Einer der erfolgreichsten Medienmanager der Republik

von Redaktion

Rosenheimer Stephan Thurm (55) im OVB-Porträt – Eine Bilderbuchkarriere

Rosenheim/Essen/Berlin – Er hat das Feuer der digitalen Revolution in Deutschland mit entfacht: der Rosenheimer Stephan Thurm (55). Seine Berufung in den Vorstand der Funke Mediengruppe macht ihn jetzt zu einem der erfolgreichsten Medienmanager der Republik.

Stephan Thurm ist am Karrieregipfel angekommen. Mit seiner Berufung ins Executive Board der Funke Mediengruppe im Mai 2023 wird er zu einem der einflussreichsten Medienmanager Deutschlands. Funke (Hauptsitz Essen) beschäftigt 6000 Mitarbeiter, davon 1500 Journalisten. Diese schreiben unter anderem für zwölf Tageszeitungen mit insgesamt 3,5 Millionen Lesern – sowie für diverse Zeitschriften, die insgesamt eine Auflage von sieben Millionen erreichen. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer Karriere, die in Rosenheim ihren Anfang nahm.

Die riskante Wette
aus Vorarlberg

Die ersten beruflichen Sporen verdiente sich der studierte Wirtschaftsinformatiker in der Kirch-Gruppe. Im Rahmen seiner Tätigkeit kommt er erstmals mit dem Vorarlberger Medienhaus – heute Russmedia – in Kontakt. Es sollte der Beginn einer Erfolgsgeschichte werden.

Rückblickend war es das Aufeinandertreffen mit dem Vorarlberger Herausgeber Eugen A. Russ, welches prägend für Thurms weitere Laufbahn sein wird. Russ hat eine klare Vision für die Zukunft der Medienbranche, und erkennt die Digitalisierung als Chance. Mitte der 90er-Jahre ist das eine gewagte Wette. Russ geht sie unter großem Ressourceneinsatz ein.

Der Zufall führt ihn
nach Rosenheim

Wie so oft im Leben führte nun der Zufall Regie. Russ lernt just zu jener Zeit Alfons Döser, den damaligen Verleger der OVB-Heimatzeitungen, kennen. Bei einem der Gespräche kommt auch Russ‘ neues Projekt zur Sprache. Dabei sollte der Name eines jungen Mannes fallen, auf den Döser große Stücke hielt und den er über eine Freundschaft zu dessen Eltern schon seit seinen Kindheitstagen kennt: Stephan Thurm.

Es wird ein Treffen zwischen Thurm und Russ vereinbart – laut Russ „eine glückliche Fügung“. Thurm wiederum zeigt sich von dem „visionären“ Verleger beeindruckt.

1998 zieht Thurm mit seiner aus Wien stammenden Frau Patrizia nach Vorarlberg. Seine Karriere im Vorarlberger Medienhaus verläuft steil. Rasch wechselt er in die Geschäftsführung des digitalen Geschäfts, arbeitet in dieser Funktion maßgeblich am Aufbau von Vorarlberg Online mit. Der Erfolg ist durchschlagend.

Russ‘ Wette geht auf. „Das Risiko“, so Thurm über die Anfangszeit des Projekts, „war hoch“. Doch der Lohn ist höher. Jahre sollten etwa verstreichen, bis die Süddeutsche Zeitung Vorarlberg Online bei der Reichweite überholte. Vol.at blieb über Jahre führendes Medium im deutschsprachigen Raum, weiß der Geschäftsführer von Russmedia Österreich, Gerold Riedmann, zu berichten.

2008 bricht Thurm seine Zelte in Vorarlberg ab. Er folgt dem Ruf aus der Heimat und heuert beim OVB Medienhaus an. „Stephan Thurm hat den Kontakt zu seiner Heimat Rosenheim nie verloren“, erinnert sich Oliver Döser, heutiger Verleger der OVB-Heimatzeitungen. „Es war eine gute Gelegenheit, das in Vorarlberg Gelernte nochmals in Deutschland zu versuchen“, verdeutlicht Thurm. „Und es gab eine Verlegerfamilie, die mutig genug war, das auch zu probieren.“

Das Modell, welches Thurm umsetzt, folgt dem Vorarlberger Muster: Das bereits vorhandene Online-Portal der OVB-Heimatzeitungen – ovb-online.de – bleibt bestehen. Zusätzlich wird eine zweite Marke installiert. Eine spezifische Online-Marke, die ein jüngeres Publikum ansprechen soll.

