Stephanskirchen/Rohrdorf – „Es ist für alle Beteiligten sehr schwierig und belastend“, berichtet der Hamberger-Betriebsrat Bülent Tirmik. Bis kurz nach Mitternacht saß er nach der Ankündigung des Stellenabbaus bei der Hamberger-Gruppe im Büro und kümmerte sich um die auf ihn einprasselnden Anfragen der Mitarbeiter.
Nachdem die Gruppe Ende Oktober bekannt gab, in Stephanskirchen und Rohrdorf Stellen abbauen zu müssen, versucht Tirmik, den 153 Betroffenen so gut es geht zu helfen.
Beschäftigte
unter Schock
„Die Leute waren schockiert und konnten ihre Tränen teilweise kaum zurückhalten“, erzählt der Betriebsrat. Einige der betroffenen Arbeiter aus Produktion, Vertrieb und Verwaltung arbeiten viele Jahre für die Firma und haben laut Tirmik daher niemals mit einer Kündigung gerechnet. Doch während die Nachricht wohl einige unvorbereitet traf, befürchtete Geschäftsführer Dr. Peter Hamberger bereits seit 2022, dass dieser „für alle schmerzhafte Schritt“ notwendig werden würde. Seit den gestiegenen Bauzinsen, hohen Energiekosten und der nach wie vor hohen Inflationsrate sei die Verunsicherung auf dem Markt groß und die Nachfrage für Bodenbeläge und WC-Sitze deutlich gesunken.
Um die restlichen rund 1000 Arbeitsplätze in den Gemeinden möglichst zu sichern, war der Abbau laut Hamberger die einzig mögliche Entscheidung, die ihm „alles andere als leicht“ gefallen sei.
Um es nun den entlassenen Mitarbeitern etwas leichter zu machen, sind Tirmik und seine elf Kollegen aktuell damit beschäftigt, ihnen die Rahmenbedingungen des Abbaus zu erklären. Ein Erfolg dabei: „Die Einrichtung einer Transfergesellschaft, die bei einigen Mitarbeitern möglich ist und dank unserer Verhandlungen nicht nur vier, sondern zwölf Monate Sicherheit bietet“, erklärt der Betriebsrat.
Zudem wurde versucht, möglichst wenig jungen Arbeitern zu kündigen, die noch weit weg von der Rente sind. „Die Kollegen müssen wissen, dass sie in so einer schweren Zeit nicht alleine sind“, sagt Tirmik, der sich dafür auch bei allen Betriebsräten bedankt.
Stephanskirchen
trifft es härter
Der Stellenabbau einer so großen Firma trifft auch die jeweiligen Gemeinden. Laut Bürgermeister Simon Hausstetter sind zumindest in Rohrdorf die Auswirkungen glücklicherweise nicht ganz so groß, da in der kleineren Niederlassung nur 23 Stellen betroffen sind. „Bedauerlich ist es aber auf jeden Fall“, meint Hausstetter.
Mit 130 Stellen trifft es Stephanskirchen schon härter. Vor rund drei Jahren bezeichnete Karl Mair, der Bürgermeister der Gemeinde, die Hamberger-Werke noch als einen der größten Arbeitgeber in Stephanskirchen. „In den über 150 Jahren Firmengeschichte sind bei Hamberger immer wieder neue Schwerpunkte gesetzt, Betriebszweige beendet und neu eröffnet worden“, sagt der Rathauschef aber auch. Ein Beispiel dafür: Laut Hamberger zieht im Zuge des Stellenabbaus nun das vor zwei Jahren erworbene Unternehmen akustikplus, ein Hersteller akustischer Raumelemente aus Holz, von Thüringen nach Stephanskirchen.
„Grundstein für
künftiges Wachstum“
Für die Zukunft betont der Hamberger-Geschäftsführer, wie wichtig es sei, durch die „angestoßene Neuausrichtung den Grundstein für zukünftiges Wachstum zu legen“. Dementsprechend hofft auch Bülent Tirmik, dass bald alles so gut wie möglich geklärt ist und im Unternehmen wieder etwas mehr Ruhe einkehrt.