Ruhpolding/Traunstein – In zahlreichen Großstädten sind Hackathons als innovative Ideenlabore bereits längst gefragt – im Chiemgau feierte jetzt der erste Wettbewerb dieser Art Premiere. Organisiert vom Start-up-Unternehmen „Innovate TheAlps by Alpioneers“ der Siegsdorfer Familienunternehmerin Magdalena Daxenberger wetteiferten drei Tage lang Teams aus 40 Studierenden und Jungunternehmern um innovative Lösungen für acht Unternehmen aus der Region. Im Zentrum der Überlegungen stand die Frage nach mehr Nachhaltigkeit.
Im Labenbachhof in Ruhpolding diskutierten die Teilnehmer des Hackathons, die bis aus Südtirol, Wien, Graz und Nordrhein-Westfalen angereist waren, über neue Lösungswege für die Aufgaben, die ihnen die acht beteiligten Unternehmen und Organisationen gestellt hatten. „Ziel des Hackathons war, gemeinsam innovative Ideen für mehr ökologische, soziale oder ökonomische Nachhaltigkeit in den Betriebsabläufen zu entwickeln“, erklärt Magdalena Daxenberger.
Nachdem die acht Teams gut eineinhalb Tage lang zum Teil bis spät in die Nacht hinein an Lösungen getüftelt hatten, stellten sie die Ergebnisse in Kurzpräsentationen im Forum des Campus Chiemgau in Traunstein vor – zum Teil sogar auf Englisch.
Idee für deutliche Müllreduzierung
Neben den Studenten hörten dabei Fachleute der Wirtschaftsförderung der Chiemgau GmbH und der Hochschule am Campus Chiemgau sowie Betreuer aus den Unternehmen und die dreiköpfige Fachjury zu. Letztere setzte sich aus der Business-Aktivistin und Start-up-Gründerin Jule Bosch, Julia Dittrich, Professorin für E-Commerce-Management und Digital Business am Campus Chiemgau, sowie Florian Wiesböck, Geschäftsführer des digitalen Gründerzentrums „Stellwerk 18“ in Rosenheim, zusammen.
Den ersten Platz samt 1000-Euro-Gewinnprämie und einen Gutschein für die Neue Traunsteiner Hütte sicherte sich dabei das Team Bergader, das sich mit der Prozessverbesserung in der Pfefferkäseproduktion für die Privatkäserei aus Waging am See beschäftigt hatte. Diese ermöglicht den Einsatz größerer Mehrweggebinde und sorgt so für eine deutliche Müllreduzierung. Christian von Großmann, Maschinenbau-Ingenieur aus Eisenärzt, und Markus Pauli aus Kirchweidach, der in Ingolstadt Mechatronik studiert, hoben den „lebendigen und inspirierenden Austausch im Ringen um innovative Lösungswege“ beim Hackathon hervor. Den Durchbruch erzielte das Team unter anderem mit unkonventionellen Ideen-Anleihen aus dem Brauereiwesen. Mit dabei im englischsprachigen Team waren auch die aus Serbien stammenden Studenten Milan Cupac und Jana Baltic. Beide studieren in München Automatisierungstechnik/ Robotik und Finanzmathematik.
Den zweiten Platz mit einer Gewinnprämie von 500 Euro und einem Gutschein für die Schaukäserei auf der Hocherbalm gewann das Team Kliniken Südostbayern, das sich mit einer optimalen regionalen Integration von im Ausland rekrutierten Pflegekräften des Klinikverbunds beschäftigte.
Zwei dritte Plätze mit je 250 Euro Siegesprämie erreichten durch Punktegleichstand das Team Tourismus und das Team METER. Die erste Vierergruppe hatte Ideen entwickelt für verbesserte Vermarktungsmöglichkeiten von regionalen Produkten in Gastronomiebetrieben sowie in Einrichtungen des Tourismus. Der Chiemgau und die Ruhpolding Tourismus hatten diese Aufgabe im Verbund gestellt. Das zweite Team gewann die Challenge der Münchner METER Group AG, eine App für Landwirte zu entwickeln, die eine effektivere Feldbewirtschaftung durch Einbeziehung punktgenauer regionaler Klimadaten erlaubt.
Hackathon als regionaler Think Tank
Zu den vier restlichen Aufgaben des Hackathons zählte die Entwicklung eines zukunftsweisenden Logistikkonzepts für global agierende Produktionsbetriebe (BASF Construction Additives, Trostberg), die Vernetzung des neuen BSH Campus Traunreut mit regionalen Bildungs- und Hochschuleinrichtungen zur Erschließung von Synergieeffekten (BSH Hausgeräte GmbH), das Erarbeiten von Strategien zur Steigerung des Bewusstseins für mehr IT-Cyber-Security in Mittelstandsunternehmen (Fox Group GmbH, Tittmoning) sowie die Entwicklung eines klimaneutralen Mobilitäts- und Logistikkonzepts für Großhandelsbetriebe (HTI Gienger KG, Erlstätt).
Als „regionalen Think Tank für innovative Ideen“ bezeichnete Uwe Gretscher, Vorstandsvorsitzender der Kliniken Südostbayern AG, den Hackathon. „Das große Engagement der jungen Leute hier stimmt mich absolut zukunftsfroh“, sagte er. Auch Initiatorin Magdalena Daxenberger sah den Hackathon als „echten Erfolg auch für den neuen Hochschulstandort Traunstein“.