„Ihr werdet gebraucht, wir setzen auf euch“

von Redaktion

Bau-Innung Traunstein-Berchtesgadener Land spricht Nachwuchs frei und überreicht Gesellenbriefe

Traunstein/Teisendorf – Krisenstimmung am Bau: Landauf, landab besteht derzeit ein schwieriges Szenario im Dreieck zurückgehender Aufträge, steigender Zinsen und hoher Baukosten. Doch davon war im Teisendorfer Poststall nichts zu spüren: Hier feierten vor Kurzem die Betriebe der Bau-Innung Traunstein und Berchtesgadener Land den wichtigsten Tag im beruflichen Leben junger Handwerker, die einen der verschiedenen Berufe mit Schwerpunkt Maurer gelernt haben: die Freisprechung mit der Übergabe der Gesellenbriefe.

Ein Fundament
für die Zukunft

Die anwesenden Betriebsinhaber waren sich einig: Die Zeiten seien schwierig, aber man komme da durch. Nicht zuletzt auch mit einem motivierten beruflichen Nachwuchs. Der Bedarf an Nachwuchskräften ist unverändert hoch – das war aus Vorträgen und Grußworten herauszuhören.

Bernhard Fuchs, bisheriger Obermeister und Vorstandsmitglied der Innung, wies darauf hin, dass hinter den Gesellen drei zum Teil harte Jahre liegen. Die jungen Leute hätten sich für einen krisensicheren Beruf entschieden. Er ermutigte sie, ihr Fachwissen an künftige Auszubildende weiterzureichen. Das zentrale Thema sei die Nachwuchs- und Fachkräftegewinnung.

Fuchs kritisierte zudem die Erhöhung der Förderung für die akademische Bildung bei gleichzeitiger Reduzierung der Bundesmittel für den Betrieb der Bildungszentren der Handwerkskammern. „Ich hoffe, dass die Leistung des Handwerks wieder mehr gewürdigt wird“, sagte er. Überbordende Bürokratie müsse zurückgefahren werden. „Wir brauchen wieder mehr Zeit für unsere Kernarbeit“, sagte Fuchs unter lang anhaltendem Applaus.

Georg Quentin, stellvertretender Bürgermeister Teisendorfs, freute sich, dass die Gesellen auch in schwierigen Zeiten den erfolgreichen Abschluss erreicht haben. Der Gesellenbrief sei „ein Symbol für das Fundament Ihrer Zukunft“. Die Gesellen hätten zu ihren fachlichen Fähigkeiten auch Lernwillen, Durchhaltevermögen und Fleiß bewiesen. „Heute ist die Krönung eurer Lehrzeit“, sagte auch der stellvertretende Berchtesgadener Landrat Michael Koller. „Ihr könnt in eine gute Zukunft schauen. Ihr werdet gebraucht, wir setzen auf euch.“ Seine Stellvertreterkollegin aus dem Landkreis Traunstein, Resi Schmidhuber, freute sich über die vielen strahlenden Gesichter. „Ihr leistet Tag für Tag eine herausragende Arbeit.“ Das Handwerk sei nicht nur ein Beruf, sondern Berufung, sagte sie.

„Der schönste
Beruf der Welt“

Lehrlingswart Andreas Di-Qual ging auf die Details der ebenfalls durchgeführten Zwischenprüfung mit 34 Teilnehmern ein und schilderte den Ablauf der Gesellenprüfung. Insgesamt haben 42 Lehrlinge die Gesellenprüfung erfolgreich abgelegt. Leider setze sich, so berichtete der Lehrlingswart, die erfreuliche Zunahme der Zahl der Auszubildenden in diesem Jahr nicht fort. So würden im gerade begonnenen Ausbildungsjahr nur 22 junge Leute den Maurerberuf erlernen. „Ihr habt den schönsten Beruf der Welt gewählt. Wir machen alles mit unseren Händen und sehen jeden Tag, was wir geschaffen haben. Werbt dafür!“, sagte er.

Thomas Aigner, stellvertretender Kreishandwerksmeister, nahm die Freisprechung vor. Er entband die Lehrlinge offiziell gemäß einem jahrhundertealten Brauch von den Pflichten ihres Lehrverhältnisses. Danach ging es an die Verteilung der Gesellenbriefe.

Herausragend mit vielen guten Einzelergebnissen waren Innungssieger Manuel Bichler vom Ausbildungsbetrieb Swietelsky Baugesellschaft in Traunstein, gefolgt von Thomas Huber vom Bauunternehmen Franz Mader in Oberteisendorf, Andreas Rotter von der Firma Ederer & Oberleitner Bau in Obing und Pius Steinbacher von der Firma Mayer Hoch- und Tiefbau in Ruhpolding.

Viel Lob gab es noch für den bisherigen Obermeister Bernhard Fuchs, der das Amt in der letzten Jahresversammlung niedergelegt hatte. Sein Nachfolger wird in den kommenden Wochen gewählt. Nach dem offiziellen Ende feierten die Anwesenden bei guter Stimmung weiter. Für den richtigen Ton sorgte die Fuchs-Musi. Andreas Wittenzellner

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