraucher in den letzten zwölf Monaten weniger Gelegenheit zum Geldausgeben gehabt. Auch dadurch seien Überschuldungsprozesse vermieden worden.

Die Schuldnerquote, die sich aus der Zahl der überschuldeten Personen im Verhältnis zur Zahl der erwachsenen Einwohner ergibt, ist um 0,70 Prozentpunkte auf 5,97 Prozent gesunken (Vorjahr: 6,67 Prozent). Der Anteil der überschuldeten Personen an der Bevölkerung liegt damit erstmals seit 2004 unter der Marke von sechs Prozent. Im Bundesdurchschnitt beträgt die Schuldnerquote 8,86 Prozent, im Freistaat Bayern 6,43 Prozent. In allen Landkreisen und der kreisfreien Stadt Rosenheim sind die Schuldnerquoten im Jahresvergleich spürbar gesunken. Den stärksten Rückgang verzeichnete die kreisfreie Stadt Rosenheim. Die Schuldnerquote verringerte sich um 1,12 Prozentpunkte auf 9,05 Prozent. Im Landkreis Miesbach war ebenfalls ein starker Rückgang der Überschuldungsquote zu registrieren (- 0,79 Prozentpunkte auf 6,11 Prozent).

Die geringste Verbraucherüberschuldung in der Region weist der Landkreis Ebersberg auf (Schuldnerquote: 4,99 Prozent), gefolgt vom Landkreis Traunstein (5,07 Prozent) und dem Landkreis Rosenheim (5,75 Prozent). In der Stadt Rosenheim ist die Schuldnerquote am höchsten (9,05 Prozent). Innerhalb der Stadt Rosenheim schwankt die Verbraucherüberschuldung stark, je nach PLZ-Gebiet. Zwischen Männern und Frauen lassen sich weiterhin große Unterschiede in der Schuldnerbetroffenheit feststellen.

In der Region Rosenheim/Oberbayern sind 7,44 Prozent der erwachsenen Männer als überschuldet anzusehen. Bei den erwachsenen Frauen wiesen nur 4,21 Prozent Überschuldungsmerkmale auf. „Männer gelten bei Finanzentscheidungen generell als risikofreudiger“, ergänzte Ganzmüller. Das spiegele sich auch in einer höheren Überschuldungsintensität wider. Beide Geschlechter zeigen aber rückläufige Schuldnerquoten (Männer: – 0,89 Prozentpunkte; Frauen: – 0,56 Prozentpunkte). Zum Vergleich: Bundesweit sind 11,07 Prozent der Männer und 6,75 Prozent der Frauen überschuldet.

Die höchste Überschuldung lässt sich in der Altersgruppe der 30- bis 39-jährigen Verbraucher beobachten (Schuldnerquote: 8,08 Prozent), die geringste bei den Senioren ab 70 Jahre (Schuldnerquote: 2,57 Prozent). In den letzten zwölf Monaten nahm die Schuldnerquote in allen Altersklassen ab. Am deutlichsten fiel diese positive Entwicklung in der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen aus. Binnen eines Jahres ging die Schuldnerquote um 0,81 Prozentpunkte auf 6,15 Prozent zurück. Von den jungen Erwachsenen unter 30 Jahren weisen aktuell 4,32 Prozent Überschuldungsmerkmale auf. Das ist eine deutlich geringere Betroffenheit als im Bundesdurchschnitt (6,98 Prozent). Die Zahl der Personen mit harten Überschuldungsmerkmalen (u.a. gerichtliche Merkmale wie ein Insolvenzantrag) hat sich erneut verringert. In der gesamten Region gab es 33019 betroffene Personen. Das waren 5,7 Prozent Fälle weniger als im Jahr zuvor.

Gescheiterte
Existenz als Auslöser

Die Zahl sogenannter weicher Überschuldungsfälle, bei denen die Überschuldung noch nicht zu gerichtlichen Negativmerkmalen geführt hat, nahm erstmals seit 2016 wieder ab; um 16,5 Prozent auf 20944 Personen. „Die Gefahr, dass sich Überschuldung verhärtet, steigt bei Einkommenseinbußen, beispielsweise wenn die Konjunktur schwächelt“, warnte Creditreform-Geschäftsführer Philipp Ganzmüller. Ein häufiger Überschuldungsauslöser sei auch eine gescheiterte Selbstständigkeit. Durch die Corona-Krise drohen in den nächsten Monaten möglicherweise in diesem Bereich vermehrt Fälle.

*Landkreise Rosenheim, Traunstein, Berchtesgadener Land, Ebersberg, Mühldorf/Inn, Miesbach, Altötting und kreisfreie Stadt Rosenheim.

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