370 Tonnen Raps noch nicht verkauft

von Redaktion

Der trockene Sommer 2022 war für die Rapsbauern in der Region zwar ein Problem. Doch die Preise entwickelten sich durch Corona und den Ukraine-Krieg positiv. Leer sind die Lager aber noch nicht.

Teising – Mehr als 50 Mitglieder der Erzeugergemeinschaft Raps Inn-Salzach haben kürzlich die Jahresversammlung in Teising besucht. Dabei berichteten nicht nur die beiden Vorsitzenden Georg Maier und Ludwig Seidl, sondern auch Johann Wenzl aus Fürstenzell, der vor 20 Jahren in der Ukraine eine Agrarfirma gründete.

Dass es für die Mitglieder der Erzeugergemeinschaft Optimierungspotenzial gibt, erklärten Fachberater Franz Unterforsthuber von der Saaten-Union und dem Rapool-Ring sowie Andreas Selmayer von der Firma Bayer. Der in der Region bevorzugt angebaute Winterraps ist zwar ertragreicher, aber entsprechend zu pflegen.

Preise
sehr unbeständig

Ludwig Seidl ließ die Erntesaison 2021/22 Revue passieren. Die Aussaat im verregneten Herbst 2021 und der trockene Sommer 2022 waren für die Rapsbauern ein Problem. Hinzu kommt, dass die Preise seit Corona und besonders seit dem Beginn des Ukraine-Krieges sehr unbeständig sind: „Im März sind die Preise auf dem Weltmarkt kurzfristig explodiert“, so der Vorsitzende. Die Erzeugergemeinschaft profitierte bedingt von der Entwicklung, da der erste Kontrakt mit den Großabnehmern schon Mitte Februar und damit vor Beginn des Krieges abgeschlossen wurde.

Dabei hatte es sich um eine Lieferzusage der Landwirte für einen bestimmten Zeitpunkt gehandelt. Der zweite Vertrag mit den vier Ölmühlen, mit denen die Erzeugergemeinschaft zusammenarbeitet, wurde vergangenen September geschlossen, als sich die Preise wieder normalisiert hatten – wenn auch auf deutlich höherem Niveau. Die Preise für Raps haben sich seit 2020 fast verdoppelt.

Dennoch haben die Bauern von ihren erzeugten 1378 Tonnen Raps in 2022 ganze 370 Tonnen noch nicht verkauft. Nicht ganz so gut entwickelten sich die Preise bei Soja, für das die Erzeugergemeinschaft ebenfalls zuständig ist. Dennoch stieg die Anbaufläche beider Pflanzen in den Landkreisen Mühldorf und Altötting. Laut Kassenbericht stieg der Bestand im Berichtszeitraum von 5900 auf 6600 Euro.

Auf großes Interesse stieß der Vortrag von Johann Wenzl, der über die Entstehung seines Betriebes in der Ukraine sowie die Situation im Kriegsland berichtete. So musste er erst vor Kurzem der Regierung in Kiew zusichern, dass er Tausende Tonnen Weizen, Zucker, Raps sowie Sonnenblumen zurückhält und noch nicht verkauft. „Hätte ich das Papier nicht unterzeichnet, wären alle unsere Lohnarbeiter eingezogen worden“, so der Unternehmer.

Für Erzeuger in der Ukraine wäre es angesichts gestiegener Weltmarktpreise attraktiv, ihre Lager zu leeren. Wenzl hat mit zwei Söhnen und einigen ukrainischen Führungskräften fast alles Ackerland in der Region gepachtet. Er bewirtschaftet dort heute fast 5000 Hektar. Angst, so erklärte Wenzl, habe er lediglich vor einem Drohnenangriff auf eine nahegelegene Radarstation des Militärs.

Passable Erträge
in der Ukraine

„Wie ist es denn mit dem Einsatz von Betriebsstoffen“, wollte Mühldorfs Kreisobmann Ulrich Niederschweiberer wissen. Kreisbäuerin Heidi Schmiedinger erkundigte sich, ob Wild ein Problem für die Erträge sei. Wie Wenzl klarstellte, könne er zwar nicht die Effizienz hiesiger Landwirte erreichen. Doch sei der Einsatz von Betriebsmitteln wie Dünger und Pestiziden in der Ukraine nicht so reglementiert wie in der EU. Daher komme er trotz trockener Sommer auf passable Erträge. Hiesige Landwirte setzen Gelbschalen ein, um den Pestizideinsatz zu senken und Nützlinge wie Schlupfwespen und Bienen zu schützen. Dabei handelt es sich laut Andreas Selmayer um Plastikbehälter, dank derer der Zuflug von Schädlingen wie von Rapsglanzkäfern sichtbarer wird. Moderne Gelbschalen sind mit Photovoltaik bestückt. Diese betreibt Sensoren, Webcam und ein Breitbandmodem, über das der Landwirt Infos aufs Smartphone bekommt und nicht mehr auf dem Feld kontrollieren muss.

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