Traunstein/Marquartstein – Sie ist die mitgliederstärkste Innung in der Kreishandwerkerschaft Traunstein-Berchtesgadener Land: die SHK mit ihren 160 Mitgliedsbetrieben. Sie verbuchte zuletzt zwei Eintritte und sechs Austritte in den Landkreisen Altötting, Mühldorf und Traunstein in den Gewerken Sanitär, Heizung, Lüftung, Kälte sowie dem Spengler-Handwerk.
In der Jahresversammlung, die in Marquartstein stattfand, gab es aufgrund vieler Gesetze, Verordnungen und Veränderungen, die das SHK-Handwerk tangieren, viel Gesprächsbedarf. Auch mit deutlicher Kritik wurde nicht gespart. Obermeister Josef Pflügl setzte in seinem Jahresbericht und dem Bericht zur Lage des Berufsstandes viele kritische Statements.
Millionen
Heizungen umbauen
Er wies darauf hin, dass viele Fragen in der Umsetzung und der Kostenübernahme in der Energiewende offen seien. „Wer soll in 15 Jahren 23 Millionen Gasheizungen umbauen?“, hinterfragte er den Zeitplan und die Gesamtkosten skeptisch. Die Krise am Bau und der massive Einbruch an Neubauten treffe auch das SHK-Handwerk.
Auch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) bedachte er mit deutlicher Kritik. Gibt es doch gerade in Sachen Holzheizungen mit dem Gebäudeenergiegesetz ein ziemliches Hickhack über die Umsetzung. Es herrsche Fassungslosigkeit in den Verbänden über die Gesetze und Verordnungen, die aus den Ministerien kämen. Der Obermeister hielt nicht hinter dem Berg und sprach mit deutlichen Worten von einer „Ideologie getriebenen Ahnungslosigkeit“. Die „politisch verursachte Verunsicherung der Kunden“ habe diese bei ihren Investitionsentscheidungen „ausgebremst“.
Eine der Konsequenzen: 80000 nicht verbaute Wärmepumpen stünden in Deutschland auf Halde. „Hier ist die Politik gefordert, mit einer gezielten Kampagne Vertrauen zurückzugewinnen!“, nahm er die Politik – und hier insbesondere die Ampelregierung – in die Pflicht. Pflügl betonte, dass die Auftragsbücher der Betriebe in der schwierigen Gemengelage der vergangenen 24 Monate nur noch zum Teil voll seien. „Regional haben wir eine Auslastung bei den Spenglern von zehn Wochen, bei den Anlagemechanikern elf Wochen“, schlug er angesichts eines dramatischen Auftragseinbruchs Alarm. Daneben sei die Bürokratie – das Lieferkettengesetz komme jetzt noch oben drauf – für das Handwerk nicht mehr zu schultern.
So mancher Ärger habe sich auch bei den Kundgebungen in Traunstein entladen, bei der sich rund 3000 Teilnehmer – vorwiegend aus dem Handwerk – zusammenfanden und ihrem Protest Ausdruck verliehen (wir berichteten).
Einem bundesweiten Rückgang der Betriebe steht ein Zuwachs bei Beschäftigten und Auszubildenden gegenüber. In der Innung bestehen derzeit 211 Lehrverhältnisse, die sich aus 171 Anlagenmechanikern und 40 Spenglern zusammensetzen. „Wir sind zufrieden“ sagte Pflügl dazu. Erfreulich berichtete er von einer Absichtserklärung mit dem Landratsamt Traunstein, dass man die schulische Ausbildung der Lehrlinge im Handwerk weiterhin dauerhaft am Standort Traunstein sichern könne. Die Zusammenarbeit mit den Berufsschulen in Traunstein und Mühldorf laufe gut, was auch für das Bildungszentrum der Handwerkskammer gelte, ergänzte er. „Das Handwerk ist dafür bekannt, dass wir Lösungen finden und für neue Technologien offen sind. Nur mit dem Handwerk kann die Energiewende gelingen“, sagte er abschließend in seinem Bericht.
Der stellvertretende Kreishandwerksmeister Thomas Aigner ging auf die Zusammenarbeit der zwölf Innungen mit der geschäftsführenden Kreishandwerkerschaft Traunstein-Berchtesgadener Land ein. Er schilderte die Aufgaben der Körperschaft des öffentlichen Rechts wie beispielsweise die rechtliche Organisation des Prüfungswesens und bedankte sich, wie auch Obermeister Pflügl, für die gute Zusammenarbeit. Konstruktiv habe man in den vergangenen Monaten um einen fairen Verteilungsschlüssel der Kosten gerungen und diesen auch gemeinsam hinbekommen. Aigner wies darauf hin, dass man Ende September im Bildungszentrum Traunstein die Berufsinformationsmesse (BIM) mit neuem Konzept an drei Tagen durchführe.
Christoph Manghofer vom RL Technik Oberbayern sagte: „Wir sind stark“, und ging auf die vielfältigen Sachthemen ein, zu denen sich die Mitglieder informieren, austauschen und weiterbilden. „Wir sind froh, dass der Schulstandort wieder dauerhaft gesichert ist“, schilderte Markus Fischer vonseiten der Spengler-Vereinigung Südostbayern Lichtblicke im Werben um beruflichen Nachwuchs. Prüfungsvorsitzender Stefan Hoferer wies darauf hin, dass die Technik, die die Auszubildenden erlernen müssten, immer komplizierter werde. 68 Anlagenmechaniker haben die diesjährige Gesellenprüfung bestanden (wir berichteten). „Wir haben einen Beruf mit Zukunft und der ist es wert, dass man ihn erlernt.“
Pflügl freute sich, dass sowohl unter den Anwesenden Firmenvertreter aber auch eine Reihe von Aktiven im Ehrenamt in der Innung noch relativ jung sind. Diese verfüge über einen erfreulich jungen Nachwuchs. Dagmar Sinzinger von der geschäftsführenden Kreishandwerkerschaft Traunstein-Berchtesgadener Land präsentierte den Mitgliedern im Nachgang die Jahresrechnung 2023, die von der Dimension her an die Zahlen eines mittelständischen Handwerksbetriebes herankommt. Das Zahlenwerk gab dabei auch einen guten Querschnitt über die vielfältigen Aufgaben und Aktivitäten der Innung. Das positive Ergebnis verabschiedeten die Mitglieder ohne Gegenstimme. Dem Vorstand erteilten die Rechnungsprüfer Klaus Berreiter und Reinhard Bösch Entlastung. Auch der Haushaltsplan des laufenden Jahres fand die uneingeschränkte Zustimmung der Anwesenden.
Neue Satzung
angepasst
Interne Anpassungen und Verbesserungen standen bei der Abstimmung über die neue Satzung der Innung im Vordergrund. Den Rechnungsprüfungsausschuss für das kommende Jahr besetzen wieder Berreiter und Bösch. Im Fachvortrag zum Thema Arbeitsschutz im Handwerk ging Heinz Greuer vom Kompetenzzentrum für Arbeitssicherheit in Bayern in Bad Aibling ein. Sei hier doch die regelmäßige Unterweisung von Mitarbeitern und die Beachtung aktueller Schutzbestimmungen von elementarer Bedeutung für die Betriebsverantwortlichen. Im Anschluss würdigte der Vorstand die lange Innungstreue des Mitglieds Bernhard Schwab. Bereits vor dem offiziellen Versammlungsbeginn informierten sich die Innungsmitglieder über das Nahwärmenetz in Grassau und besichtigten beim Biomassehof Achental das Heizwerk und den Holzvergaser.