Mühldorf/Töging – Die Übergabe oder der Verkauf von Familienfirmen, die keine Nachfolger haben, stellt viele Unternehmer vor Probleme. Vor allem Kleinbetriebe stehen dann oft vor der Auflösung. Wie ein Übergang gelingen kann, zeigt das Beispiel des kleinen Töginger Betriebs „Brandschutz Severin“.
Nischenbetrieb
findet Interessenten
Über 80 Jahre alt sind die Inhaber des Spezialunternehmens. Bis vor Kurzem, als Jürgen Meindl „Brandschutz Severin“ übernommen hat, waren Christa und Günther Severin im Namen ihrer Firma unterwegs. „Wir haben bis zuletzt rund 4000 private und gewerbliche Kunden betreut“, sagt Günter Severin über das von ihm vor gut 40 Jahren gegründete Unternehmen. Zeitweise haben dabei für ihn und seine Frau Christa bis zu zehn Angestellte gearbeitet.
Doch in den vergangenen Jahren hatten die Spezialisten für Feuerlöscher aus Töging zunehmend auf Werbung verzichtet und das Geschäft nur noch zu zweit abgewickelt. „Trotzdem hatten wir täglich immer noch etwa 40 Feuerlöscher zu prüfen“, erinnert sich Christa Kratky-Severin an die Arbeit, die hauptsächlich in den Landkreisen Altötting und Mühldorf zu erledigen war.
Zu besten Zeiten hat „Brandschutz Severin“ Aufträge im ganzen süddeutschen Raum angenommen. „Bis nach Stuttgart bin ich gefahren“, erinnert sich Günther Severin, der neben der Prüfung der Feuerschutzanlagen in den Firmen auch Brandschutzhelfer ausbildete.
Da Prüfungen von Feuerschutzanlagen im gewerblichen Bereich alle zwei Jahre erfolgen müssen, läuft das Geschäft nach seinen Angaben gut. Auch wechselten die Kunden in dem Bereich selten den Anbieter.
Trotzdem war die Zeit gekommen, die Firma zu verkaufen, erzählen die Severins. Sie wandten sich an die Mühldorfer Beraterfirma Wanner, die sich auf Firmenübergaben spezialisiert hat. „Nach vier Monaten hat unser Team die Nachfolgefrage zur Zufriedenheit aller Seiten klären können“, ersagt Unternehmensberater Reinhold Wanner. Eine relativ kurze Zeit, in der es einige Hürden zu überwinden galt. So sollte als vertrauensbildende Maßnahme der Firmenname erhalten bleiben, eine entsprechende GmbH mit Sitz im Töginger Innpark wurde gegründet.
Für die Firma Severin musste Alexander Rehberger von der Unternehmensberatung Wanner zunächst die Branche analysieren. Er stieß dabei auf drei mögliche Käufergruppen: Gründer, Firmen die ihr Geschäftsfeld erweitern möchten sowie Unternehmen, die bereits in diesem Umfeld tätig sind und Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten übernehmen möchten. Die Trostberger Firma „Brandschutz Alztal“ repräsentiert mit ihrem Chef Jürgen Meindl die letztere Käufergruppe. Letztendlich gab das vorhandene Know-How den Ausschlag, der auch das Unternehmerehepaar Severin zufriedenstellt.
Sehr hoher
Beratungsbedarf
Unternehmensberater Wanner sieht hohen Beratungsbedarf bei Übernahmen vor allem kleiner Unternehmen: „Sie haben häufig keine hohe Kapitalausstattung, um eine Übernahme zu organisieren.“ Somit werde meist ein Nachfolger in der Familie oder in der Belegschaft gesucht, der die Firma kostenfrei oder gegen Ablöse übernimmt. „Der Firmenwert an sich bleibt dabei unberücksichtigt“, sagt Wanner. Statistiken der Staatsregierung zeigen laut Wanner, dass deshalb viele Unternehmen am Ende liquidiert werden und Arbeitsplätze verloren gehen. Das Beispiel der Severins zeige aber, dass es auch für solche Firmen die Möglichkeit des Verkaufs und des Weiterbetriebs gebe.