Rosenheim – Sie müssen sowieso schon jeden Cent zweimal umdrehen, aber explodierende Lebenshaltungskosten bringen sie nun endgültig an die Grenzen: Im Landkreis Rosenheim arbeiten rund 9400 Menschen zum Niedriglohn. Und das, obwohl sie einen Vollzeitjob haben. Darauf weist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten in einer Mitteilung hin.
Die NGG Rosenheim-Oberbayern beruft sich hierbei auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Danach liegen 17 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten im Landkreis Rosenheim beim Einkommen unter der amtlichen Niedriglohnschwelle von derzeit 2344 Euro brutto im Monat.
„In Restaurants, Hotels, Bäckereien und Metzgereien arbeiten besonders viele Menschen zu Mini-Löhnen. Die rasant steigenden Preise für Energie und Lebensmittel treffen sie mit voller Wucht“, sagt Manuel Halbmeier, der Geschäftsführer der NGG-Region Rosenheim-Oberbayern. Seiner Meinung nach ist es deshalb jetzt nötig, „Lohn-Täler anzuheben“. Ziel müsse es sein, möglichst viele Beschäftigte im Landkreis Rosenheim von einem „kräftigen Lohn-Plus“ profitieren zu lassen.
„Wenn das neue Jahr eine Lohn-Headline hat, dann: Zehn Prozent plus X“, so Halbmeier. Die NGG habe sich deshalb für 2023 vorgenommen, eine kräftige und dauerhafte Erhöhung der Löhne durchzusetzen – bei Tarifverhandlungen für ganze Branchen genauso wie bei Haustarifverträgen mit einzelnen Betrieben.
„Die Verbraucherpreise werden oben bleiben. Ziel ist es deshalb, die Einstiegslöhne auf mindestens 13 Euro pro Stunde anzuheben“, erklärt Manuel Halbmeier. Neben notwendigen, dauerhaft höheren Löhnen und Gehältern werde sich die NGG Rosenheim-Oberbayern auch für eine kurzfristig wirksame Inflationsausgleichsprämie stark machen, kündigt er an. „Bis zu 3000 Euro ohne Steuern und ohne Abgaben sind ein gutes und zusätzliches Instrument, das die Bundesregierung den Unternehmen an die Hand gegeben hat, um Beschäftigten über die Klippen der Krise zu helfen“, so Halbmeier.
„Vom Einkauf im Supermarkt bis zum Haarschnitt beim Friseur – überall wird es teurer. So teuer, dass sich gerade Geringverdiener viele Dinge des täglichen Bedarfs nicht mehr leisten können“, warnt Halbmeier. Eine Bäckereifachverkäuferin habe schon in normalen Zeiten Schwierigkeiten, mit ihrem Geld bis zum Monatsende klarzukommen. „Deshalb brauchen Geringverdiener gerade jetzt einen Extra-Lohn-Schub. Denn der Job muss auch in der Krise dafür sorgen, dass es nicht am Nötigsten zum Leben hapert. Eine Vollzeitarbeit darf nicht zum Risikofaktor fürs Portemonnaie werden“, sagt Halbmeier.