Mühldorf/Töging – Die Schreiner-Innungen der Landkreise Mühldorf und Altötting wollen im kommenden Jahr fusionieren. Das gab Mühldorfs Obermeister Stefan Mooshuber bei der gemeinsamen Lehrlings-Freisprechung beider Innungen im Töginger Volksfeststadl bekannt. Alle Lehrlinge, die zur Gesellenprüfung angetreten waren, 20 aus der Innung Mühldorf und 16 aus Altötting, erhielten an dem Abend ihre Gesellenbriefe. Zugleich wurde auch das 100-jährige Bestehen der Innungen gefeiert.
Effektive
Kooperation
Die Innungen arbeiteten schon seit vielen Jahren zusammen. Um die Kooperation noch effektiver zu gestalten, habe man sich zu der Fusion entschieden. Mooshuber zufolge ist dies die letzte Innungsfusion in beiden Landkreisen, alle anderen Innungen hätten diesen Schritt bereits vollzogen. Weitere Informationen dazu waren bei der Veranstaltung nicht zu erhalten.
Mooshuber erinnerte an die Gründungsjahre 1920 und 1921 in damals schwierigen Zeiten, geprägt von Krieg, Inflation und Spanischer Grippe. Der Zusammenschluss der Betriebe sei damals erfolgt, um wirtschaftlich zu überleben. Geblieben seien nach vielen Veränderungen in den vergangenen 100 Jahren bis heute die Grundwerte: Zusammenhalt, Einsatz für den Kunden, Lehrlingsausbildung und gegenseitige Unterstützung.
Deutliche Worte für die Politik fand Landesobermeister Werner Daxenberger, bezogen auf Corona-Krise und Ukraine-Krieg: „Die Politik hat Handwerk und Mittelständler in keiner Weise unterstützt. Wir helfen uns einfach selbst – anders geht’s nimmer!“ Der Landesobermeister forderte, akademische und handwerkliche Ausbildung gleichzustellen. „Ausbildung ist auch Bildung“, so Daxenberger. Der Gesellenbrief sei dabei die Basis für eine beruflich erfolgreiche Zukunft. Er kritisierte auch die Besteuerungs- und Abgabenpraxis beim Leisten von Überstunden. Auf einen 450-Euro-Job auszuweichen, rentiere sich mehr. „Wir werden in keiner Weise unterstützt, dass sich in Deutschland faires Arbeiten rentiert“, äußerte der Landesobermeister vor zahlreichen Ehrengästen aus Politik und Wirtschaft. Er appellierte an die jungen Gesellen, in der Region zu bleiben und zu arbeiten.
Der Landtagsabgeordnete Dr. Martin Huber (CSU) sprach von einem Jubiläum der Innungen unter schwierigen Rahmenbedingungen. Auf die von Mooshuber geäußerte Bitte nach Unterstützung bei der Energie- und Materialversorgung sagte Huber, die Politik sei bestrebt, Möglichkeiten für funktionierende Lieferketten zu finden. Dem Nachwuchsmangel wolle man mit Initiativen bei Eltern und vor allem in Schulen begegnen.
„Handwerk Kernstück
der Wirtschaft“
Altöttings stellvertretender Landrat Hubert Gschwendtner bezeichnete die Innungen als wichtigen und kompetenten Ansprechpartner der Betriebe vor Ort. Das Handwerk sei ein Kernstück der wirtschaftlichen Leistungskraft im Land und liefere immer wieder neue Impulse.
Überreicht wurden die Gesellenbriefe von den beiden Obermeistern Stefan Mooshuber und Christian Rusitschka von der Innung Altötting.
Die Besucher konnten die Gesellenstücke der jungen Schreiner betrachten. Die Blaskapelle „d‘ Veranstaltung“ umrahmte die Feier musikalisch. Den künstlerischen Schlusspunkt des Abends setzte schließlich der Kabarettist Stefan Kröll, der selbst auch Schreinermeister ist.