Rosenheim – Nach dem Corona-Hoch lässt die Dynamik bei Unternehmensgründungen in der Region nach. Nach Berechnungen der IHK für München und Oberbayern auf Basis von Angaben des Landesamts für Statistik ist die Zahl der Existenzgründungen im Landkreis Rosenheim 2022 im Vergleich zum Vorjahr um fast 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf rund 1900 zurückgegangen. In der Stadt Rosenheim ging die Zahl um 1,5 Prozent auf 640 zurück. In Oberbayern gab es im gleichen Zeitraum einen Rückgang von minus 13 Prozent.
In der Stadt Rosenheim gab es besonders viele Neugründungen im Handel (135 Neugründungen, minus 20 Prozent gegenüber 2021) sowie bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, zu denen unter anderem die Vermietung von Fahrzeugen und Geräten, Arbeitskräftevermittlung, Sicherheitsdienste und Reisbüros gehören (96 Neugründungen, plus zwei Prozent gegenüber 2021).
Viele Selbständige
plagen Existenzsorgen
Auch im Landkreis gab es Neugründungen vor allem im Handel (360 Neugründungen, minus 25 Prozent gegenüber 2021) und ebenso bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (287 Neugründungen, minus 9,5 Prozent gegenüber 2021).
Wie ganz Oberbayern verzeichnen Stadt und Landkreis auch einen langfristig rückläufigen Trend bei der Selbstständigenquote, also dem Anteil der Selbstständigen an allen Erwerbstätigen. Dieser ist im Landkreis seit 2011 von 17,6 Prozent auf 13,5 Prozent im Jahr 2021 geschrumpft. In der Stadt Rosenheim ist die Quote von 10,8 Prozent 2011 auf 8,8 Prozent im Jahr 2021 gesunken. Beide Werte sind ein historisches Tief. Trotz Zuwächsen bei der erwerbstätigen Bevölkerung insgesamt ist die Zahl der Selbstständigen in den vergangenen zehn Jahren damit in der Region um mehr als 2700 Personen geschrumpft.
Aktuell bewerten Selbstständige das Geschäftsklima laut ifo-Index vom Juni im Vergleich zur Gesamtwirtschaft deutlich ungünstiger. Im Vormonat berichteten 19 Prozent der Kleinstunternehmen und Soloselbstständigen von Existenzsorgen. In der Gesamtwirtschaft waren dies demgegenüber nur sieben Prozent der Unternehmen.
Die IHK plädiert daher für eine aktive Wirtschaftspolitik, die auf die besonderen Bedürfnisse von Gründern und Selbstständigen eingeht und keine weitere Verunsicherung schafft. „Die Bürokratie kennt kein Ende: Immer mehr und immer neue Auflagen, Berichtspflichten und Anforderungen machen vor allem Selbstständigen und Kleinstunternehmen zu schaffen“, sagt Andreas Bensegger, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Rosenheim.
Start-ups stehen
für Innovation
„Je kleiner ein Unternehmen ist, desto höher sind die Kosten für die Erledigung der ganzen bürokratischen Anforderungen. Wir brauchen eine viel stärkere Kultur der Selbstständigkeit, ein besseres Gründungsklima, weniger Bürokratie und einfachere Steuerregeln.“ Selbstständige, Start-ups und neue Unternehmen würden für Innovationen und Dynamik stehen. „Auch sie legen das Fundament für unsere zukünftigen wirtschaftlichen Erfolge“, so Bensegger.
Ähnlich wie in Stadt und Landkreis Roseneheim stellt sich auch die Lage im Landkreis Traunstein und im Landkreis Mühldorf dar. Im Landkreis Traunstein gab es 2022 1200 Unternehmensgründungen – das ist ein Rückgang um 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Landkreis Mühldorf ging die Zahl der Existenzgründungen um rund 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 775 zurück. In beiden Kreisen hat zudem auch der Anteil der Selbständigen an den Erwerbstätigen einen historischen Tiefstand erreicht: Im Landkreis Traunstein betrug er 2021 noch 11,4 Prozent (2011: 16 Prozent), im Landkreis Mühldorf noch 11,3 Prozent (2011: 16,1 Prozent).