Wider den Arbeitskräftemangel

von Redaktion

Rosenheimer Firma „esmo“ gewinnt Ausbildungspreis der Stadt

Rosenheim – Die Zeiten, in denen wir leben, sind turbulent, auch für die Wirtschaft: Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine stellten und stellen so gut wie alle Betriebe vor neue, so noch nicht gekannte Herausforderungen. Umso wichtiger ist es, dass eines eine feste Konstante bleibt: die fundierte Ausbildung des Nachwuchses. Denn wenn diese vernachlässigt wird, verstärkt sich für die Zukunft ein jetzt schon absehbares gravierendes Problem – das der fehlenden Fachkräfte.

Besondere
Bedeutung

Dem Martha-Pfaffenberger-Ausbildungspreis, den die Stadt alle zwei Jahre verleiht, kommt deshalb gerade jetzt durchaus besondere Bedeutung zu, wie Oberbürgermeister Andreas März bei der Feier zur Preisverleihung betonte. Und er verdeutlichte die Rahmenbedingungen mit harten Zahlen: Schon derzeit fehlen den Betrieben in Deutschland rund 270000 Arbeitskräfte, eine Zahl, die sich nach den Berechnungen bis 2030 bis auf eine halbe Million steigern soll. Ein Mangel, der die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Bayern senken wird, wie der Oberbürgermeister warnte, von den anderen Folgen, wie etwa das Ingangsetzen einer Lohn-Preis-Spirale, ganz zu schweigen.

Ausbildung des Nachwuchses ist also das Gebot der Stunde, doch Ausbildung ist nicht gleich Ausbildung. Der Martha-Pfaffenberger-Preis zeichnet deshalb Betriebe aus, die, wie Andreas März sagte, „bei ihren Anstrengungen deutlich mehr tun, als sie eigentlich tun müssten und dabei auch beispielhafte Konzepte verwirklichen“. Was damit gemeint ist, zeigt sich deutlich beim diesjährigen Preisträger „esmo AG“, die seit ihrer Firmengründung 2001 eine feste Position in der Halbleiterindustrie hat, mittlerweile aber auch im Bereich Sondermaschinenbau und Automatisierung tätig ist. Felder, in denen fachliche Qualifikation besonders wichtig ist, egal ob es sich um Industriemechaniker, Mechatroniker oder technische Produktdesigner handelt. Bei „esmo“ versucht man, das Problem des Fachkräftemangels dadurch zu lösen, indem man die benötigte Mann- und Frauen-Power vor allem über die eigene Ausbildung rekrutiert. Ein Konzept, das auch die 100-prozentige Übernahmequote der Ausgebildeten erklärt.

Eine solche Quote setzt natürlich auch voraus, dass die jungen Menschen nach ihrer Ausbildung überhaupt in ihrer Firma bleiben wollen. Den Nachwuchs nicht nur zu schulen, sondern ihm dabei auch von Anfang an das Gefühl zu geben, ein wichtiger Bestandteil der gesamten Firma zu sein, ist hier der Schlüssel. Mit Inhalt gefüllt wird er bei „esmo“ durch eine möglichst individuelle Betreuung der etwa fünf bis sechs neuen Nachwuchskräfte, die es pro Jahr gibt. Zum Beispiel auch beim wöchentlich stattfindenden „Betriebsunterricht“. Nicht nur hier geht es auch darum, wie Geschäftsführer Andreas Rothstein betonte, den Nachwuchskräften spürbar zu machen, dass sie als Basis für die Zukunft der Firma angesehen werden. Und selbstverständlich sei es auch, dass man sich um einen hohen Frauenanteil in den technischen Ausbildungsberufen bemühe. „Deshalb“, so Andreas Rothstein, „sind wir auch immer an der Aktion „Girls‘ Day“ beteiligt, denn es hat sich herausgestellt, dass die jungen Frauen, die sich für technische Berufe entscheiden, ihre männlichen Ausbildungskollegen nicht selten überflügeln: Sie haben sich ganz bewusst für einen solchen Beruf entschieden und zeigen deshalb oft noch mehr Engagement und Biss.“

Enge Kooperation
mit der IHK

Andreas Bensegger, der als Vorsitzender des Regionalausschusses der Industrie- und Handelskammer (IHK) die Laudatio bei der Preisverleihung hielt, betonte noch einen weiteren Umstand, der esmo auszeichnet: Die Ausbilder der Firma stellen sich ehrenamtlich auch für die Prüfungen zur Verfügung. Der damit verbundene enge Kontakt sei auch für die IHK hilfreich, denn man habe immer ein offenes Ohr für gute Konzepte innerhalb der betrieblichen Ausbildung, die dann möglicherweise von anderen Firmen aufgegriffen werden könnten.

Für Oberbürgermeister Andreas März war jedenfalls klar: „Solange es Firmen wie esmo gibt, für die die Ausbildung des Nachwuchses nicht nur Beiwerk ist, sondern als zentrale Aufgabe angesehen wird, solange dieses Beispiel und die damit verbundenen Konzepte von anderen immer wieder aufgegriffen werden, solange bleibt die Wirtschaft in der Region auch bei ungünstigen Rahmenbedingungen gut aufgestellt“.

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