Haag/Feldkirchen-Westerham/Nußdorf/Schnaitsee – Wenn Diesel, Gas, Öl und Co. teurer werden, steigen zwangsläufig auch die Lebensmittelpreise. Das werden die Verbraucher merken, wenn sie einkaufen, bedauern Produzenten aus dem Handwerk und der Industrie sowie Transportunternehmer aus den Landkreisen Rosenheim, Mühldorf und Traunstein.
So hoch war die Inflation seit 30 Jahren nicht mehr: Die Verbraucherpreise stiegen um voraussichtlich 5,2 Prozent im Vorjahresvergleich, so lautete am Montag die Hiobsbotschaft aus dem Statistischen Bundesamt.
Hoher Aufwand
für Sprit und Heizung
Diesen Trend bemerkt auch Angelo DiLena, stellvertretender Vertriebsleiter der Milchwerke Jäger aus Haag.
Die Preise würden deutlich anziehen – beziehungsweise seien die Kosten für viele Produkte schon angehoben worden, berichtet er. „Zu der saisonal bedingten Milchknappheit kommt noch der hohe Aufwand für Sprit, Heizung und Strom, aber auch die Kosten für Verpackungen – wie Tetrapak und Folien für Käse – seien „vehement“ gestiegen, so der Vertriebsleiter.
Das schlage sich auf die Verbraucherpreise nieder, die seit September sukzessive angehoben werden, so DiLena. So kostet beispielsweise ein Stück Butter bei Jäger im eigenen Feinkostladen in Haag mittlerweise 1,65 Euro, vormals waren es 1,45 Euro – das ist eine Erhöhung um rund 13 Prozent.
Florian Steffl, Obermeister der Bäcker-Innung Rosenheim und Inhaber der Hofbäckerei Steingraber in Vagen, ein Ortsteil von Feldkirchen-Westerham, geht davon aus, dass die Lebensmittelpreise grundsätzlich steigen werden.
„Die hohen Energiekosten, sei es für Heizung, Strom oder Sprit, ergeben zwangsläufig höhere Kosten, sowohl für die Verbraucher als auch für die Unternehmer“, meint Steffl. „Vorsichtig ausgedrückt, denke ich, dass die Preise nächstes Jahr bis zu fünf Prozent steigen könnten“, prophezeit er. Das wären bei einer Semmel, die jetzt 40 Cent kostet, ein Aufschlag von etwa zwei Cent. Der Obermeister will die steigenden Energiekosten allerdings nicht auf dem Rücken der Kunden austragen. „Es gibt andere Wege, um Kosten einzusparen. Wir versuchen, Arbeitsabläufe zu optimieren, Liefertouren genau zu planen, damit die Fahrer keine Leerfahrten machen. Und wir investieren in Technik und neue Gerätschaften“, erklärt der Obermeister sein Vorgehen.
So will es auch Edmund Ernst von der Brauerei Baderbräu in Schnaitsee halten. Da sich sein Bier sowieso schon im höherpreisigen Segment befinde – bei 18 Euro pro Kasten – will der Brauer die Mehrkosten anderweitig verteilen, um damit die Konsumenten nicht zu belasten.
Gar nicht so einfach, denn nicht nur die horrenden Spritpreise sind das Problem. Auch die Preise für Bierkästen, Flaschen und Malz sind angestiegen. Grundsätzlich wird der Kasten wohl ab Frühjahr 2022 20 Euro kosten, so Ernst. Das ist eine Erhöhung von circa fünf Prozent.
Auch Georg Dettendorfer von der Johann Dettendorfer Spedition Ferntrans GmbH & Co. KG in Nußdorf, bestätigt: „Natürlich wird‘s teurer – auch bei den Lebensmitteln.“ Das liege auch an den gestiegenen Transportkosten.
Die Hersteller arbeiten oft auf Kontaktbasis mit den Speditionen zusammen, erklärt er. Somit werden die Logistikkosten für eine bestimmte Zeitspanne festgeschrieben.
„Wir fahren keine Frisch-, sondern nur Trockenprodukte, wie etwa Tomatenkonserven aus Italien. Da werden alle drei bis sechs Monate die Kontrakte neu gezeichnet“, so der Spediteur.
Speditionen suchen
Lastwagenfahrer
Viele Speditionen arbeiten mit einjährigen Transportverträgen. Der Spritanteil wird durch den Dieselfloater abgesichert. Das ist ein veränderbarer Zuschlag, der sich automatisch an die Entwicklung des Kraftstoffpreises anpasst. Seine einzige Aufgabe ist es, den schwankenden Preisen entgegenzuwirken, wie Dettendorfer erklärt.
Doch seien es nicht nur die steigenden Treibstoffkosten, die sich auswirken würden. Auch die Personalkosten erhöhen sich nach seinen Angaben. Außerdem kämpft die Branche mit einem weiteren Problem: „Wir haben einen großen Fahrermangel“, so Dettendorfer.
In seine Kostenkalkulation für den Transport fließen ein Drittel Spritkosten ein, ein Drittel ist Personalanteil und ein Drittel entfällt auf Fahrzeugfinanzierung, Versicherung, Steuer, Maut und Instandhaltung. „Derzeit fahren wir an der Kapazitätsgrenze und können keine neuen Kunden mehr aufnehmen – weil uns eben die Fahrer fehlen“, so Georg Dettendorfer.