Hamberger in der Krise

von Redaktion

Die Hamberger-Gruppe muss auf die gesunkene Nachfrage nach Bodenbelägen reagieren und baut Stellen ab: 153 Arbeitsplätze in Stephanskirchen und Rohrdorf fallen weg. Geschäftsführer Peter Hamberger erklärt die Hintergründe und äußert sich, ob weitere Mitarbeiter um ihre Jobs bangen müssen.

Stephanskirchen/Rohrdorf – Es ist eine Entscheidung, die Dr. Peter Hamberger alles andere als leicht gefallen ist. Seit Sommer 2022 beobachtet der Geschäftsführer der Hamberger-Gruppe mit Sorge die dramatischen Entwicklungen in seiner Branche. „Seitdem ist die Nachfrage auf dem Markt deutlich gesunken“, berichtet der Spezialist für Bodenbeläge und WC-Sitze.

Die Energiekrise, der Krieg in der Ukraine sowie eine hohe Inflationsrate sorgten für eine spürbare Verunsicherung der Kunden – und das bekam Hamberger zu spüren. Die Bauanträge gingen bis zu 30 Prozent zurück und schon sicher geglaubte Aufträge kamen plötzlich nicht mehr zustande. „Ich habe es selbst kaum glauben können“, sagt Hamberger. 

Mehr als zehn Prozent
der Arbeiter betroffen

Die Folge: Das 1866 gegründete Unternehmen muss sich „neu aufstellen“ und baut 153 Stellen in Stephanskirchen und Rohrdorf ab. Von den insgesamt rund 1100 Mitarbeitern müssen dementsprechend mehr als zehn Prozent ihren Arbeitsplatz in den Bereichen Produktion, Vertrieb und Verwaltung räumen. 

„Für uns alle ist das ein schmerzhafter Schritt“, sagt Hamberger, der hofft, sein Unternehmen mit dieser Maßnahme durch die „herausfordernde Zeit“ steuern zu können.

Auch in anderen Werken, wie beispielsweise in Bulgarien, musste die Hamburger-Gruppe Personalkosten einsparen. Laut dem Geschäftsführer hat es die beiden Standorte im Landkreis Rosenheim jedoch am stärksten getroffen. Hamberger beschäftigt laut Firmenangaben weltweit rund 2600 Mitarbeiter und erreichte im Jahr 2022 einen Umsatz von circa 340 Millionen Euro. Im Jahr 2021 waren es noch mehr als 350 Millionen Euro. 

Die 153 entlassenen Arbeiter werden dem Geschäftsführer zufolge nun schrittweise über das weitere Vorgehen informiert. Mit der Gründung einer Transfergesellschaft soll den Betroffenen in den kommenden zwölf Monaten eine gewisse Sicherheit geboten werden.

„Ein schwerer Schlag
für die Beschäftigten“

„Die Mitarbeiter werden mit der begründeten Transfergesellschaft arbeitssuchend und müssen für die Vermittlung zur Verfügung stehen“, erklärt Michael Vontra, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Rosenheim. Die Agentur werde bei solch großen Abbauplänen informiert und stehe dementsprechend beratend zur Seite.  Mit der Transfergesellschaft werden laut Vontra für die Arbeitssuchenden beispielsweise die Chancen auf dem Markt analysiert oder gezielt bei der Bewerbung geholfen.

Auch die Gewerkschaft IG Metall bietet Unterstützung für die betroffenen Mitglieder. „Der Stellenabbau ist ein schwerer Schlag für die Beschäftigten, die trotz der prekären Lage mit vollem Engagement ihre Arbeit machen und seit Längerem schon durch Kurzarbeit finanzielle Einbußen tolerieren mussten“, sagt Bettina Thurl, Geschäftsführerin der IG Metall Rosenheim.

Der andauernde Krisenmodus und die damit verbundene Flexibilität der Beschäftigten habe leider nicht zur Stabilisierung des Unternehmens geführt. „Für die Beschäftigten ist das natürlich dramatisch“, meint Thurl. 

Der Rückgang an Aufträgen bei Hamberger spiegelt auch die wirtschaftlichen Probleme in der Region Rosenheim wider. „Die Firmen sind derzeit mit einer regelrechten Gemengelage an Risiken und Unsicherheiten konfrontiert“, sagt Andreas Bensegger, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Rosenheim. Schwierige Rahmenbedingungen, eine schwächelnde Weltwirtschaft und geopolitische Spannungen führen ihm zufolge zu massiver Verunsicherung und Zurückhaltung. „Das wirkt sich dann auch auf die Investitionsbereitschaft aus und führt dazu, dass die Unternehmer erst mal auf die Bremse steigen“, meint auch Ingrid Obermeier-Osl, Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Altötting-Mühldorf. 

Bis 2025 wohl
keine Entlastung

Wie es in Zukunft mit dem Betrieb weitergeht, vermag Hamberger nicht genau zu sagen. „Die aktuellen Studien gehen davon aus, dass es voraussichtlich bis in das Jahr 2025 keine wirkliche Entlastung gibt“, befürchtet der Geschäftsführer. Wenn bis dahin noch eine unvorhergesehene Krise eintritt, könnte es sein, dass Hamberger nochmals reagieren muss. „Wir glauben und hoffen aber, dass wir jetzt erst einmal wieder gut aufgestellt sind“, betont der Chef.

Alle Mitarbeiter seien mittlerweile wieder aus Teilzeitarbeit zurückgekehrt. Außerdem sei der Bedarf nach Wohnungen und damit auch nach den passenden Bodenbelägen grundsätzlich vorhanden. Von einem erneuten Stellenabbau in der Region geht Hamberger daher zunächst nicht aus. 

Auch die IG Metall Rosenheim betont nach der Ankündigung der prinzipiell „positiven Entwicklung“ seitens Hamberger, dass nun keine weiteren Einsparmaßnahmen mehr auf Kosten der verbleibenden Belegschaft erfolgen dürfen.  

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