Zukunftsweisendes
Digitalkonzept

Das Projekt Online steckte bis zu diesem Zeitpunkt noch in den Kinderschuhen. „So richtig laufen gelernt haben unsere Digitalaktivitäten dann erst mit Stephan Thurm, der uns mit seinem umfassenden Wissen und seiner Erfahrung aus Vorarlberg ein zukunftsweisendes Digitalkonzept präsentiert hat, das uns sofort überzeugte“, erklärt Oliver Döser.

Es ist die Geburtsstunde von rosenheim24.de & Co, der 24er-Portale.

Ein Redaktionsteam muss aufgebaut und eingespielt werden. „Es gab ein regelrechtes Casting“, erinnert sich der nunmehrige OVB-MEDIA-Geschäftsführer Florian Schiller. „Wir haben mindestens zehn Online-Redakteure auf einen Schlag gesucht.“ Leiterin des frischgebackenen Online-Teams wird die heutige OVB-Heimatzeitungs-Chefredakteurin Carmen Krippl, Schiller als Mitglied der Geschäftsführung war für die Vermarktung und indirekt für die Verkaufsleitung zuständig.

Auch in Rosenheim wird volles Risiko in Kauf genommen. Denn das Vorarlberger Modell gilt zum damaligen Zeitpunkt als nicht wiederholbar – nur die spezifischen regionalen Gegebenheiten hätten den dortigen Erfolg ermöglicht, so die fast einhellige Meinung in der Branche. Thurm ist vom Gegenteil überzeugt. „Das hat sich sonst keiner getraut“, sagt Schiller, „wir waren tatsächlich die Ersten in Deutschland, die das versucht haben.“

Das Investment der Eigentümer ist hoch, und eine neue, online-affine Leserschaft muss erst aufgebaut werden. „Die damaligen Planungen basierten auf fünf Jahren mit hohen Anlaufverlusten aber bereits nach vier Jahren waren wir operativ positiv“, gibt Oliver Döser Einblick in die damaligen Überlegungen.

Und er stellt klar: „Ohne der Expertise und Erfahrung von Stephan hätten wir das Investment in dieser Höhe sicherlich nicht freigegeben.“

Erneut setzen Thurm und sein Verleger auf das richtige Pferd: Die Digitalisierung ist auch im Verbreitungsgebiet der 24er-Portale ein durchschlagender Erfolg. Das belegen auch die Zahlen: Die 24er-Portale erreichten im Juni 2023 beispielsweise 13,3 Millionen Visits. Der beste jemals gemessene Wert wurde mit 24,2 Millionen Visits im März 2020 erreicht. 2013 folgte dann der Wechsel zur Funke Mediengruppe. Die zu bewältigende Aufgabe: das Digitalgeschäft quasi von null aufzubauen und zu strukturieren. Abermals schlägt Thurm die Schneise zum Erfolg.

Trotz allem macht er kein großes Aufsehen um seine Person, ist erstaunlich bodenständig geblieben. „Er ist extrem neugierig, aber es reicht ihm nicht, wenn er es nur selbst weiß, sondern, er möchte es auch auf die Straße bringen“, umreißt Eugen A. Russ Thurms Persönlichkeit.

Fähigkeiten eines
Innovators

Als „zielstrebig“ beschreibt ihn Carmen Krippl, Chefredakteurin der OVB-Heimatzeitungen. Gleichzeitig sei er aber auch unglaublich diplomatisch. Er schaffe es, dass ihn Leute sympathisch finden, selbst, wenn er negative Nachrichten überbringe.

Die Fähigkeiten eines Innovators werden auch in Zukunft gefragt sein, Thurms beruflicher Weg ist noch lange nicht beendet. Denn die Medienbranche steht erneut vor einem Umbruch – Stichwort künstliche Intelligenz. Journalisten wird es dennoch weiterhin brauchen, davon ist der Visionär überzeugt.

„Journalismus ist wichtig für die Menschen, für die Gesellschaft“, sagt Thurm. Ohne es auszusprechen, kennt man seine Gedanken: Er wird es auch bleiben.

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