Seltenes Jubiläum in schwierigen Zeiten

von Redaktion

„Es sind spannende Zeiten“, sagt Josef Huber, der gemeinsam mit seiner Schwester Angelika das Holzbauunternehmen „Huber & Sohn“ in Eiselfing leitet. Heuer wird es 100 Jahre alt. Ein Gespräch über die Last der Verantwortung, die Lust an Veränderung und neue Herausforderungen wie die KI.

Eiselfing – 100 Jahre in Familienbesitz: „Ich würde das nicht als Last bezeichnen, sondern in erster Linie als Verpflichtung, die aus Verantwortung entsteht“, sagt Josef Huber. Gemeinsam mit seiner Schwester Angelika führt er das Holzbauunternehmen mit Sitz in Bachmehring (Eiselfing) in dritter Generation. Die vierte steht bereits in den Startlöchern, freut er sich. Ein Neffe ist schon im Unternehmen, seine beiden Söhne werden ebenfalls einsteigen. Die Unternehmensgeschichte geht also weiter. Ein Grund, warum „Huber & Sohn“ am heutigen Mittwoch im historischen Rathaussaal mit Geschäftspartnern und Freunden feiern wird.

Die Rahmenbedingungen im 100. Jahr nach der Gründung sind schwierig. Nach vielen „sehr guten Jahren“, wie Huber betont, bekommt der Jubilar derzeit ebenfalls die Auswirkungen von Inflation, Materialmangel, Lieferengpässen, hohen Energiekosten und daraus resultierender Wirtschaftskrise mit Konsumflaute zu spüren.

Überzeugt: Holzbau hat Zukunft

Beim Umsatz, der 2022 bei 71 Millionen Euro lag, rechnet die Geschäftsführung heuer „mit einer niedrigeren Zahl“. Das liegt nach Hubers Angaben an einem schwierigen Umfeld für die Baubranche. Die Zinsentwicklung wirke sich auf die Bautätigkeiten aus, die Konjunktur schwächele. Nicht nur private Bauherren halten sich nach Erfahrungen von Huber zurück, auch die öffentliche Hand. „Die Kommunen treten auf die Bremse, Baugesellschaften gehen langsamer voran bei ihren Investitionen“, stellt er fest.

„Huber & Sohn“ ist jedoch breit aufgestellt: Neben dem Holzbau (Häuser und Elemente) gibt es noch die zwei weiteren Unternehmensbereiche Fenster und Holzverpackung/Konstruktionsholz. Schon mehrfach hat sich die Tatsache, dass der Familienbetrieb auf drei Beinen steht, bewährt, berichtet der Geschäftsführer. Beispielsweise Ende der 90er- und Anfang der 2000er-Jahre. Damals musste „Huber & Sohn“ nach vielen guten Jahren als Folge der Einheitseuphorie plötzlich einen extremen Nachfragerückgang im Fenstersegment verkraften und konnte dies durch die guten Verkaufszahlen im Verpackungsbereich ausgleichen.

Es war die bisher schwierigste Zeit im Unternehmen, findet Huber. Die Pandemie habe zwar auch stark gefordert, zuletzt die Energiekrise, doch auch auf sie hat „Huber & Sohn“ reagiert: Vor wenigen Wochen ging die eigene Photovoltaik-Anlage ans Netz. 30 Prozent des Jahresbedarfs an Strom wird das Unternehmen nun selbst produzieren.

Im Holzbau sieht Huber außerdem einen zukunftsfähigen Markt, vor allem auch, weil das Familienunternehmen sich auch im mehrgeschossigen Wohnungs- und Gewerbebau profiliert hat. „Huber & Sohn“ erstellte unter anderem 2011 das erste achtgeschossige Holzhaus, ein Objekt in Bad Aibling, ausgezeichnet mit dem deutschen Holzbaupreis. So hoch hinaus schaffen es im Holzbau in Deutschland nur etwa zehn Unternehmen, berichtet er. „Darauf sind wir sehr stolz.“ Der Marktanteil von Holzhäusern nehme weiter zu: Im Bereich der Ein- bis Zweifamilienhäuser lag er nach seinen Angaben im Freistaat in den 90er-Jahren noch bei fünf bis sechs Prozent, mittlerweile bei 25 Prozent. Holz als Baustoff passe aufgrund der Nachhaltigkeit in die Zeit.

