„Situation ist für alle Seiten untragbar“

von Redaktion

Interview Georg Dettendorfer über die Herausforderungen der Blockabfertigung

Nußdorf – In der kommenden Woche hat Österreich viele Blockabfertigungstermine gelegt. Nur am Samstag dürfen Lkw ungehindert nach Österreich fahren. Die Folgen sind Zeitverzögerungen bei der Warenanlieferung und Preissteigerungen bei den Abnehmern. Georg Dettendorfer, Geschäftsführer der Spedition Johann Dettendorfer und IHK-Vizepräsident, schildert in einem Interview mit den OVB-Heimatzeitungen die Herausforderungen, denen er sich kommende Woche stellen muss. Und er geht darauf ein, ob sich die ständigen Staus bald auch auf die Verbraucherpreise im Supermarkt auswirken werden.

In der kommenden Woche sind insgesamt vier Blockabfertigungen geplant. Wie planen Sie als Spediteur in einer solchen Woche?

Lieferungen von und zu Kunden eine ganze Woche verschieben funktioniert leider nicht – wir müssen also sehen wie wir am besten nach Tirol und Italien kommen. Als ortsansässige Firma sind wir leider durch die Staus auch bei der Anfahrt unserer Heimatstandorte benachteiligt und müssen unsere regionalen Kunden dadurch teils in der Nacht versorgen. Wir informieren proaktiv unsere Kunden und machen auf kommende Transportverzögerungen aufmerksam.

Neben der Belastung, die Sie als Spediteur haben, gehe ich davon aus, dass auch für Ihre Fahrer eine Blockabfertigung Stress bedeutet…

Maximaler Stress und Belastung – unmenschlich – und an die Fahrer denken die Verantwortlichen am wenigsten! Viele Fahrer haben aus diesem Grund schon den Beruf gewechselt beziehungsweise verweigern Fahrten nach Tirol oder über den Brenner.

Lkw, die aufgrund der Blockabfertigung einen Umweg fahren oder lange im Stau stehen, bedeuten höhere Lieferkosten. Schlagen sich die Dosiermaßnahmen am Ende des Tages auf den Warenpreis, den der Verbraucher zu zahlen hat, aus?

Ja, die Kosten für Transporte nach Tirol oder Italien haben sich in den letzten Jahren massiv verteuert. Leider haben wir derzeit nur wenige wirtschaftliche Alternativen zur Straße.

Welche Forderungen haben Sie an die Politik? Was muss Ihrer Meinung nach jetzt getan werden?

Es müssen kurzfristig Lösungen für eine Entspannung gefunden werden. Die jetzige Situation ist für alle Seiten untragbar.

Welche Lösungsansätze hätten Sie als Logistik-Experte?

Königsweg ist die Verlagerung auf die Schiene – dazu müssen allerdings schnellstmöglich Voraussetzungen geschaffen werden. Der derzeit größte Engpass bei der Verlagerung auf die Schiene liegt an den Verladeterminals in allen drei Ländern! Stand heute können nur marginal mehr LKW umgestellt werden. Eine sofortige Entspannung würde das Aufheben des Nachtfahrverbots für Euro-6-LKW, die die modernste Emissionsklasse haben, mit sich bringen.

Interview: Katharina Koppetsch

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