Klärschlamm und Müll werden zu Treibstoff für Autos

von Redaktion

Bayerische Unternehmen setzen auf Energieträger Wasserstoff

Peißenberg/Irschenhausen – Klärschlamm, Restholz und verdorbene Lebensmittelreste waren bisher Abfall, der entsorgt werden musste. Im Peißenberger Unternehmen „BlueFLUX“ sieht man das anders.

Das Unternehmen, das aus einem Hersteller von Druckbehältern hervorgegangen ist, hat laut Prokurist Ulrich Mach ein Verfahren entwickelt, mit dem organische Reststoffe in Wasserstoff und Kohle umgewandelt werden. Wie dies funktioniert, erklärte der Ingenieur den 40 Teilnehmern einer Betriebsbesichtigung, zu der die Stiftung „Energiewende Oberland“ (EWO) eingeladen hatte. „Die Kreislaufwirtschaft neu denken“ löst, laut Mach, mehrere Probleme gleichzeitig. Die Abfälle werden weniger, wenn man sie als Rohstoff für die Herstellung von Energieträgern verwendet. So kann aus Klärschlamm Wasserstoff und Pflanzenkohle erzeugt werden.

Mit dem günstig hergestellten Wasserstoff können mithilfe von Brennstoffzellen Elektroautos betrieben werden, und aus Pflanzenkohle entsteht biologischer Dünger, der als Brennstoff verwendet werden kann. „Wir lösen Entsorgungsproblem und Energieproblem in einem“, so Mach bei der Vorführung eines Prototyps der Anlage, der auf dem Werksgelände des Unternehmens steht.

Mach schätzt, dass in Europa 200000 solcher Anlagen betrieben werden können. Wenn diese dezentral an geeigneten Orten wie etwa Kläranlagen stehen, entfällt der Transport der Ausgangsstoffe sowie des Wasserstoffs und der Kohle, da alles vor Ort erzeugt wird beziehungsweise verbraucht werden kann. „Man fängt klein an“, so Mach mit Blick auf die Anlage, die in einem 20-Fuß-Container installiert ist, „aber es kann groß werden“. Auch die Herstellung von Biomethan und Biomethanol sei möglich, was die Anwendungsmöglichkeiten erweitere. Eine andere Verwendung von Wasserstoff entwickelt das Unternehmen „White Energy“ in Irschenhausen. In einem Modellprojekt wird Wasserstoff zur Speicherung von Sonnenenergie verwendet. Dort wird in einem energetisch sanierten Altbau mit der elektrischen Energie einer PV-Anlage, mit einer Spitzenleistung von 30 Kilowatt, Wasserstoff erzeugt. Die Speicherung erfolgt in Stahltanks mit einem Druck von 35 bar. Scheint keine Sonne, wird der Wasserstoff verwendet, um mithilfe einer Brennstoffzelle elektrischen Strom für den Haushalt zu produzieren, so der Entwickler der Anlage, Dr. Andreas Seebach. Der Wasserstoff ersetzt somit einen Batteriespeicher.als

Artikel 6 von 6