Schwierige Jahre prognostiziert

von Redaktion

Bei der Versammlung der Schreiner-Innung appellieren die Akteure an Zusammenhalt

Traunstein – „Es war eine Unzufriedenheit da, auf die wir auch in der Innung reagieren mussten!“. Das sagt Andreas Weinzierl, Obermeister der Schreiner-Innung Traunstein, in der sich 84 Betriebe (Stichtag 31. Dezember 2023) im Landkreis Traunstein organisatorisch zusammengeschlossen haben, anlässlich der Jahreshauptversammlung in Bergen. Er bezog sich auf die Kundgebungen Anfang des Jahres, in denen neben den Landwirten vor allem auch das Handwerk seine Stimme gegen bauern- und handwerkerfeindliche Politik erhob, die man vor allem in der Politik der Ampelregierung ausmachte (wir berichteten).

Leidensdruck
nicht vorhanden?

Früher habe es „für jeden gestimmt“ blickte der Obermeister in seiner Rede auf vergangene Jahrzehnte zurück. „Aber es hat sich viel eingeschlichen, was heute nicht mehr stimmt“ machte er die auch im Handwerk bestehende Unzufriedenheit deutlich, weshalb man in dieser Massivität seine Stimme erhoben habe.

„Der Leidensdruck ist scheinbar nicht da“ monierte er gleichzeitig eine ausbaufähige Handwerkerbeteiligung.

Man habe seine Forderungen nicht nur nach außen zum Ausdruck gebracht, sondern habe die bestehenden Forderungen wie beispielsweise Bürokratieabbau oder auch die Möglichkeit einer Studienverkürzung bei vorheriger Absolvierung einer Ausbildung innerhalb der Handwerksorganisationen und der Kammer zum Ausdruck gebracht. Er ging auf die schwierige wirtschaftliche Lage ein, der sich auch das Schreiner-Handwerk stellen müsse und forderte, die Mitglieder zum Zusammenhalt auf. Den Innungsbeitrag durch Austritt aus der Handwerkerzunft einsparen zu wollen sei der falsche Weg monierte er und stellte scheinbare monetäre Vorteile diversen Nachteile für Betriebe und Auszubildende gegenüber.

Der Obermeister ging auf Jubiläums-Firmenfeiern wie beispielsweise der Schreinerei Daxenberger in Seeon und der Schreinerei Schützinger in Traunstein ein. „Da hat man sich daheim gefühlt“ freute er sich über die gelungenen Jubiläumsfeste der seit vielen Jahrzehnten bestehenden Betriebe. Er freue sich auf die 100-jährigen Festveranstaltungen der Schreinerei Knirsch in Bergen und der Schreinerei Plank in Schnaitsee.

Bei der Berufsinformationsmesse (BIM) habe man ein gutes Feedback von Schülern, Lehrern und Eltern erhalten. Man wolle zur Sicherung des beruflichen Nachwuchses das Interesse für das Schreinerhandwerk bereits im Kindesalter wecken.

Bei den WorldSkills in Lyon (Frankreich), der „Weltmeisterschaft der nicht-akademischen Berufe“ wolle man mit in diesem Jahr mit einer größeren Gruppe aus der Region dabei sein. Sein Appell für die anwesenden Kollegen: „Macht beim ‚Tag des Schreiners‘ mit.“ Man könne das Schreinerhandwerk gerade auch in aktuellen „Durstjahren“ gut präsentieren und Kunden an dem Informationstag gewinnen.

Bernhard Daxenberger, Präsident des Fachverband Schreinerhandwerk Bayern, machte seine Forderung zur Steuerfreiheit der Bezüge ab einer 40-Stunden-Woche deutlich. Darüber hinausgehende Arbeitsstunden müssten komplett steuerfrei gestellt werden. Er appellierte an das Zusammengehörigkeitsgefühl der Handwerker: „Wir müssen zusammenhalten, dann hat Handwerk goldenen Boden!“. Geld sei da, es müsse anders verteilt werden, richtete er abschließend mahnende Worte in Richtung der Politik.

Prüfungsvorsitzender Gerhard Fuschlberger gab einen Überblick über die Lehrlingszahlen. „Noch sind wir gut aufgestellt!“. Gesamt 114 Ausbildungsverhältnisse (inklusive Holzfachwerker und Fachpraktiker für Holzverarbeitung), darunter 19 weibliche Lehrlinge bestehen über die drei Lehrjahre. Trotz des attraktiven Berufsbildes und des Engagements in der Lehrlingsgewinnung verzeichnet man einen Rückgang um zehn Lehrlinge auf Jahresbasis. In der zurückliegenden Gesellenprüfung legte Markus Schönlinner vom Ausbildungsbetrieb Pürner aus Obing die beste Arbeitsprobe vor und erzielte die Note 1. Das beste Gesellenstück mit 98,8 Punkten und der Note 1 in der Gesamtpraxis erreichte Simon Wamsler vom Ausbildungsbetrieb Daxenberger in Seeon (wir berichteten). Fuschlberger bedankte sich bei seinen Kollegen vom Prüfungsausschuss für die gute Zusammenarbeit und bezog auch die Kreishandwerkerschaft Traunstein-Berchtesgadener Land (Kreiha) in seinen Dank für die gute und umfassende administrative Arbeit mit ein.

Thomas Irger ging in seinem Kurzbericht auf die Situation der gesamt 45 Auszubildenden in der Jugendsiedlung Berufliche Schulen Traunreut ein. Bei der letztjährigen Gesellenprüfung gab es gerade im praktischen Bereich erfreuliche Ergebnisse. Zwölf Prüflinge sind in diesem Jahr zur Gesellenprüfung angemeldet.

Kleine Änderungen in der Satzung zur Verlängerung der Kündigungsfrist hatten, die Zustimmung der anwesenden Mitglieder und wurde ohne Gegenstimme verabschiedet. Die Jahresrechnung 2023 präsentierte Dagmar Sinzinger von der Kreiha. Organisatorisch übernimmt die Körperschaft des öffentlichen Rechts für 13 heimische Innungen die Geschäftsführung.

Das solide Zahlenwerk fand die Zustimmung der anwesenden Mitglieder und wurde wie der Haushalt 2024 ohne Gegenstimme verabschiedet. Die Rechnungsprüfer Franz Schroll und Johannes Janson stellten der Buchhaltung ein gutes Zeugnis aus und empfahlen die Entlastung von Vorstand und Innungsgeschäftsführung, dem die Mitglieder folgten. Beide Rechnungsprüfer wurden im Nachgang für ein weiteres Jahr in das Ehrenamt gewählt.

Treffen in
den Werkstätten

Dass es aber bei den Innungen und ihren Versammlungen nicht nur um das Zahlenwerk und die Situation im Schreinerhandwerk geht, zeigte sich auch am Rahmenprogramm der Hauptversammlung. Ist es doch gerade bei den Schreinern Tradition, dass man sich zu den Versammlungen wechselnd in verschiedenen Werkstätten der Mitglieder trifft.

Im Schlussvortrag ging Reinhard Pichler von der Firma Pichler Systemtechnik aus Sachsenkam etwas „fachfremd“ zu den Schreinerthemen auf optimierte Heizlösungen ein, was aber nicht zuletzt durch zeitgemäße Lösungen für Werkstatt und Haus auf Interesse der anwesenden Schreinermeister stieß.

Artikel 9 von 9