Schlechte Stimmung im SHK-Handwerk

von Redaktion

In der Heizungs- und Sanitärbranche brodelt es. Das wird auch auf der Jahresversammlung der Traunsteiner Innung deutlich. Obermeister Josef Pflügl spart nicht mit Kritik an der Politik – und findet dabei sehrdeutliche Worte.

Traunstein – „Durch die aktuelle Politik ist die Stimmung im Handwerk sehr schlecht!“ Das betonte Josef Pflügl, Obermeister der Traunsteiner Innung für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) im Rahmen der Jahreshauptversammlung in Aschau am Inn. Die Handwerkervereinigung, die mit 164 Mitgliedsbetrieben die größte in der Kreishandwerkerschaft Traunstein-Berchtesgadener Land ist, erstreckt sich auf die Landkreise Traunstein, Altötting und Mühldorf.

216 Lehrverträge (39 Spengler und 177 Anlagenmechaniker) wurden vergangenes Jahr abgeschlossen, bayernweit sind es stabile 2360 Auszubildende bei den Anlagenmechanikern. Vor 30 Jahren waren es noch rund 75 Prozent mehr. Noch extremer ist die Situation bei den Spenglern, wo es bayernweit nur noch 180 Auszubildende gibt. Hier befürchtet Josef Pflügl die Umsetzung von bundesweit nur noch drei Berufsschulstandorten.

Volle Auftragsbücher,
aber kein Personal

Nach dem Totengedenken ging der Obermeister auf die aktuelle Situation im SHK-Handwerk ein. Die Auftragsbücher seien voll, man habe aber zu wenig Personal. „Der Handwerker, er ist nicht mehr da!“, war sein Warnruf. Die Auslastung liege bei den Anlagenmechanikern bei 24 Monaten, bei den Spenglern immer noch bei 12,5 Wochen. „Nur der Sanitärbereich ist rückläufig, weil alles auf die Heizung schaut“, sagte Pflügl.

Das negative Image des Handwerks als vermeintlich unattraktiver Arbeitgeber führe dazu, dass man zunehmend in einen Notstand aufgrund fehlenden Personals komme. „Heizungen, die über Wochen nicht funktionieren, werden vielleicht in Zukunft an der Tagesordnung sein.“

Trotzdem erteilte er den Plänen von politisch gewollten Lehrzeitverkürzungen auf zwei Jahre unter zustimmendem Kopfschütteln der anwesenden Innungsmitglieder eine klare Absage – und das, obwohl derzeit bundesweit rund 60000 Monteure fehlen. Auch eine „komplett verfehlte Einwanderungspolitik“ schaffe keine Entspannung am Arbeitsmarkt, so Pflügl.

Deutliche Kritik übte er auch an der neuen Erbschaftsteuer, die einen zusätzlichen massiven Eingriff in das Privatvermögen der Betriebe bedeute. Bürokratie und fortwährend neue Verordnungen – vor allem aus Brüssel – würden zusätzlich dafür sorgen, dass der „Spaßfaktor beim Mittelstand ziemlich bei Null liegt“. Das SHK-Handwerk, vertreten vom Zentralverband, finde zunehmend kein politisches Gehör mehr.

Hohe Durchfallquote bei Gesellenprüfung

Pflügl beklagte weiter eine fehlende Verlässlichkeit und fehlende stabile Politik. „Der Wirtschaftsstandort Deutschland wird über Jahre unter dieser verfehlten Politik leiden.“ Dennoch sei das Handwerk weiterhin Garant dafür, dass man Problemlösungen finde. Man bilde junge Menschen aus und forme sie zu Persönlichkeiten. Sein Kernsatz zu Energiefragen lautete: „Nur mit dem Handwerk wird die Energiewende gelingen!“

Ergänzend ging er noch auf fehlende Fördermittel für den Anschluss von gespendeten Wärmepumpen für die SHK-Schulungsräume in der Sonntagshornstraße in Traunstein ein. In diesem Zusammenhang äußerte der Obermeister sein Unverständnis für die Entscheidungen der Fördergeber.

