Übersee – Einhelliger Widerstand – das ist die Antwort der Traunsteiner Waldbesitzer zu den Plänen der Bundesregierung, das Gebäudeenergiegesetz im Bereich der Wärmeerzeugung durch Holz zu verschärfen. Remigius Hammerl, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung (WBV) Traunstein, hatte zu einem Info-Abend in den Hinterwirt nach Übersee eingeladen – und mehr als 40 Interessierte, die meisten selbst Waldbesitzer, kamen.
„Diskriminierung von Holzenergie“ hatte Förster Hammerl seine Präsentation überschrieben. Er erläuterte, dass die forstpolitische Interessenvertretung neben der Vermarktung und dem Waldservice zu den Aufgaben der WBV gehöre. Er selbst gehört zu den treibenden Kräften, die auf politischer Ebene Einspruch erheben, wenn die Interessen „seiner“ WBV-Mitglieder betroffen sind.
Gegner befürchten
Raubbau am Wald
Der Förster erläuterte die Argumente der Gegner von Holzverfeuerung: „Es besteht die Sorge vor einem großen Raubbau am Wald. Das ist bei uns aber nicht der Fall.“ Es sei vielmehr im Interesse des Waldes, wenn bei Pflegemaßnahmen, Durchforstungen oder zum Beispiel bei der Bekämpfung des Borkenkäfers Holz entnommen werde. „Es fallen dabei auch immer Holzsortimente an, die nur zur Energiegewinnung dienen“, sagte Hammerl. Nur auf diese Weise sei auch der „Waldumbau“ möglich. „Noch stehen viele Fichten in den Wäldern. Sie sind für die Waldbesitzer wirtschaftlich interessant, jedoch sind sie bei Trockenheit und Hitze gegenüber Borkenkäfern anfälliger. Deshalb entstehen bei Neuanpflanzungen auch Mischwälder“, erklärte er.
Hammerl bedauerte, dass die aktuelle Initiative der Bundesregierung das Holz nicht eindeutig als erneuerbare Energiequelle ansieht. „Weder Pellets noch Scheitholz noch Hackschnitzel gelten als erneuerbare Energiequelle für die geforderten 65 Prozent im Neubau“, erläuterte er und nannte einige drastische Beispiele: „Einen Neubau kann man so nicht an eine bestehende Hackschnitzelanlage anschließen und auch der Neubau eines Austragshauses kann nicht an die bestehende Holzheizung angeschlossen werden.“
Dringlichkeitsantrag
an Staatsregierung
Deshalb spricht sich Hammerl für eine „Dauerkampagne zur nachhaltigen Forstwirtschaft aus, die erklärt wie nachhaltige Waldbewirtschaftung in Deutschland funktioniert und dass diese weit weg von Raubbau und Waldvernichtung ist“. Auch ein Protest-Musterschreiben an Politiker werde auf der Homepage der WBV veröffentlicht, kündigte er an. Es wäre von Vorteil, wenn zusätzlich auch persönliche Anrufe an die Bundestagsabgeordneten der Regierungsfraktion erfolgten, betonte er.
Klaus Steiner, CSU-Landtagsabgeordneter aus Traunstein und forstpolitischer Sprecher seiner Fraktion wies darauf hin, dass er in einem Dringlichkeitsantrag die Bayerische Staatsregierung aufgefordert habe, tätig zu werden. Er bekräftigte das Anliegen: „Es kann doch nicht sein, dass die Einfuhr von Kohle aus Kolumbien sich verdreifacht hat und man gleichzeitig den Betrieb des Kachelofens de facto verbietet.“
Eine Anwesende merkte an, dass von wissenschaftlicher Seite der Waldwirtschaft in Süddeutschland ein gutes Zeugnis ausgestellt worden sei. „Wenn wir Raubbau unterbinden wollen, dann sollten wir kein Soja-Futter importieren“, sagte sie.
Dr. Bernhard Knittel, Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht München im Ruhestand und ebenfalls Teilnehmer der Versammlung, analysierte die geplante Gesetzesänderung und erläuterte, dass der Betrieb und die Installation von Holzheizungen weiterhin möglich seien – es müssten nur drei Voraussetzungen erfüllt sein: der Einbau einer Solarthermie- oder Photovoltaik-Anlage, die Installation eines Pufferspeichers und eine Staubabscheideanlage. „Die Absicht der Bundesregierung ist, dass die Heizung im Sommer nicht läuft, sondern das Warmwasser auf andere Weise erzeugt wird“, erklärte er.
Klaus Steiner setzte den Gesetzentwurf mit einer Enteignung gleich, „denn das Geforderte ist für viele finanziell nicht zu stemmen“. Außerdem sei zu bedenken, dass die Umstellung so schnell gar nicht möglich wäre: „Dazu fehlt es an Handwerkern.“ Auch gebe es vielfach eine „verklärte Sicht“ vom Wald. Remigius Hammerl wies darauf hin, dass auch die bayerischen Grünen Nachbesserungen am Gesetzentwurf gefordert haben.
„Nicht verrückt
machen lassen“
Ein weiterer Teilnehmer erinnerte daran, dass auch Stadtbewohner von der geplanten Gesetzesänderung betroffen seien: „Es wird mehr Feinstaub durch Kaminöfen verursacht als durch den Verkehr.“ Ein anderer riet den Teilnehmern, sich nicht verrückt machen zu lassen. Besorgt äußerten sich so manche auch über den Verkauf des Wärmepumpen-Herstellers Viessmann. Remigius Hammerl wies zum Abschluss der Diskussion noch einmal auf die Informationen zum Thema auf der Homepage hin und bedankte sich bei allen für die engagierte Diskussion.