Rohrdorf – Nachwuchs fürs Handwerk zu finden, ist eine Herausforderung. Das zeigte auch die Freisprechungsfeier der Metzger und Bäcker, bei der 23 junge Frauen und Männer ihren Gesellenbrief erhielten.
Vitus Humpel erreichte bei der theoretischen Prüfung 97 von 100 möglichen Punkten, und bei der praktischen 92 von 100. Ein Ergebnis, das der scheidende Vorsitzende des Metzgerausschusses, Günter Burghart, in seiner fast 50-jährigen Laufbahn noch nicht erlebte. Der Geselle legte vor seiner Metzgerlehre das Abitur ab, ebenfalls mit einem Schnitt knapp über eins und sieht seine Zukunft dennoch im Handwerk.
„Wenn in einer Zeit, in der immer mehr aufs Gymnasium gehen, nicht auch die Zahl derer steigt, die nach dem Abitur ins Handwerk finden, dann kommt unsere Wirtschaftsstruktur in Schieflage“, meinte der junge Geselle.
Er ist der Beweis dafür, dass ein Abiturient als Lehrling für den ausbildenden Betrieb durchaus ein Gewinn ist. Weil es sich eben nicht um „verkopfte und verbildete“ junge Leute handelt, wie vielleicht mancher Chef argwöhnt, sondern sehr wohl um Nachwuchs, der anzupacken versteht und anpacken will. Schließlich ist die Suche nach Stellenbewerbern nur die eine Seite des Bemühens um mehr Nachwuchs im Handwerk.
Die andere ist die, ausbildungsbereite Betriebe zu finden. Rosi Hell vom Prüfungsausschuss der Bäcker kann davon ein Lied singen, denn sie geht nicht selten bei den Betrieben auch Klinkenputzen, um sie zur Ausbildung zu überreden. Ein Problem dabei, so erklärt Mirjana Berndanner von der Geschäftsführung der Kreishandwerkerschaft, sei die Tatsache, dass in vielen Betrieben der Generationswechsel näherrückt. Nicht wenige der entsprechenden Chefs überlegen aber, ob sie, mangels geeigneter Nachfolge, nicht einfach den Betrieb schließen sollen. Hier, meint Berndanner, könnte ein Betriebsnachfolger sozusagen „aus eigener Aufzucht“ möglicherweise die viel bessere Alternative sein.
Es muss dabei auch beileibe kein Abiturient wie Humpel sein. Der sieht auch seine weitere Zukunft nach der Ausbildung in der Landmetzgerei Stefan Rumpel in Bruckmühl ganz bodenständig. Zum Metzgerhandwerk kam er, weil er das Vieh, das auf der heimischen kleinen Landwirtschaft aufwächst, selber schlachten können möchte. „Wir sind den uns anvertrauten Lebewesen eine möglichst stressfreie Schlachtung schuldig und das A und O dabei ist der Verzicht auf unnötigen Transport, gerade bei Kühen, die ja Herdentiere sind und für die jede Trennung aus dem Herdenverband Stress pur ist“, sagt Humpel. Für ihn ist die eigene Schlachtung ein wesentlicher Baustein, um dem heimischen Hof in der Direktvermarktung zu etablieren: „Unsere späteren Kunden sollen wissen, dass das Tier, dessen Fleisch sie kaufen, bis zur letzten Minute ein wirklich artgerechtes Leben hatte.“
Alles in allem gab so die Freisprechungsfeier der Metzger und Bäcker durchaus Anlass zu vorsichtiger Zuversicht. Egal welchen schulischen Hintergrund die frischgebackenen Gesellen hatten, machten sie alle den Eindruck, dass sie darauf brennen, sich und ihr Können jetzt unter Beweis zu stellen. Fachkräfte aber, die engagiert sind, und ihren Beruf sichtbar gerne ausüben, sind mit die besten Werbeträger fürs Handwerk. jt