Traunreut – Geht alles glatt, stehen nördlich von Traunreut schon nächstes Jahr neue Windräder. Der Traunreuter Stadtrat hat unlängst dem Vorhaben der Firma Heidenhain zugestimmt. Im Siebeneichenforst will Traunreuts größter Industriebetrieb zwei Windkraftanlagen bauen. Die Entscheidung fiel ohne einzige Gegenstimme. Der Strom soll nicht ins öffentliche Netz eingespeist werden, sondern wird von Heidenhain alleine genutzt. „30 Prozent unseres Energiebedarfs können wir so dauerhaft absichern“, so Anna Enzinger, kaufmännische Geschäftsführerin des Großbetriebs. Die beiden Windräder erbringen eine Leistung von insgesamt gut elf Megawatt. Die Nabenhöhe der Anlagen liegt 167 Meter über dem Grund. Zum Vergleich: Die Windräder bei Palling sind 100 Meter hoch. Die einzelnen Flügel werden 80 Meter lang – der Rotordurchmesser beträgt also 160 Meter. Über zwölf Monate hat Heidenhain im Siebeneichenforst, der zwischen Altenmarkt, Palling und Traunreut liegt, die Windstärken messen lassen. 4,9 Meter pro Sekunde sind es auf Nabenhöhe im Schnitt – und damit genug, dass es sich rentiert. Baubeginn ist Anfang 2025 geplant, die Inbetriebnahme dann im Herbst.
Als Hersteller mechatronischer Messgeräte ist Heidenhain eigentlich kein energieintensiver Betrieb. „Und trotzdem haben sich unsere Stromkosten seit 2022 verdoppelt“, so Enzinger. Das Thema sei inzwischen zum Standortfaktor geworden. Die Produktion in Traunreut mit geplanten Erweiterungen könne man nur absichern, wenn die entsprechende Infrastruktur vorhanden ist. Den Siebeneichenforst bezeichnete die Geschäftsleiterin als Glücksfall für die Firma: Zum einen ist er nur anderthalb Kilometer vom Firmensitz entfernt, zum anderen gilt er als Windvorranggebiet.
Das Waldstück nördlich von Traunreut gilt als „Wirtschaftswald“, der bereits von Forstwegen durchzogen ist. Die Windräder entstehen auf einer Fläche, die von Sturmschäden gezeichnet ist. Bis zur nächsten Wohnbebauung sind es etwa 840 Meter. Die Schallwerte von 35 Dezibel werden für die nächsten Nachbarn nicht überschritten. Die Fundamente für die Anlagen haben einen Durchmesser von 24 Metern und müssen ungefähr einen halben Meter in den Boden eingelassen werden. Der Flächenbedarf pro Windrad: 4400 Quadratmeter.
Weil der Siebeneichenforst als Windvorranggebiet gilt, musste Heidenhain im Stadtrat lediglich eine immissionsschutzrechtliche Genehmigung einholen. Es besteht keine Pflicht für eine Umweltverträglichkeitsprüfung oder zur Beteiligung der Öffentlichkeit. Jedoch muss auch das Landratsamt die Pläne noch genehmigen. Im gleichen Waldstück, jedoch an anderen Standorten, wurden vor drei Jahren schon einmal Windräder debattiert. Damals entschied sich der Traunreuter Stadtrat aber noch mit 22 zu 7 Stimmen gegen das Projekt. xe