Mangel an Fachkräften, aber kein Mangel an Chancen

von Redaktion

Podiumsdiskussion im Chalet in Aschau zu Herausforderungen in der Gastro-Branche – Ruf nach mehr Wohnraum

Aschau – Nach der Corona-Krise erholt sich die Tourismus-Branche in Bayern und die Zahlen an Übernachtungen und Gästen sprechen eine deutliche positive Sprache. Doch vielen Betrieben sind die Arbeitskräfte in der Krise abhandengekommen und auf dem Ausbildungsmarkt sind junge Menschen, die für einen Job im Bereich Hotelier und Gastronomie „brennen“ scheinbar Mangelware. Eine Podiumsdiskussion zu dem Thema „Fachkräftemangel“ und mit Bundestagsabgeordneten Dieter Janecek (Grüne), Koordinator der Bundesregierung für Tourismus, Dehoga-Vertreter und Hotelier Josef Hohlweger und Klaus Stöttner (CSU), Präsident des Tourismus Oberbayern, hochkarätig besetzt, spiegelte die Einigkeit der Referenten wider.

Einen Beruf in dieser Branche zu erlernen oder als Quereinsteiger zu ergreifen sei nach wie vor attraktiv. Eine wichtige Stellschraube seien zum Beispiel bezahlbare Wohnungen für die Mitarbeiter (Stöttner), mehr Wertschätzung und gute Löhne für gute Arbeit (Janecek) und die Vielfalt der beruflichen Möglichkeiten und Aufstiegschancen bekannter zu machen (Hohlweger).

Mit beeindruckenden Zahlen wartete die stellvertretende Landrätin Andrea Rosner (Grüne) auf, die als Moderatorin durch den Abend führte, zu dem der Ortsverband der Grünen Aschau/ Frasdorf/Samerberg ins Chalet Aschau geladen hatte. Rund 800 Millionen Euro seien im Landkreis Rosenheim durch den Tourismus vor der Corona-Krise im Jahr erwirtschaftet worden und dieser sei „der Job-Turbo schlechthin gewesen“, so Rosner. 2021 seien in der Branche die Arbeitnehmerzahlen aber stark, auf nur noch 46 Prozent, zurückgegangen. Aus ihrer eigenen Erfahrung könne sie berichten, dass auch im Pflegebereich ein starker Fachkräftemangel herrsche. Rosner ist Mitglied im Ausschuss für Tourismus, Kultur und Wirtschaft und außerdem Beirätin im Chiemgau-Alpenland Tourismus Verband.

„Die Problematik ist bekannt“, so Josef Hohlweger, der unter anderem in der hohen Abbrecherquote bei der Ausbildung eine Ursache dafür sah. Hohlweger ist Geschäftsführer des Chalet-Resort „Beim Waicher“ in Ruhpolding und im Vorstand der Dehoga im Landkreis Traunstein. Rosner hatte eingangs auf den Zehn-Punkte-Plan der Dehoga verwiesen, der sich nicht allein auf die Beibehaltung der sieben Prozent Mehrwertsteuer fokusiere, sondern auch die Forderungen nach einer Förderung der Dualen Ausbildung, mehr Chancen für Geflüchtete, einem Abbau von Bürokratie und unter anderem keine weitere Erhöhung von Steuern und Abgaben.

Klaus Stöttner, Präsident des Tourismus Oberbayern, erinnerte an die 100 Millionen Übernachtungen pro Jahr in Bayern. Er sah eine parteiübergreifende klare Übereinstimmung in vielen Zielen was die Sparte Tourismus und Hotelier anbelange, dazu zählten insbesondere die Erhaltung der Natur und die Schaffung werthaltiger Jobs. Dieter Janecek, seit elf Jahren im Deutschen Bundestag und seit 2023 Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft und Tourismus, betonte die Bedeutung von Weltoffenheit, Vielfalt und Wertschätzung. Er war sich auch sicher, dass die jungen Menschen nicht weniger arbeiten wollen, man müsste ihnen nur verschiedene Modelle und Möglichkeiten anbieten.

Als einen wichtigen Punkt nannte er den von Klaus Stöttner angesprochnen Punkt der Wohnraumschaffung für Mitarbeiter, der einer gesetzlichen Neuregelung bedürfe. Denn als Gewerbebereich ausgewiesene Flächen sähen keine Wohnquartiere vor. Die drei Referenten, wie auch die Moderatorin, waren sich einig, dass durch Tourismus geschaffene Infrastrukturen allen nütze, Einheimischen, wie Gästen. Dr. Irene Schulze-Strein, die Ortsvorsitzende der Grünen Aschau/Frasdorf/Samerberg, dankte den drei Referenten und überreichte ihnen als „Dankeschön“ ein Geschenk. daa

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