Haag/Schnaitsee – Wer derzeit im Supermarkt auf der Suche nach Sonnenblumenöl ist, hat oft Pech. Die Regale sind leer. Die Ursachen des Problems sind vielfältig und das bekommen auch regionale Öl-Hersteller zu spüren. „Früher hat der Liter Öl einen Euro gekostet, jetzt kostet er fünf Euro“, kommentiert Anton Lamprecht die Situation. Lamprecht ist Inhaber der Ölmühle Garting in Schnaitsee, sein Spezialgebiet sind kaltgepresste Öle.
Kunden kaufen „Riesenmenge“
Seit dem Ukraine-Krieg hat er viel mit Hamsterkäufern zu kämpfen. Vor allem bei Kriegsbeginn sei es eine „Riesenmenge“ gewesen. Mit der Produktion sei er kaum hinterhergekommen. „Hauptsächlich glaube ich, dass es kein Öl gab und so die Leute im Internet nach Ersatz suchten.“ Inzwischen hätte sich die Lage wieder etwas beruhigt, die Anfragen seien zurückgegangen. Trotzdem stehe fest: „Es ist weiterhin eine erhöhte Nachfrage“, auch Supermarktketten, hätten bei ihm angefragt.
Von erhöhtem Kaufverhalten der Kunden berichtet auch Carina Dokl von der Presseabteilung von Edeka Südbayern. Manche der Kaufleute hätten ihre Kundinnen dazu aufgerufen nur haushaltsübliche Mengen bestimmter Artikel einzukaufen, so Dokl.
Doch das eigentliche Problem, zumindest für die Supermärkte, ist der Rohstoffmangel. „Bei Speiseölen ist das Angebot aktuell geringer als üblich“, erklärt Christian Böttcher, Pressesprecher des Handelsverbands für Lebensmittel. „Das betrifft vor allem Sonnenblumenöl und ist eine unmittelbare Folge des Russland-Ukraine-Krieges, da die Ukraine zu den weltweit wichtigsten Exporteuren von Sonnenblumenöl zählt“, so Böttcher weiter.
„Je länger dieser schreckliche Krieg dauert, desto stärker beeinflusst er auch künftig die Warenverfügbarkeit.“ Dokl berichtet Ähnliches: „Die Situation ist gerade sehr dynamisch“, so Dokl. „Aktuell können wir in enger Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten eine ausreichende Versorgung mit allen Produkten des täglichen Bedarfs sicherstellen.“
In Einzelfällen könne es allerdings bei bestimmten Produkaten zu kurzzeitigen Lieferengpässen kommen, das betreffe insbesondere Speiseöle, die zum Teil auch aus der Ukraine stammen. Lamprecht hat zwar noch keine Probleme an seine Rohstoffe zu kommen, das liege aber auch daran, dass das Öl „nicht, das ist, was die Leute normalerweise kaufen.“ Im Gegensatz zu industriell hergestellten Ölen beziehe er seine Sonnenblumenkerne aus Bayern und nicht aus der Ukraine. Auch Margot Erber, Betreiberin der Bio-Manufaktur Erber in Haag, die ebenfalls Öle herstellt, bestätigt: „Hochwertige Öle sind vorhanden.“ In der Biobranche seien die Auswirkungen des Ukraine-Krieges nicht zu spüren, meint Erber.
Aber auch ein Aufbau von Vorräten von konventionellen Ölen sei weiterhin nicht nötig, so Dokl. Im Gegenteil, sie könnte der Situation sogar noch schaden, wie Böttcher zu bedenken gibt. „Es ist wichtig, dass Kunden besonnen und in haushaltsüblichen Mengen einkaufen“, so Böttcher.
Lieferketten drohen
zu überlasten
Die Kapazitäten der Lieferketten bei Rohstoffbeschaffung, Verarbeitung, Lagerung und Transport würden sich am planbaren Bedarf der Endabnehmer orientieren. „Für den Einzelhandel mit Lebensmitteln ist das in erster Linie der Nahrungsmittelverbrauch privater Haushalte.“ Wenn die Nachfrage durch Bevorratungsverhalten sprunghaft ansteige, komme es mit großer Wahrscheinlichkeit zu Versorgungsengpässen, weil keine Lieferkette in der Lage sei, das Angebot in kurzer Zeit der schnell und übermäßig gestiegenen Nachfrage anzupassen. Auch Lamprecht sieht wenig Anlass zur Sorge: „Dass das Öl ausgeht, kann ich mir nicht vorstellen.“