Rosenheimer App wird in Vietnam zum Hit

von Redaktion

Christopher Heid und Jonas Tillges kennen sich schon seit der ersten Klasse. Nun haben sie gemeinsam die App „AI Chat” entwickelt und eroberten damit von einem Tag auf den anderen Platz zwei der Download-Charts in Vietnam.

Rosenheim – Die beiden jungen Gründer Christopher Heid und Jonas Tillges aus Rosenheim konnten ihren Augen kaum trauen, als sie ihre App quasi über Nacht plötzlich an der Spitze der Rangliste im Apple-Store sahen. In nur wenigen Stunden nutzten auf einen Schlag mehr als 10000 Vietnamesen die Software „AI Chat – Assistant & Chatbot“ der jungen Firma Tappz. 

ChatGTP einen
Schritt voraus

Der Grund: „Wir waren unserer Zeit ein wenig voraus“, sagt Unternehmensberater Christopher Heid. Schon bevor das Thema Künstliche Intelligenz (KI) und ChatGPT in aller Munde war, beschäftigen sich die beiden intensiv mit der neuen Technik.

„Wir wollten eine App entwickeln, die KI für jeden zugänglich macht“, erklären die Gründer. Das bedeutet, dass möglichst viele Anbieter von sogenannter AI (kurz für Artificial Intelligence – Künstliche Intelligenz) in einer App vereint werden, um dem privaten Nutzer bei der automatischen Erstellung sämtlicher Inhalte zu helfen. 

Die Möglichkeiten sind laut Informatiker Jonas Tillges dabei nahezu unbegrenzt. Mit wenigen Eingaben lassen sich beispielsweise Posts für Social-Media-Kanäle erstellen. Aber auch E-Mails oder ganze Präsentationen können die Programme nahezu von selbst entwerfen. „Wir versuchen, den Nutzer an die Hand zu nehmen und machen in der App Vorschläge, was alles möglich ist“, sagt Heid. So könne man beispielsweise auch die Art auswählen, wie ein Text geschrieben werden soll. Ob sachlich, neutral, witzig oder emotional. 

Idee entwickelte sich über Jahre hinweg

Die Idee zu dem Programm entwickelte sich über Jahre hinweg. Schon als Studenten an der Hochschule Rosenheim sammelten die beiden Erfahrung und hatten eine grobe Vorstellung von dem, was jetzt mit ihrem Unternehmen Tappz Realität geworden ist. „Ich habe schon zahlreiche Apps programmiert“, berichtet der 24-jährige Tillges, der bis vor Kurzem noch als Werkstudent arbeitete. Heid dagegen brachte seine ersten Erfahrungen als Unternehmensberater ein. Bis zum Sommer 2022 arbeiteten die beiden an der App und gründeten schließlich im Rosenheimer Stellwerk 18 ihre Firma. 

Rund ein halbes Jahr später, im Februar 2023, begann der „Hype“ rund um ChatGTP und die Download-Zahlen ihrer App schossen in die Höhe. „Der plötzliche Ansturm war in Vietnam – aber auch in Japan, Mexiko oder Australien wird unsere App sehr stark genutzt“, berichtet Heid.

In Europa oder gar in Deutschland wird das Angebot noch verhältnismäßig wenig angenommen. Den Grund darin sehen die beiden Gründer am Stellenwert des Handys. „In asiatischen Ländern nutzen viele Menschen das Smartphone für so ziemlich alles, manche haben da gar keinen Laptop“, weiß Heid. Zudem käme das Abosystem, mit dem man sich zusätzliche Inhalte freischalten kann, in Deutschland nicht so gut an wie anderen Ländern. Doch die jungen Rosenheimer haben scheinbar ihren Markt gefunden. Im Schnitt verzeichnet „AI Chat“ rund 60000 Downloads pro Tag im digitalen Store. Mittlerweile nutzen gut drei Millionen Apple-Kunden den Assistenten. 

„Es macht Spaß zu sehen, wie sich die jungen Gründer entwickeln und wachsen“, sagt Florian Wiesböck, Geschäftsführer des Stellwerk 18. Mit vier neuen Mitarbeitern, die zum Teil auch aus dem Ausland arbeiten, haben die Gründer ihre Büroräume im Rosenheimer Stellwerk 18 inzwischen deutlich vergrößert. 

Gründer suchen Software-Entwickler

Für die Zukunft wollen die Unternehmer ihre App ausbauen. So arbeiten die beiden daran, die Künstliche Intelligenz in jegliche Smartphone-Tastaturen zu integrieren. So sollen die Nutzer gleich darauf zugreifen können, egal, in welchem Programm sie sich gerade befinden. „Dafür suchen wir weiterhin Software-Entwickler, die sich mit iOS- und KI-Engineering auskennen“, so die beiden.

Um trotz ihres plötzlichen Erfolgs auf dem Boden zu bleiben, haben sie ein Ritual etabliert. „Manchmal legen wir uns einfach flach auf den Boden“, erzählen Heid und Tillges. Damit wollen sie auf Nummer sicher gehen, realistisch zu bleiben und auch in Zukunft nicht abzuheben.

Artikel 2 von 8