Anderssein zahlt sich aus

von Redaktion

„Das ist wie ein Ritterschlag“, sagt Robert Altmann, Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens in Albaching, nach der Auszeichnung mit dem Bayerischen Mittelstandspreis. Der Kranspezialist macht vieles richtig – und geht dabei konsequent nicht die üblichen Wege.

Albaching – „Ein bissl musst du ein Rad abhaben“, bringt es Robert Altmann schmunzelnd auf den Punkt, warum es die Altmann Fördertechnik Gmbh geschafft hat, zum weltweiten Technologieführer bei Reinraumkränen zu werden. Er und Bruder Achim, beide Geschäftsführer, haben diesen Erfolg nach eigenen Angaben einer Firmenphilosophie zu verdanken, die die ausgetretenen sicheren Pfade verlässt.

Die Altmanns haben stattdessen vorausgeschaut, experimentiert, gewagt – und gewonnen: Aus einem kleinen, 1995 gegründeten Unternehmen mit vier Mitarbeitern wurde ein Kranspezialist mit Kunden auf dem ganzen Globus, über 60 Stellen und steigendem Personalbedarf.

Ein Auftrag
änderte alles

Altmann habe „mit unkonventionellen Ansätzen besondere Herausforderungen gemeistert“, charakterisierte Professor Dr. Peter Steinhoff von der Hochschule für angewandtes Management und Mitorganisator des Wettbewerbs um den Bayerischen Mittelstandspreis den Grund für die Ehrung. „Stimmt“, sagt Altmann, „wir waren immer schon ein wenig verrückt. Einer unter vielen zu sein, dass war und ist nicht der Geist, der in diesem Unternehmen atmet.“ Will heißen: Die Altmann GmbH, die auf Anfrage zu den Umsatzzahlen keine Angaben macht, geht an vieles anders heran als andere.

Bei der Gründung im Jahr 1995 baute die Firma noch ganz normale Kräne. Dann kam ein Auftrag, der alles änderte: Ein Kunde wollte eine Förderanlage für die Lebensmittelproduktion, die hohe Hygieneanforderungen erfüllt. Altmann entwickelte den ersten Kran aus Edelstahl. In der Branche sprach es sich rum, dass es in Albaching Experten für besondere Herausforderungen in der Fördertechnik gibt. Die ersten Aufträge für Reinraum-Kräne kamen, die Altmanns nahmen die Herausforderung an.

Die weltweit größten
Reinraumkräne

Dass der Bedarf steigen wird, erkannten die Brüder frühzeitig. Ihr Familienunternehmen spezialisierte sich. „Das hat uns viel Herzblut und viel Schweiß gekostet“, erinnert sich Robert Altmann. Das Unternehmen sei ein hohes Risiko eingegangen, habe viel investiert in die Produktentwicklung. Es hat sich ausgezahlt, denn Reinraum-Kräne seien begehrt, überall dort, wo höchste Hygieneanforderungen gestellt würden: in der Pharmazie, in der Luftfahrttechnik und in der Halbleiterproduktion. „Je kleiner der Chip, desto größer die Maschine, um sie herzustellen. Das schreit quasi nach einem Spezialkran“, berichtet Altmann. Die Fördertechnik aus dem Unternehmen stehe in Reinräumen, die 2000-mal sauberer seien als ein Operationssaal, erklärt er als Beispiel.

Altmann Fördertechnik hat unter anderem die zwei bis dato größten Reinraumkräne der Welt konzipiert: Laufanlagen mit je zwei synchronisierten Hubwerken à 15 Tonnen Tragkraft und einer Spannweite von 30 Metern. Lasten bis zu 60 Tonnen können die Spezialanfertigungen der Firma tragen. „Unsere Kräne schweben sozusagen über den Dingen“, berichtet Altmann. Hohe Genauigkeit, hohe Reinheitsgrade: Das seien wichtige Marker in zukunftsweisenden Branchen wie der Chip-Produktion.

Fertigungstiefe
von 70 Prozent

Andere Wege ging Altmann jedoch nicht nur bei der Produktentwicklung, die stets auf Kundenanfragen zurückgeht, sondern auch bei der Produktion. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben eine Fertigungstiefe von 70 Prozent. Viele Elemente und Teile entstehen in den Werkshallen in Albaching. Das macht unabhängig von den weltweiten Lieferströmen. Autark hat sich das Unternehmen auch energietechnisch aufgestellt, berichtet der Geschäftsführer. Eine eigene Photovoltaikanlage versorgt mit Strom, alle Hallen verfügen über Wärmepumpen. 2024 strebt Altmann außerdem die Einführung einer Wasserstoff-Energielösung an, bekanntlich ein kompliziertes Verfahren oder, wie Altmann es lieber ausdrückt, „eine pfiffige Geschichte“. Er glaubt an die Wasserstoff-Energie mittels Elektrolyse. Sein Unternehmen wird es wagen, „wir sind typische Vertreter der Privatwirtschaft, die leichter und schneller reagieren kann auf Innovationen“, sagt er. „Wir sind der Meinung, dass ein Unternehmen bei der Energieversorgung nicht auf den Staat vertrauen sollte.“

Kein innovatives
Denken ohne Fehler

Alles richtig gemacht, das beweisen auch die Zeiten der steigenden Energiekosten. Der Mittelstandspreis würdigt all dies, findet Altmann, der darauf hinweist, dass innovatives Denken und Arbeiten auch eine Bereitschaft beinhalte, Fehler zu machen. „Das gehört zum Lernprozess dazu“, stellt er immer wieder fest. Weitermachen, heiße es dann im Unternehmen. Altmann benötige deshalb nicht nur qualifiziertes, sondern auch engagiertes Personal. „Wir verstehen uns als Unternehmer eher als Moderatoren, unsere Mitarbeiter dürfen nicht nur mitgestalten, sie sollen mitgestalten.“ Wer die Arbeit nur als Job betrachte, schon morgens Richtung Feierabend schiele und eine Vier-Tage-Woche bevorzuge, sei in der Regel bei Altmann am falschen Platz. „Wir brauchen Leute mit Spaß an der Innovation, mit Mut und Tatkraft.“

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