Prüfungsvorsitzender Stefan Hoferer blickte auf zurückliegende Gesellenprüfungen und beklagte eine hohe Durchfallquote und schlechte Prüfungsergebnisse. Er mahnte auch die Betriebe an, die jungen Leute ständig zu qualifizieren und diese zu halten.

Markus Fischer berichtete in Sachen Spengler-Vereinigung Südostbayern über gemeinsame Treffen. Diskussionen um den Berufsschulstandort machten große Sorgen. Man wolle sich für die Werbung um den Spenglerberuf engagieren, hieß es bei der Versammlung.

Dem folgte eine Stellungnahme des Berufsschulleiters der Berufsschule I Traunstein, Wolfgang Kurfer, zur Situation der Beschulung der Spengler. Rund 40 Schüler in den jeweiligen Ausbildungsjahren habe man in der Vergangenheit beschult. Allerdings sei der Standort Traunstein gerade auch für Schüler aus dem Landkreis Mühldorf nicht einfach zu erreichen. Er betonte, dass es Planungen um mögliche Standortverlegungen gebe. Dies wolle man verhindern und werde dabei auch von Traunsteins Landrat Siegfried Walch unterstützt. Laut dem Berufsschulleiter müssen jedes Jahr mindestens sechs Spengler beschult werden. „Da sind wir im Moment deutlich drüber“, beruhigte Kurfer die Anwesenden. „Aber wir brauchen Nachwuchs, das sichert unseren Standort.“

Spenglerhandwerk
in der Region halten

Ein wohnortnaher Schulstandort sei Voraussetzung, um das Spenglerhandwerk langfristig in der Region erhalten zu können. Kurfer bedankte sich für eine „immer offene, ehrliche und gute Zusammenarbeit“ bei der Innung, der Kreishandwerkerschaft und dem Bildungszentrum der Handwerkskammer.

Umfassende Diskussionen gab es um eine einheitliche Regelung der Führung von Berichtsheften, die je nach Standort unterschiedlich gehandhabt wird. Betriebe aber auch Auszubildende wurden aufgefordert, dem Berichtsheft die nötige Bedeutung beizumessen.

Die von Dagmar Sinzinger von der geschäftsführenden Kreishandwerkerschaft vorgetragenen Zahlen des Berichtsjahres zeigten trotz gesteigerter Aktivitäten und Aufgaben ein unverändertes Ergebnis im mittleren fünfstelligen Bereich. Dem positiven Votum der Rechnungsprüfer Reinhard Bösch und Klaus Berreiter folgte die einstimmige Entlastung von Vorstand und Geschäftsführung. Und auch die Zahlen des Haushaltsplanes 2023 wurden ohne Gegenstimmen durchgewunken.

Im Rahmen anstehender Neuwahlen stimmten die Anwesenden für die Neubesetzung diverser Ausschüsse: Hermann Empl, Hermann Häckl jun. und Michael Kapsegger wurden als Meisterbeisitzer Spengler gewählt, Georg Hölzl und Hans-Peter Heimbach für den Ausschuss für Berufsausbildung sowie Hermann Empl, Falk Lehmann und Hans-Peter Heimbach für den Ausschuss für Lehrlingsstreitigkeiten. Den Rechnungsprüfungsausschuss besetzen unverändert Reinhard Bösch und Klaus Berreiter.

Bei der Versammlung wurde zudem Herbert Schupfner mit dem Goldenen Meisterbrief geehrt. Der Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister sowie Gas- und Wasserinstallateurmeister legte 1980, 1985 und 1987 seine Meisterprüfungen ab. Den Betrieb, der in Mühlham seinen Stammsitz hat und eine Zweigstelle in Österreich, wurde von Schupfner vor 40 Jahren übernommen. „Das ist ein Lebenswerk: 35 Jahre selbstständig zu sein, ist keine Kleinigkeit!“, betonte Obermeister Pflügl in seiner Laudatio.

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