Rosenheim/Traunstein/Mühldorf – Kühlt die Konjunktur ab? Wenn man die aktuelle Entwicklung der Arbeitsmarktdaten betrachtet, dann scheint es wohl so. Wenn auch nur in einem kleinen Maßstab.
Zum Ende des ersten Halbjahres 2023 zog Michael Vontra, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Rosenheim insgesamt ein positives Fazit. „Wir freuen uns, dass sich der Arbeitsmarkt in unserer Region weiterhin robust zeigt”, sagt er. Im Juni haben sich zwar einige Menschen mehr bei der Agentur gemeldet, als sich Personen abgemeldet haben, aber auf das erste Halbjahr gesehen, haben sich mehr ab- als angemeldet.
Dynamische
Entwicklung
„Es ist erfreulich, dass bei den Personengruppen der unter 25- und der über 50-Jährigen sowie den Menschen mit ausländischem Pass weniger Menschen arbeitslos gemeldet sind als vor einem Jahr”, sagt Vontra. Auch weiterhin würden zahlreiche Unternehmen Mitarbeiter suchen. „Die Betriebe in unserem Agenturbezirk haben uns in den vergangenen vier Wochen 1000 Stellenangebote gemeldet und der Bestand ist mit 5430 weiterhin hoch.“ Dabei wendet er sich auch noch direkt an die Arbeitgeber und empfiehlt, ebenso Bewerbern eine Chance zu geben, die auf den ersten Blick nicht zu 100 Prozent passen würden.
1573 Rosenheimer
ohne Beschäftigung
Für die Stadt Rosenheim errechnet sich im Juni eine Arbeitslosenquote von 4,3 Prozent. Damit sind derzeit 1573 Rosenheimer ohne feste Arbeitsstelle. Das sind zwei Zehntel mehr als noch vor einem Jahr, im Mai lag der Wert bei 4,2 Prozent.
Im Landkreis Rosenheim liegt der Wert deutlich unter dem bayerischen Schnitt von 3,2 Prozent. 2,5 sind es derzeit im Landkreis, was 3701 Menschen entspricht. Im Juni 2022 war der Wert hier ebenfalls bei 2,5, vergangenen Mai bei 2,4.
Im Bereich der Arbeitsagentur Traunstein zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Im Landkreis Traunstein lag die Arbeitslosenquote für den Monat Juni bei 2,5 Prozent. Das ist ein Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,5 Prozentpunkte und ein Rückgang um 0,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Mai. Unter den 2514 arbeitslosen Menschen sind 189 jüngere unter 25 Jahren. „Bei der Langzeitarbeitslosigkeit beobachten wir einen Zuwachs zum Vormonat“, sagt Jutta Müller, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Traunstein. „Es ist eine Situation, die eine entmutigende Eigendynamik entwickeln kann. Von Seiten der Betroffenen bei ihrem Selbstvertrauen und von Seiten des Arbeitsmarktes mit fehlender Wertschätzung.”
Die Arbeitslosenquote im Landkreis Mühldorf betrug im Juni 3,2 Prozent, das ist ein Anstieg um 0,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. 2160 Menschen waren im Juni arbeitslos gemeldet, 26 mehr als im Mai. Auch hier ist die Gruppe der Langzeitarbeitslosen hoch. 31,2 Prozent aller Erwerbslosen fallen in diese Gruppe. „Berufsbilder und Berufsinhalte ändern sich sehr schnell, ebenso Produktionsabläufe und technische Standards“, sagt Müller, „es liegt nahe, in der selben Weise auch die Routinen des Berufseinstiegs auf den Prüfstand zu stellen, ob die Regeln noch gelten.”
Fachkräftemangel
als Herausforderung
„Der Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel bleibt die zentrale Herausforderung am Arbeitsmarkt”, sagt Bayerns Arbeitsministerin Ulrike Scharf anlässlich des neuen Arbeitsmarktberichts. „Der Arbeitsmarkt befindet sich in einer Transformation. Wir müssen alle in- und ausländischen Potenziale auf dem Arbeitsmarkt aktivieren!” Auch Michael Vontra aus Rosenheim wirbt bei jungen Menschen für eine Ausbildung. „Fachkräfte sind gefragt und eine abgeschlossene betriebliche Ausbildung bildet in vielen Bereichen die ideale Grundlage für die spätere berufliche Karriere.” Diese Karriere lasse sich später mit Weiterbildungen fortführen.
Große Chancen
für junge Menschen
Aktuell sind bei der Rosenheimer Arbeitsagentur 680 Jugendliche gemeldet, die einen Ausbildungsplatz suchen – dem gegenüber stehen 1740 unbesetzte Stellen. Damit hat jeder Bewerber rechnerisch 2,5 Angebote. Die Chancen einen Ausbildungsplatz zu finden, sind also theoretisch weiterhin gut. Besonders gesucht werden Azubis in den Bereichen Einzelhandel, Kaufmann/Büromanagement, Medizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte, Industriemechaniker und Bankkaufmänner.