Krisenstimmung beim Wirtschaftstag

von Redaktion

Energiepreise und Fachkräftemangel bereiten Rosenheimer Unternehmen Sorgen

Rosenheim – Rund 100 Vertreter aus der bayerischen Wirtschaft trafen sich zum zehnten Rosenheimer Wirtschaftstag im Hochhaus der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling, um „eine bessere Sicht auf die Problemlage zu vermitteln“. Für Bürgermeister Andreas März ging es um nicht weniger, als um den Erhalt der Demokratie. „Denn all die Probleme haben eines gemeinsam: Sie treiben die Staatsverschulung und die Preise nach oben. Zerfällt am Ende der Wert des Geldes, zerfällt auch das Vertrauen in die Gesellschaftsordnung“, meint der Rathauschef.

Expertise aus der
Region

Auch der Rosenheimer Landrat Otto Lederer betonte, wie wichtig es sei, dass so viele Experten zusammenkommen, um sich auszutauschen. „Mich erreichen in meiner Funktion täglich Anfragen zur aktuellen Situation, die ich ehrlicherweise nicht vollumfänglich beantworten kann“, stellt Lederer fest. Umso mehr hoffe er auf die Erkenntnisse der Fachleute.

Zu diesen gehörten Peter Kammerer, der stellvertretender Haupt-Geschäftsführer der IHK München und Oberbayern, Andreas Schmidt, Vorstand der Bayerischen Börsen AG, Dr. Götz Brühl, Geschäftsführer der Stadtwerke Rosenheim sowie Georg Dettendorfer, Geschäftsführer der Johann Dettendorfer Spedition. Alle vier hielten Vorträge zu ihren Fachgebieten.

Als IHK-Geschäftsführer machte Kammerer deutlich, dass laut einer Umfrage aus dem Frühjahr 2022 rund drei Viertel aller Unternehmer große Sorgen vor den steigenden Energie- und Rohstoffpreisen hätten. Ein Beispiel dafür biete der Blick auf den Strompreis. „Im Jahr 2019 lagen wir bei circa 20 Euro pro Megawattstunde, aktuell halten wir bei rund 180 Euro“, berichtet Kammerer.

Eine ähnliche Entwicklung schilderte Dr. Brühl beim Thema Gas. „Wir haben ein Szenario, das es in den vergangenen 50 Jahren nicht gab“, sagt der Geschäftsführer der Stadtwerke Rosenheim. Dadurch, dass die Gasspeicher für einen teuren Preis aufgefüllt wurden, könne es bei einem milden Winter zwar reichen. Für die kommenden Jahre ist die Lage laut Brühl jedoch ungewiss. „Wir sollten daher jetzt schon gegensteuern und versuchen, unseren Bedarf zu senken. Das passiert den Zahlen nach aktuell noch nicht. Wir sind noch in unserer Komfortzone“, macht Brühl deutlich. Er selbst habe beispielsweise die Heizung bereits auf 19 Grad herunterreguliert.

Ein spätestens seit der Corona-Pandemie präsentes Thema sprach Georg Dettendorfer an, der mit seiner Spedition einen Überblick über die Lieferkettenprobleme gab.

Von überlasteten Häfen über zahlreiche Baustellen am Schienennetz bis hin zu den überfüllten Straßen erläuterte er die Umstände, die Lieferungen um Wochen verzögern. Auch den Fachkräftemangel erwähnte der Nußdorfer Geschäftsführer in diesen Zusammenhang. „In Deutschland gehen jährlich 30000 Fahrer in Rente, es kommen jedoch nur rund 15000 nach.“ Mit Wartezeiten bei die Produktion von neuen Lastwägen von rund 15 Monaten und der allgegenwärtigen Blockabfertigung sieht er sich mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert.

„Der Königsweg wäre die Schiene, bei der sich der Ausbau jedoch schon seit Jahren in die Länge zieht“, berichtet der Spediteur abschließend.

Neue Pflichten
im Jahr 2023

Einen Blick in die Zukunft gab Andreas Schmidt in Bezug auf die bevorstehende EU-Taxonomie. Diese sieht vor, dass Unternehmen künftig genaue Angaben machen müssen, ob ihre wirtschaftlichen Tätigkeiten mit umweltfreundlichen und sozialen Richtlinien übereinstimmen. Das Fazit des Börsenexperten war dabei eindeutig. „Jeder, der sich mit dem Thema auseinandersetzt, wird sich schnell darin verlieren.“

Zu unterschiedlich seien die Angaben, die verschiedene Unternehmen machen müssen, als dass es aktuell wirklich einen Experten für dieses Thema geben könnte.

Um eine Lösung für die dargestellten Themen zu erarbeiten, fand im Anschluss an die Vorträge eine Podiumsdiskussion mit Klaus Stöttner, Rosenheimer Landtagsabgeordneter der CSU, Achim Gabor, Vorstandsvorsitzender der Gabor Shoes AG, Professor Dr. Dominikus Bücker, Senat und Hochschulrat der TH Rosenheim, Wolfgang Altmüller, Vorsitzender der meine Volksbank Raiffeisenbank eG, und Karl Göpfert, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling, statt.

Dabei erörterten die Beteiligten, dass die Situation in der Region Rosenheim trotz der Krisenlage noch gut sei. Speziell die Geschäftsführer der Banken würden bislang keinen nennenswerten Zuwachs in den Insolvenzen ihrer Geschäftskunden registrieren.

Zwar treffe die Inflation auch die Verbraucher und die Wirtschaft in der Region, was allerdings bisher noch relativ gut verkraftet werden könne.

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