Wie aus dem Nichts

von Redaktion

Rimstinger Unternehmen bringt mit Lasergravur Muster auf verschiedene Materialien

Rimsting – Es wirkt schon ein wenig gespenstisch. Denn wenn der Laser seines Halbautomaten mit seiner Arbeit beginnt, sieht man nichts – außer, wie das gebündelte Licht Muster in das Material hineinbrennt. Ein CO2-Laser, wie Raimund Steinberger erklärt. Er steht am Steuerungscomputer der Maschine. Eine von insgesamt vier, die er in seinem gleichnamigen Unternehmen nutzt. Dazu, um feine Muster auf Papier, Holz oder andere Materialien zu übertragen.

Neue
Herausforderung

Der 50-Jährige hat sich vor zehn Jahren selbstständig gemacht. Eigentlich ist er gelernter Drucker, später setzte er noch seinen Techniker obendrauf. Dies sei wohl seinem Sternzeichen Waage geschuldet, welches ihn immer nach neuen Herausforderungen suchen lasse. Hier blieb er sich treu.

Zwei Jahre später setzte er noch ein Betriebswirt obendrauf. Nachdem er 22 Jahre im Vertrieb einer Münchner Druckerei tätig war, wollte er sich vor zehn Jahren nochmals verändern. „Ich habe schon immer irgendwie einen Weg in die Selbstständigkeit gesucht.“ Schon bei seiner damaligen Firma in München habe er einen Laserplotter entdeckt. Eine Maschine, in welcher die Diode für den Lichtstrahl auf einer Schiene montiert wie der Stift auf einer Zeichenmaschine. Sein eigenes Gerät kaufte er sich gebraucht und fing mit Schmuckkarten an.

Inzwischen hat der Rimstinger nicht nur einen neuen Laserplotter, sondern insgesamt vier Maschinen, mit denen er verschiedene Materialien mit Lasern bearbeitet. Dies gemeinsam mit seiner Frau, seinem Opa und ein paar Aushilfen, die auf Zuruf dazustoßen, wenn das Geschäft personell an seine Grenzen stößt. In seiner vor fünf Jahren gebauten Halle stehen seine Laser, die ihren Strom zum Teil auch aus einer Solaranlage beziehen. Dort riecht es ein wenig nach Räucherstäbchen. Kein Wunder, denn in einer der Maschinen liegen gerade dünne Holzplatten, in welche der Laser ein Muster einbrennt.

Denn die Materialien, auf denen er mittels Lasern Muster aufträgt, sind längst über Papier und Pappe hinausgewachsen. Raimund Steinberger zieht eine Glasflasche aus einem Karton, ein gefärbtes Gefäß, auf dem rundherum schwarzes Pulver gebrannt wurde. In seinem Halbautomaten wird er diese später einspannen, damit der Laser die Farbschicht nach Vorgabe des Musters wieder abträgt. Die Halterungen hierfür lässt er anfertigen, von einem Geschäftspartner, der einen 3D-Drucker sein Eigen nennt. Ohnehin sei Netzwerken wichtig in seinem Geschäft. Nicht nur, um neue Aufträge an Land zu ziehen. Auch, um nicht alles selbst machen zu müssen. „Wenn ich brenne, kann ich auch andere dafür begeistern“, findet Steinberger.

Bis zu 300000
Karten pro Jahr

Die Muster, nach denen Steinbergers Laser die Rohlinge abfährt, liegen digital vor, um der Maschine genau zu sagen, wo sie anfangen und aufhören soll. Einfacher hat er es bei seinem Vollautomaten, an dem flache Vorlagen automatisch an einem Transportband durch die Maschine laufen, um von den Lasern bearbeitet zu werden. Zum Beispiel für einen Konturschnitt von Aufklebern, im Fachjargon: Kiss-Cut. Das sind jene Kleberl, bei denen die Form direkt auf dem Bogen ausgeschnitten werden, ohne das Material rundherum abzuschneiden.

Mit dem Vollautomaten bestreite er auch sein Hauptgeschäft. Das bestehe nach wie vor aus Glückwunsch und Weihnachtskarten. Bis zu 300000 Stück pro Jahr könne er mit seiner Maschine produzieren, sagt Steinberger. Wohin er noch will? Dass er seine Firma noch erweitert, schließt er nicht aus. Aber konkrete Absichten hat er keine.

Als „sehr innovativ“ bezeichnet Rimstings Bürgermeister Andreas Fenzl (CSU), den Lasergraveur aus seiner Gemeinde. Inhabergeführte Betriebe wie Steinbergers seien für die Gemeinde wichtig. Dies nicht nur wegen der Gewerbesteuer, sondern auch, weil lokale Arbeitsplätze geschaffen würden. Etwas, das Fenzl selbst zu schätzen weiß, seitdem er nicht mehr nach Rosenheim zur Arbeit pendeln muss.

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