Kochen in 30 Metern Höhe

von Redaktion

Bora produziert Lüftungstechnik sowie Küchengeräte und ist von Raubling aus zum Weltunternehmen aufgestiegen. Nun präsentieren Mitarbeiter die Produkte in der Luft.

Raubling/Niederndorf – Die Besucher sind dick eingepackt, Mützen und Schals schützen sie vor dem Wind. 30 Meter über ihnen dreht sich ein Glas-Container mit acht Tonnen Gewicht an einem Kran. „Wie ist das denn mit dem Wind?“, fragt ein Mann, ohne seine Augen von dem „Bora-Cube“ abzuwenden. „Gut“, antwortet eine Mitarbeiterin des Unternehmens.

Bora entwickelt und verkauft Kochfeld-Abzugssysteme und Küchenprodukte. In dem Glas-Container führen Angestellte die Produkte vor. Normalerweise für Kunden, doch kürzlich durften auch Mitarbeiter, deren Familienmitglieder und Freunde in Niederndorf in Österreich in die Luft steigen, um die Technik kennenzulernen. 550 Menschen haben an der Aktion teilgenommen.

Einem Skispringer wurde schlecht

Der gläserne Container nähert sich dem Boden. Zeit einzusteigen. In der Mitte ein Tisch mit Kochfeld und Abzug, rundherum Sitzbänke. „Der Cube wird nicht schaukeln“, verspricht Juliane Seebacher vom Bora-Eventmarketing. Der Prüfer habe die Sicherheit am Tag zuvor noch kontrolliert. Seebacher erklärt den Notfallplan: „Wir brauchen nur eine Minute nach unten, falls jemandem schlecht wird.“ Das sei bereits vorgekommen, an der Bergiselschanze in Innsbruck. Ausgerechnet ein Skispringer habe zu zittern begonnen, sein Gesicht sei ganz weiß geworden – Kreislaufprobleme. „Ich dachte, er ist die Höhe gewohnt“, sagt Seebacher.

Doch diesmal wird keinem der Anwesenden übel. Und es finden sich auch gleich zwei Freiwillige, die sich als Köche versuchen: Thomas Schamberger, der im digitalen Verkauf arbeitet, und Tobias Ascher, technischer Projektleiter bei Bora. Sie binden sich die Kochschürzen um und legen los.

Schamberger grillt Rindersteaks, Bio-Würstel und ein Gemüse-Pflanzerl. Er ist überzeugt: „Das ist ein super Abzug, der funktioniert sogar in der Luft.“ Ascher schneidet die Mehrkorn-Brötchen auf und bestreicht sie mit Barbecue-Soße. „Wir könnten ein Wirtshaus aufmachen“, sagt Schamberger zu seinem Kollegen. Darauf stoßen die beiden mit Kirsch- und Apfelschorle an.

Tobias Ascher gibt den Semmeln den letzten Schliff – „mit a bisserl was Grünem fürs Auge.“ Die anderen Teilnehmer scheinen begeistert und applaudieren. „Wir schaffen das auch ohne Profis mit solch ambitionierten Amateuren“, sagt Juliane Seebacher. Denn normalerweise kochen im Bora-Cube ausgebildete Köche – und das europaweit.

Der Glas-Container und die Produkte wurden bereits während dem Münchner Oktoberfest, auf Mallorca und sogar vor dem Atomium in Brüssel vorgeführt. Die Show im österreichischen Niederndorf dauert jeweils 20 Minuten, 34-mal startet der Cube in drei Tagen auf dem Parkplatz des Unternehmens. Während dem Koch-Event können die Teilnehmer den Ausblick auf den Zahmen Kaiser und bei wenig Wolken auch auf den Wilden Kaiser genießen.

Der Container nähert sich wieder dem Boden. Franziska Fusco wartet bereits unten. Sie ist zuständig für operative Themen, kümmert sich um die Betreuung der Gäste und führt durch das Unternehmen. In Niederndorf arbeiten derzeit rund 300 Angestellte. An dem Standort wird Ende 2023 ein drittes Gebäude – das „AT3“ – fertiggestellt. Fusco zufolge werden in Niederndorf dann 600 Mitarbeiter beschäftigt sein.

Viele Auszeichnungen für Firmengründer

Schreinermeister Willi Bruckbauer hat das Unternehmen 2007 in Raubling gegründet. Erst ein Jahr zuvor hatte er sein erstes Kochfeldabzugssystem entwickelt und patentieren lassen. Im Jahr 2008 hat Bruckbauer zwei Mitarbeiter eingestellt und erstmals nach Benelux, Österreich und Südtirol exportiert. Vier Jahre später expandierte das Unternehmen international. Es wurden Gesellschaften in Österreich und Australien gegründet. Zudem hat Bora in diesem Jahr seinen ersten Messeauftritt auf der „EuroCucina“ in Mailand und baut das Sponsoring im Profiradsport auf.

Bruckbauer hat den „Deutschen Gründerpreis“ in der Kategorie Startup erhalten und viele weitere Auszeichnungen wie die „German Design Awards“ und den „Iconic Award“ gewonnen. Heute produziert das Unternehmen nicht nur Lüftungstechnik, sondern auch Gaskochfelder, einen Tepan-Edelstahlgrill sowie einen Dampfbackofen. Und diese Produkte werden nach „Bora-Style“ auch in 30 Metern Höhe präsentiert.

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