Ampfing – Mit innovativem und nachhaltigem Bauen in der Planung, am Bestand und beim Neubau hat sich ein Expertenforum bei der Firma Nutz in Ampfing befasst. Im Zentrum stand dabei die Minimierung von Ressourcen- und Energieverbrauch zur Schonung von Klima und Umwelt sowie die gewerkübergreifende Kooperation am Bau.
Ann-Kathrin Schirmer vom Mitveranstalter BEFIVE/UnternehmerTUM, die die Podiumsdiskussion moderierte, sprach von einem Transformationsprozess im Baubereich. Christian Gruber, Geschäftsführer der Firma Nutz, die sich mit Elektrotechnik, Sicherheitstechnik und Gebäudeautomation befasst, sah eine der größten Herausforderungen in der rechtzeitigen gewerkübergreifenden Kooperation bei Neubauten und darin, nicht nur den Bau, sondern den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes mit den damit verbundenen Aufwendungen und Verbräuchen im Blick zu haben. Die unterschiedlichen Techniken sollten dazu koordiniert und energieeinsparend genutzt werden, denn die Nebenkosten beim Betrieb eines Gebäudes würden als Vermietungs- und Vermarktungsmerkmal immer bedeutender.
Gruber bezog sich in seinen Ausführungen vor allem auf die Verschmelzung von Elektrotechnik, Heizung, Lüftung und Klimaanlage, wobei die Steuerungen immer komplexer würden. Besonders effizient sei die Nutzung dieser komplexen Technik vor allem bei größeren Bauten wie Bürogebäuden. Die frühzeitige Kooperation der einzelnen Gewerke, so Gruber auf Nachfrage, könne nur vom Projektleiter eines Bauvorhabens geleistet werden. Es gelte, in der Bauwirtschaft partnerschaftlich zusammenzuarbeiten, statt sich voneinander abzugrenzen. „Komplexe Systeme einfach bedienbar machen“, lautete die Forderung Grubers. Außerdem müsse ein Gebäude nach der Erstellung im Betrieb einem Monitoring unterzogen, also auf Funktionalität und Effizienz der eingesetzten Techniken überprüft werden, um Unregelmäßigkeiten frühzeitig zu erkennen. Zertifizierungen reichten nicht aus, da viele nicht auf energieeffizienten Betrieb abstellten.
Johannes Demmelhuber, Geschäftsführer der Innenausbaufirma Baierl & Demmelhuber, forderte ebenfalls, alle Bauausführenden möglichst frühzeitig in den Planungsprozess einzubeziehen. Handlungsbedarf sah er für die derzeit geltende Regulatorik, die ein extrem starres Korsett darstelle, das Neuerungen erschwere.
Auf das Thema „Materialeinsparung“ ging Hubert Anglhuber, Technischer Leiter der Stangl AG, ein. So könne eine Überprüfung von Wand- und Bauteilstärken zu einem geringeren Materialverbrauch führen. Auch neue Betonsorten mit Einsparungen von CO2 in der Herstellung würden entwickelt, was auch für stahlfreien Beton gelte. Diesem Thema hatte sich Andreas Mendler von Mendler Ingenieur Consult in einem Fachvortrag ausgiebig gewidmet. Er stellte Möglichkeiten vor, mit unbewehrtem Beton, also Beton ohne Stahlgeflecht, zu bauen. Dies funktioniere bei Drucklasten gut, allerdings nicht bei Biegebelastung eines Bauteils wie Betondecken. Mehr Initiativen wünschte sich Anglhuber für das Recycling von Beton. Die Zukunft sah er nicht im Erstellen von Einzelgebäuden, sondern darin, den dafür notwendigen Aufwand für serielles Bauen mit großformatigen Teilen zu betreiben.
Dem nachhaltigen Bauen im Speziellen widmete sich Architektin Anna Heringer in ihrem Vortrag. Sie stellt insbesondere Ton als gut verfüg- und recycelbares Baumaterial vor und berichtete über ihre positiven Erfahrungen aus Bangladesch, wo mit diesem Material große Projekte realisiert worden seien. Derzeit errichte sie in Traunstein ein Gebäude aus Ton.
Die Kombination von Beton und Holz stellte Lukas Schiffer, Geschäftsführer der Tjiko GmbH, als sinnvoll vor. Sein Unternehmen produziert vorgefertigte designorientierte Badezimmer. Seiner Meinung nach ist es notwendig zu lernen, mit Bauteilen zu arbeiten, was auch beim Bauen im Bestand möglich sei. Bei Gebäudesanierungen rief er dazu auf, auch die Möglichkeit von Aufstockungen zu prüfen.
Neben den Firmen Nutz und Baierl & Demmelhuber waren Unternehmer TUM und Stellwerk 18 Mitveranstalter des Expertenforums. Beide Organisationen unterstützen Start-ups in ihrer Entwicklung und in deren Vernetzung mit Unternehmen, Wirtschaftsförderungen, Kammern und Hochschulen. baf