Stein auf Stein seit 125 Jahren

von Redaktion

Seit 125 Jahren existiert die Firma Schwarzenbeck in Gars. Was als kleines Bauunternehmen begann, ist heute ein Betrieb mit über 100 Mitarbeitern. Trotz des Erfolgs gab es auch einige Rückschläge, wie Martin und Otto Schwarzenbeck wissen.

Gars – „Gars ist immer noch das alte Kaff, in dem sich nichts rührt!“ Diesen zeitlosen Satz schrieb Julie Schwarzenbeck vor 97 Jahren an ihren Bruder Martin. Damit hielt sie einerseits fest, dass die damalige Zeit im Denken und Ausdruck von heute gar nicht so weit weg ist, andererseits aber auch den Widerspruch, dass sich im Ort eben doch etwas rührt, denn sonst könnte eine Firma wie Schwarzenbeck heuer keine 125-Jahr-Feier begehen.

Deutliche Spuren
hinterlassen

In dieser langen Zeit hat der Familienbetrieb mit seinen Bauten und Produkten deutliche Spuren in der Region hinterlassen. Die vierte Generation leitet heute das Unternehmen mit rund 100 Mitarbeitern. Was Engelbert Schwarzenbeck mit einem reinen Bauunternehmen 1898 begann, teilt sich heute in die Bereiche Hochbau, Tief- und Straßenbau, Kieswerk, Transportbeton, Betonfertigteile, Doppelwände mit Elementdecken und in die Asphaltmischanlage. Martin Schwarzenbeck führte die Firma ab 1934, nach dem Zweiten Weltkrieg ging es steil bergauf. 1953 erfolgte die Gründung des Betriebszweigs Tief- und Straßenbau, ein Jahr darauf ging die Kiesgrube in Gars in Betrieb, die Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft war 1961.

Otto Schwarzenbeck als dritte Generation ist heute 75 Jahre alt und fühlt sich der Firma immer noch verpflichtet, sodass er in beratender Funktion „nicht aufhören kann“, wie er bekennt. 1983 wurde er Geschäftsführer und leitete seit 1990 den Betrieb mit einem Umsatz von damals 20 Millionen Mark. 2004 trat sein Sohn Martin Schwarzenbeck ins Unternehmen ein. Im Jahr 2010 erreichte der Umsatz neun Millionen Euro, voriges Jahr waren es 13 Millionen Euro.

Der Familienbetrieb ist über die langen Jahre eine Erfolgsgeschichte, doch die Entwicklung lief nicht immer reibungslos, manche Investitionen und Vorstöße in neue Geschäftsfelder rechneten sich einfach nicht. Was wird gebraucht und wofür gibt es Kapazitäten und Personal, lauten die Fragen.

So war etwa zu Beginn Engelbert Schwarzenbeck als Posthalter ab 1916 auch einmal als Fahrt-Unternehmer tätig. Oder: In jüngerer Zeit ist die Produktion von bestimmten Betonformteilen aufgegeben worden, weil sich Normen änderten und die erforderliche Stückzahl zum Ausgleich der höheren Kosten nicht in Sicht war.

Viele der Schwarzenbeck-Produkte sind gar nicht mehr zu sehen, da sie in den Straßen als Rohre oder Schächte eingegraben sind. Sichtbarer sind da vor allem Bauten wie das Juvinat des Garser Klosters, das ehemalige Kinderkrankenhaus in Thambach, das frühere Kloster in Haag als heutige Realschule, außerdem Wohnungen für die GWG in Wasserburg und das Innwerk. Selbst die Königswarter Brücke gehört dazu, allerdings war die Firma auch an der Vorbereitung deren Sprengung im Dritten Reich 1938 beteiligt. Das brachte dem damaligen Inhaber die Bezeichnung „Mitläufer“ ein.

Nach dem Krieg entstanden unter anderem das Krankenhaus in Wasserburg, die Innbrücke in Gars, die Goldachbrücke, die Grundschule, das Kinder- und das Ärztehaus in Gars oder 2002 die Erweiterung der Franziskus-von-Assisi-Schule im Kloster Au.

Im Jahr 2000 ging das Doppelwand- und Elementdeckenwerk in Gars-Bahnhof in Betrieb. Seit 2010 stellt Schwarzenbeck gedämmte Thermowände her, passend in die Zeit des Energiesparens. Diese Sparte macht heute etwa die Hälfte des Umsatzes aus. Die Kundschaft besteht überwiegend aus Unternehmen, Behörden und Institutionen, der klassische Maurerbetrieb sei man schon lange nicht mehr, erklärt Otto Schwarzenbeck senior.

Die Fertigung der Decken und Wände ist ausgebaut worden und mit Patenten perfektioniert, etwa in der Dämmung und mit einer hohen Stabilität bei geringerem Gewicht.

Heute leiten die Firma Otto senior sowie Martin und Sebastian Schwarzenbeck. Zu kämpfen habe man zunehmend mit Vorschriften, die etwa das schon lange praktizierte Aufbereiten von Altbeton teurer machen. Strom erzeuge man seit 20 Jahren selber, gerne mehr, doch das habe man nicht genehmigt bekommen. Deutlich sehe man auch den Mangel an Mitarbeitern, darunter Betonfertigsteller, Stahlbetonbauer, Bürokaufleute, Baumaschinenführer und Maurer.

Firma zieht
nach Gars-Bahnhof

Was in der Politik besser laufen könnte, da fällt Otto und Martin Schwarzenbeck einiges ein: Etwa der Jugend vermitteln, „dass wir in einer Leistungsgesellschaft leben”. Außerdem mehr Wertschätzung fürs Handwerk, die Reduktion der Kosten beim Bauen durch weniger Vorschriften, und überhaupt hätte die Regierung bei den Energiepreisen früher gegensteuern können. All das lässt die Inhaber manchmal zweifeln, ob neue Gesetze auch mit denen abgestimmt wurden, die sie später umsetzen sollen.

Wie sieht die Zukunft aus? Die Schwarzenbecks sind optimistisch. So sind die Tage des Firmensitzes in der Garser Hauptstraße gezählt. Der Umzug nach Gars-Bahnhof ist in den nächsten zehn Jahren geplant, ein Teil ist ja bereits dort.

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