Kaum Rohstoffmangel bei Autoteilen

von Redaktion

Trotz europaweiter Lieferschwierigkeiten sind Händler meist noch im grünen Bereich

Bad Aibling/Kolbermoor/Tuntenhausen – Ob in der Baubranche, Computertechnologie oder Automobilindustrie – aufgrund der Corona-Pandemie herrschen aktuell in vielen Bereichen Lieferschwierigkeiten und Rohstoffmangel. Wie geht es den Autohändlern im Mangfalltal?

„Probleme bei Lieferungen gibt es besonders im Neuwagenbereich“, sagt Verkaufsleiter Andreas Schmid vom Autohaus Englhart in Beyharting bei Tuntenhausen.

Zwei Jahre Wartezeit
für ein Campingmobil

Statt sechs Wochen müssten Kunden nun bis zu einem halben Jahr auf ihr Auto warten, und das sei noch gut. Von Kollegen wisse er, dass manche Firmen eine Wartezeit von einem Jahr ansetzen müssen. Das sei keine Seltenheit mehr.

Die momentan verfügbaren Rohstoffe werden vor allem in den Bereich der E-Mobilität eingesetzt, so Schmid. Denn die müssten gut verfügbar sein. „Auch der Campingbereich boomt“, weiß der Verkäufer. In den vergangen beiden Jahren seien Camper wahnsinnig beliebt geworden. Es gebe eine Wartezeit von bis zu zwei Jahren.

Das sei eine schwierige Situation für die Händler und jeden Monat eine neue Herausforderung. Der Markt müsse nun mit Gebrauchtwägen abgefedert werden, so Schmid. Die Kunden hätten Verständnis dafür, weil sie wissen, dass es ein „allgemeines Problem im europäischen Raum“ ist. Die Lieferung von Ersatzteilen sei weniger ein Problem. „Die Grundversorgung von Teilen und Reifen ist da“, sagt der Verkaufsleiter. Nur ganze Motoren oder Getriebe seien manchmal schwer zu bekommen.

Lieferschwierigkeiten habe es beim diesjährigen Winterreifenwechsel im Autohaus Eder in Kolbermoor nicht gegeben, so Geschäftsführer Willi Bonke. Es könne zwar vorkommen, dass ein Reifen mal nicht auf Lager ist. Das seien aber „wenige Einzelfälle“. Besonders, da das Autohaus nur Standard- oder Premiumreifen verwende. Die seien bei den Kunden beliebt aufgrund ihres guten Profils. Billigreifen aus osteuropäischen Ländern gebe es bei Eder hingegen nicht. „Wenn Sie mit einem schlechten Reifen fahren, kann das sehr schnell gefährlich werden“, sagt Bonke. Das erhöhe die Unfallgefahr.

Um die zu verringern, rät er jedem Kunden, die Winterreifen alle drei Jahre auszutauschen. Denn desto härter der Reifen über die Zeit wird, desto schlechter wird er. „Das ist wie bei Gummibärchen“, weiß der Geschäftsführer. Rund 60 Prozent seiner Kunden hören auf ihn. Jeden Winteranfang wechseln die Mechaniker im Autohaus Eder 700 bis 800 Reifensätze. Das passiert meist in den sechs Wochen von 15. Oktober bis Ende November. „Rund 90 Prozent der Kunden kommen in dieser Zeit vorbei“, sagt Bonke. Anfang Dezember kümmern sich seine Angestellten wieder mehr um andere Dinge, wie Kundenservice oder Reparaturen.

Auch im Autohaus Neumaier in Bad Aibling waren rund 800 Kunden zum Reifenwechsel. „Wir hatten keine Lieferschwierigkeiten“, sagt Geschäftsführer Michael Neumaier. Der Händler habe aber eine „Sonderstellung“, weil das Unternehmen zum Jahresanfang einen Reifenservice übernommen und sich so mit Rädern eingedeckt hat. Manche Reifengrößen habe es zwar wirklich nicht mehr gegeben oder nur mit verzögerter Lieferung, ein Problem sei das aber noch nicht, so Neumaier.

Um den Kunden beim Reifenwechsel oder Reparaturen vor einer Corona-Infektion zu schützen, achten die Mechaniker und Verkäufer auf den Infektionsschutz. Wenn sie an ihrem Arbeitsplatz sitzen, müssen sie keine Maske tragen. „In dem Moment, in dem ein Mechaniker im Auto sitzt oder mit dem Kunden Kontakt hat, schon“, sagt Neumaier.

Mehr Kunden nutzen
den Nachtschalter

Auch im Autohaus Eder werden die Hygieneregeln eingehalten, so Geschäftsführer Bonke. Zudem werden die Lenkräder und Schalthebel der Autos stets desinfiziert. Mittlerweile nutzen auch mehr Kunden den Nachtschalter. Dort können sie ihren Schlüssel einwerfen und das Auto so ganz kontaktlos abgeben. „Früher waren das nur rund zehn Leute, heuer waren es sicher 40“, sagt Bonke.

Dank der großen Räume müsse die Besucheranzahl im Autohaus Englhart nicht eingegrenzt werden. „Wir tun alles dafür, dass die Kunden geschützt sind und trotzdem mobil bleiben“, so Verkaufsleiter Schmid. In den „Hochphasen“ gab es in der Werkstatt deshalb Schichtbetrieb, auch um den Service aufrechtzuerhalten. Wie es nach Neujahr weitergehe, werde sich herausstellen.

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