„Miesbach als Marktstandort erhalten“

von Redaktion

INTERVIEW Markus Dinzenhofer aus Pang ist neuer Vorsitzender des Zuchtverbands

Miesbach – Hans Rauchenberger sollte recht behalten mit seiner Prognose: „Es kommen immer mal Krisen, und die gilt es zu lösen“, hatte der heute 50-jährige Lenggrieser bei seinem Amtsantritt als neuer Vorsitzender des Miesbacher Zuchtverbands Ende 2017 unserer Zeitung gesagt. Tatsächlich prasselte in seiner Amtszeit so einiges Unvorhergesehenes auf ihn und sein Team ein, darunter wiederholte Kritik an Tiertransporten und zuletzt sogar eine Anzeige der Tierrechtsorganisation PETA. Rauchenberger und sein neuer Geschäftsführer Josef Günthner waren stets um Aufklärung und Transparenz bemüht. So will es auch Markus Dinzenhofer aus Pang handhaben. Der ebenfalls 50-Jährige und bisherige Vize-Vorsitzende wurde an die Spitze des Zuchtverbands gewählt, nachdem sich Rauchenberger nach sieben Jahren aus betrieblichen Gründen nicht mehr zur Verfügung gestellt hatte. Was er sich als neuer Chef von 1300 Mitgliedsbetrieben vornimmt und was ihn antreibt, haben wir Dinzenhofer im Interview gefragt.

Herr Dinzenhofer, „massive Gewalt gegen Kälber“ hat PETA dem Miesbacher Zuchtverband im August vergangenen Jahres vorgeworfen. Auch wenn Sie da noch Vize-Vorsitzender waren: Was haben Sie angesichts solcher Anschuldigungen empfunden?

Das trifft einen hart, ganz egal ob man im Vorstand ist oder einfach einer der Züchter aus den Mitgliedsbetrieben. Wir alle lieben unsere Tiere, kümmern uns seit Kindesbeinen an mit Herzblut um sie.

Wenn man dann in der Öffentlichkeit mit solchen Vorwürfen konfrontiert wird, tut das natürlich schon sehr weh.

Ihr Vorgänger Hans Rauchenberger und Geschäftsführer Josef
Günthner sind in die
Offensive gegangen und haben sich durchaus auch selbstkritisch mit der Kritik auseinandergesetzt. Wie werden Sie das handhaben?

Ganz genauso. Transparenz und Offenheit sind das A und O. Wir haben nichts zu verstecken, können mit offenen Karten spielen. Überhaupt bemühen wir uns schon immer und unabhängig von solchen Vorfällen, dass wir die Öffentlichkeit für unsere Arbeit sensibilisieren. Ob mit den regelmäßigen Tierschauen oder auch mit anderen Veranstaltungen, für die wir die Oberlandhalle gerne zur Verfügung stellen. Am 7. April steht uns hier ja mit der Feier zum zehnjährigen Bestehen der neuen Halle und zur Gründung des Zuchtverbands vor 130 Jahren gleich ein Doppeljubiläum ins Haus. Für mich eine große Freude, so etwas gleich kurz nach meinem Amtsantritt ausrichten zu dürfen.

Wie lange sind Sie persönlich schon dem Zuchtverband verbunden?

Seit ich ein kleiner Bub war. Im Alter von fünf Jahren bin ich schon mit meinem Opa zu den Märkten nach Miesbach gefahren. Er war auch ein Mitglied des Körausschusses. Seit damals haben wir immer ausschließlich über den Miesbacher Zuchtverband vermarktet.

Wie meistern Sie nun eigentlich die Doppelbelastung aus Ihrem Amt als Vorsitzender und Chef des heimischen Hofs?

Ich habe das Glück, dass meine Familie voll hinter mir steht. Mein Junior bringt sich schon sehr stark ein, obwohl er gerade noch die Winterschule in Rosenheim besucht. Anders würde es mit 100 Milchkühen auch gar nicht gehen.

Wenn Sie auf Ihre ganz persönlichen Erfahrungen als Mitglied des Zuchtverbands blicken: Was waren Ihre schönsten Momente bisher?

Da ist in der langen Zeit natürlich einiges zusammengekommen. Höhepunkte waren aber mit Sicherheit die Vermarktung eines unserer Stiere an eine Besamungsstation und dass wir mit einer unserer Kühe bei der Bundesschau 2014 teilgenommen haben. Das ist schon eine Auszeichnung.

Und was sind Ihre Ziele als neuer Vorsitzender?

In erster Linie, Miesbach als Marktstandort zu erhalten und für die Zukunft gut aufzustellen. Das mag selbstverständlich klingen, ist es aber bei Weitem nicht. Auch wir spüren die Folgen des Strukturwandels in der Landwirtschaft in einem Rückgang der Viehzahlen. Parallel versuchen auch private Einzelhändler, an gute Tiere heranzukommen. Unser Ziel muss daher sein, die Vermarktung über den Zuchtverband attraktiv zu halten. Mit einem großen Angebot, guten Preisen – aber auch mit einer Plattform, über die man wichtige Informationen erhält und sich auch mit anderen Züchtern darüber austauschen kann.

Wie sehen Sie den Zuchtverband personell aufgestellt?

Wir haben ein super Team. Unser Geschäftsführer Josef Günthner hat sich trotz seines Alters von erst 32 Jahren schon exzellent eingearbeitet und die Vorgänge rund um die PETA-Geschichte sehr professionell gemanagt. Dass mit Martin Biechl aus Feldkirchen-Westerham der Sohn des langjährigen Vorsitzenden Balthasar Biechl zu meinem Stellvertreter gewählt worden, freut mich natürlich ganz besonders.

Interview: Sebastian Grauvogel

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