Sonnenenergie mit Doppel-Wumms

von Redaktion

Die A94 könnte zur Schnellstraße für die Energiewende werden – jedenfalls im Landkreis Mühldorf. Das zeigen die ersten Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie. Das soll auch die Wirtschaftskraft des Landkreises stärken. Die OVB-Heimatzeitungen erklären, was genau dahintersteckt.

Mühldorf – Der Landkreis Mühldorf ist eine Boom-Region, die Menschen drängen in den Landkreis. Gleichzeitig ist Mühldorf immer noch eine „Region mit besonderem Handlungsbedarf“, so Mühldorfs Landrat Max Heimerl (CSU). Hier liegt die Steuerkraft deutlich unter der des Landkreises Altötting und noch deutlicher unter der von Rosenheim. Heimerl: „Wir müssen schauen, dass wir unsere Wirtschaftskraft stärken.“ 

Das soll und kann die A94 leisten. Das zeigen erste Daten einer Machbarkeitsstudie, die das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) im Auftrag des Bayerischen Wirtschaftsministeriums durchführt.

Mehr Energie als Isar 2
und 100 Windräder

Das Ergebnis: Die A94 hat das Potenzial, die Energiewende zu verwirklichen, die Wirtschaft anzukurbeln, Innovationen zu treiben und die Landesentwicklung neu zu denken. Entlang der A94 gibt es allein im Landkreis Mühldorf das Potenzial für Sonnenenergie, das die Leistung des abgeschalteten Atom-Meilers Isar 2 übertrifft.

Entlang der Autobahn haben allein die Böschungen ein Potenzial an Sonnenenergie von 55 Megawattpeak (MWp); in dem Korridor bis 200 Meter liegt das Potenzial bei weiteren 741 MWp und bis zu 500 Meter links und rechts neben der A94 bei zusätzlichen 1367 MWp.

Jedes der umstrittenen Windräder, die im Landkreis Altötting geplant sind, habe eine Leistung von rund sieben Megawatt, so Landrat Heimerl. „An den Hanglagen entlang der Autobahn haben wir ein Potenzial, das acht Windrädern entspricht.“ Allein in seinem Landkreis, auf Flächen, die dem Bund gehören, die sonst ungenutzt sind.

In dem 200-Meter-Korridor entlang der A94, den jeder Eigentümer ohne Bauleitplanung für PV-Anlagen nutzen kann, entspreche das Potenzial 100 Windrädern. Und in dem Korridor bis zu einem halben Kilometer, in dem der Bund im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) PV-Anlagen ebenfalls fördert, entspreche das Potenzial der Leistung des abgeschalteten Atommeilers Isar 2. 

Gigantische
Möglichkeiten

„Das ist schon gigantisch“, freut sich Heimerl, auch wenn er weiß, dass das volle Potenzial sicher nie genutzt wird. „Das wollen wir auch gar nicht. Wir wollen nicht alles zubauen. Aber man sieht, was da für Möglichkeiten stecken.“

Nicht nur energiepolitisch. Denn Heimerl und sein Wirtschaftsförderer Thomas Perzl denken noch weiter. Aus dem Sonnenstrom könnte günstig Wasserstoff werden. Der stünde wiederum heimischen Unternehmen und Tankstellen zur Verfügung. „Wir wollen den Strom nicht nur hier produzieren, sondern auch hier vermarkten“, so Heimerl.

Zukunftsfähige
Arbeitsplätze schaffen

„Es ist wichtig, dass wir die Perle, die wir hier haben, heben“, betont der Mühldorfer Landtagsabgeordnete Sascha Schnürer (CSU). Er möchte einen „attraktiven Standort“ schaffen, den Mittelständlern, die hier investieren, helfen und „Zukunftsarbeitsplätze“ schaffen.

Außerdem wollen Heimerl, Perzl und Schnürer die Landesplanung neu denken. Sie verstehen die Region als Wirtschaftsraum, wollen sie umfassender planen und gestalten, das Anbindegebot öffnen, um freie Flächen an den Autobahnausfahrten als Gewerbeflächen nutzen zu können.  Denn bisher sollen neue Baugebiete nur direkt an vorhandenen Siedlungen errichtet werden.

Schnürer spricht hier von einem „übergeordneten Gewerbenutzungskonzept“. Das Wirtschaftsministerium und die Regierung von Oberbayern seien dafür offen, so Landrat Max Heimerl.

„Das ist Regionalentwicklung pur. Wir denken hier alle Bereiche zusammen“, sagt Wirtschaftsförderer Perzl. Der Landkreis wolle den Raum entlang der A94 gemeinsam mit den Grundstückseignern, den Kommunen und den Netzbetreibern entwickeln. Die A94 soll „Wirtschaftsraum und Innovationsachse“ sein, eine „A94 2.0“ und ein Modell für andere Autobahnen oder zweigleisige Bahnstrecken in Bayern und deutschlandweit.

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