Energetische Sanierung als neues Marktfeld

Der Holzbau nimmt bei „Huber & Sohn“ etwa 40 Prozent des Gesamtumsatzes ein. Die restlichen 60 Prozent teilen sich Fensterbau und Holzindustrie, berichtet er. Während die Baubranche unter einem Nachfragetief leidet, läuft derzeit beispielsweise der Unternehmensbereich Verpackungen aus Holz „sehr ordentlich“. Im Holzbau hat „Huber & Sohn“ jedoch ein neues, vielversprechendes Produktsegment aufgetan: seriell vorgefertigte Holzfassaden-Elemente für die energetische Sanierung. Hier sieht Huber ein „hochinteressantes Zukunftsfeld“, denn die Sanierungsquote von derzeit einem Prozent jährlich ist seiner Erfahrung nach viel zu gering. „Es würde 100 Jahre dauern, bis wir den Bestand durchsaniert hätten. Da müssen wir schneller werden, das ist auch EU-weit erkannt worden.“ Die energetische Gebäudesanierung werde deshalb stark gefördert. „Huber & Sohn“ hat viel investiert in die technologische Weiterentwicklung von neuen Holz-Fassaden, die vor die alte gesetzt werden können. Eine Wohnanlage in München wird derzeit beispielsweise von „Huber & Sohn“ um fünf Geschosse aufgestockt, drei bestehende werden mit Huber-Holzfassaden saniert.

Solche Projekte, vor allem im großvolumigen Holzbau, könnte das Unternehmen nicht stemmen, hätte es nicht nur wenige Meter entfernt in Hafenham (ebenfalls Eiselfing) erweitern können. Hier entstand 2016 eine neue Fertigungshalle mit zusätzlichen 23000 Quadratmetern Betriebsfläche.

Am Stammsitz, wo Johann und Franziska Huber 1923 mit einem Zimmereibetrieb starteten, baut „Huber & Sohn“ derzeit eine Lehrlingswerkstatt. Auch eine Investition in die Zukunft, betont der Geschäftsführer. Denn der Fachkräftemangel erfordere mehr Aufwand als früher bei der Ausbildung des eigenen Nachwuchses. Heute müsse mehr getan werden, um Azubis zu gewinnen und Fachkräfte zu halten, stellt Huber fest.

Die Zukunft des Holzbaus, für Häuser, Elemente oder Verpackungen, hängt jedoch nicht nur von der Frage ab, ob es ausreichend Fachpersonal geben wird, sondern auch vom Baustoff Holz. Die Preisentwicklung ist so schwierig wie schon lange nicht mehr, bedauert Huber.

Auf und Ab beim Holzpreis

Nach Jahren, in denen der Preis relativ stabil war, gibt es jetzt ein Auf und Ab, „mit dem wir uns wohl dauerhaft abfinden müssen“, so seine Einschätzung. Immer mehr kleine Sägewerke würden aufgeben.

„Huber & Sohn“ stehe auch beim Einkauf auf mehreren Beinen, pflege langjährige Kontakte zu kleineren und mittleren Sägewerken, deren Fokus nicht so intensiv auf Märkten wie jenen in den USA liege. Das Holz, das „Huber & Sohn“ verbaut, komme aus der Region, vom Bayerischen Wald bis Südtirol. Reicht es für den wachsenden Bedarf? Huber sieht angesichts des Klimawandels, der dem Wald zu schaffen macht, die Notwendigkeit, auch auf resistentere Arten wie die Douglasie zu setzen. Und sogar Laubhölzer für die Baubranche technologisch fit zu machen. Das Eiselfinger Unternehmen geht hier mit neuen Maschinen, Werkzeugen und Verarbeitungswegen voran. Und hat sich das Ziel gesetzt, selber im Wasserburger Land 1000 Bäume zu setzen.

„Wir können uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen“, sagt Huber angesichts der Notwendigkeit zu Forschung und Entwicklung. Es sei notwendig, ständig den Markt zu beobachten und offen für Neues zu sein. So hat es schon sein Großvater getan, der 1936 auch stark nachgefragte Bienenstände baute, oder sein Vater, als er 1952 das Unternehmen übernahm und eng mit der amerikanischen Armee in Deutschland zusammenarbeitete, für deren Kasernen er Dachstühle und Wohnanlagen baute. „Was wagen und manchmal auch den Mut haben, was bleiben zu lassen“, lautet das Credo von Sohn und Tochter. Herausforderungen sieht Huber außerdem im Bereich IT-Sicherheit und in der Künstlichen Intelligenz (KI). Letztere werde das wirtschaftliche Leben fundamental verändern, ist er überzeugt. „Das ist der größte Umbruch seit Beginn der Industrialisierung.“ Auch hier gelte: „Wir müssen dabei sein, trotz aller Skepsis.“ Denn es gelte, die vierte Generation im Unternehmen nicht vor unlösbare Aufgaben zu stellen. Damit sie in 25 Jahren ebenfalls feiern kann: dann 125 Jahre „Huber & Sohn“.

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