„Wirtschaftliches Handeln muss enkeltauglich sein“

von Redaktion

Veranstaltung zum Thema Nachhaltigkeit und Gemeinwohl-Ökonomie im Mühldorfer Landratsamt lockt bunt gemischtes Publikum an

Mühldorf – Vom Unternehmer über Kreisräte bis hin zum interessierten Bürger kamen zu der Veranstaltung der Wirtschaftsförderung im Landkreis Mühldorf in Kooperation mit der Gemeinwohl-Ökonomie in Bayern. Dabei ging es um das Wirtschaftsmodell der Gemeinwohl-Ökonomie sowie ein Praxisbeispiel, um Unternehmen zukunftssicher und nachhaltig zu gestalten.

Nachdem der Wirtschaftsförderer Thomas Perzl die Gäste im großen Sitzungssaal des Landratsamtes begrüßt hatte, erklärte Landrat Max Heimerl den Begriff Nachhaltigkeit. Ursprünglich komme er aus der Forstwirtschaft und besage, dass nicht mehr Holz geschlagen werden dürfe, als wieder nachwächst. Nun wurde der Begriff im wirtschaftlichen Kontext weiterentwickelt.

Unternehmen wenden sich immer bewusster dieser Thematik zu und wollen auch dem Kunden immer mehr Transparenz bei Lieferketten, Fertigungsweisen und zur Nachwuchskräftesicherung bieten. Wie man darüber einen Nachweis erstellen kann, der nachvollziehbar und vergleichbar ist, das zeigte der Referent Werner Furtner der Gemeinwohl-Ökonomie Regionalgruppe Wasserburg. In verschiedenen Kategorien wie Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit oder Transparenz und Mitentscheidung werden Lieferanten, Kunden, Mitarbeitende sowie das gesellschaftliche Umfeld anhand einer Matrix mit Punkten bewertet.

Wie das System in der Praxis angewendet werden kann, zeigte Johannes Ehrensperger, Geschäftsführer der Brauerei Neumarkter Lammsbräu. Die Biobrauerei gilt als Vorreiter beim Ausbau der ökologischen Landwirtschaft sowie bei der Umsetzung nachhaltiger Strukturen. Als Geschäftsführer in der siebten Generation stellte er dar, wie ein Unternehmen „enkeltauglich“ wird. Durch eine umfangreiche Modernisierung des Unternehmens wurde unter anderem eine Klimastrategie umgesetzt und Nachhaltigkeit im Liefernetzwerk gefördert. Eine enge Beziehung zu den zuliefernden Betrieben und deren Familien steht dabei ebenso im Mittelpunkt wie die Qualität Rohstoffe und faire Bezahlung.

In der anschließenden Podiumsdiskussion traten die teilnehmenden Unternehmen mit der Biobrauerei in den Dialog. Das vom bayerischen Umweltministerium geförderte sowie von der Wirtschaftsförderung des Landratsamtes umgesetzte Projekt „Ökoprofit“ war dabei ein Thema, das dieses Jahr wieder in eine neue Runde gehen wird. Hier sparen Betriebe Kosten durch effiziente Ressourcennutzung sowie durch gleichzeitige Reduzierung des Energie- und Wasserverbrauches.

„Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit wird in unserer regionalen Wirtschaft immer wichtiger“, so Perzl. Die Wirtschaftsförderung sei breit aufgestellt und wolle „möglichst viele Bereiche und Wirtschaftsmodelle darstellen und unterstützen“. Mit dieser Veranstaltung habe man „offenbar den Nerv der Zeit getroffen“, wie die Gespräche bis lange nach der Veranstaltung zeigten.

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