Grödig bei Salzburg – Keine guten Nachrichten für die 65 Beschäftigten der Salzburger Schokoladenfabrik: Ende dieses Jahres wird die Fabrik in Grödig geschlossen, nachdem sie erst im Februar 2022 von der KEX-Gruppe rund um Julius Meinl mit Sitz in Bukarest übernommen worden war. Doch die Rettung des Süßwarenherstellers „Salzburg Schokolade“ ist gescheitert.
Gestiegene
Rohstoffpreise
Als Gründe werden die gestiegenen Rohstoffpreise, aber auch der Wegfall eines großen Kunden genannt. Die Produktions-Gewerkschaft (Pro-Ge) kritisiert, dass das Unternehmen nicht investiert und den Betrieb nicht modernisiert habe. Aus Firmenkreisen heißt es, dass man intensiv versucht habe, die Produktion in Grödig zu sichern, aber der Absprung eines langjährigen, großen Kunden und die Verdreifachung der Kakao-Preise nun zum Aus geführt hätten. Eine offizielle Presseerklärung der KEX-Gruppe mit Sitz in Bukarest gibt es nicht, Mozartkugel-Fans decken sich im Werksverkauf in Grödig noch mit Mozartkugeln und anderen Süßwaren des Herstellers ein. Auf der offiziellen Website des Unternehmens sind die letzten Einträge vom 7. Februar 2022. Im KEX-Management sitzt unter anderem Julius Meinl als Vorsitzender, seine Dachfirma, das „House Of Julius Meinl“, ist in London registriert.
Gewerkschaft fordert
Sozialplan
Öffentlich geworden ist die Schließung durch eine Betriebsversammlung, in der die verbliebenen 65 Mitarbeiter von der Schließung des Werks informiert wurden. Die Gewerkschaft Pro-Ge fordert nun einen Sozialplan für die Beschäftigten und kritisiert das Management: „Leider hat man es verabsäumt, in den vergangenen Jahrzehnten durch entsprechende Investitionen und Modernisierungsmaßnahmen den Standort abzusichern“, so Daniel Mühlberger. Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft. Die Geschäftsleitung habe sich für einen anderen Weg entschieden. „Nun erwarte ich mir, dass das Unternehmen seiner sozialen Verantwortung nachkommt und mit uns einen ordentlichen Sozialplan für die Beschäftigten ausverhandelt.“
Seit 1897 gibt es die Schokoladenfabrik am Fuße des Untersbergs, die Geschichte des Unternehmens war durchaus wechselhaft. Bartholomäus Rajsigl gründete die „Chocolade-, Canditen- und Bisquitfabrik“ 1897 in der Rupertgasse. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion wieder aufgenommen, 1948 zog das Unternehmen nach Grödig, ein tschechischer Unternehmer übernahm die Fabrik und nannte sie fortan „Mirabell“. 1967 wurde die Produktion der Salzburger Mozartkugeln auf die industrielle Fertigung umgestellt. 1975 kaufte Suchard das Unternehmen, 1985 wurden bereits rund 400000 Mozartkugeln täglich erzeugt. 1994 kaufte ein Privatunternehmer „Salzburger Schokolade“ von Suchard, 2014 gab es erneut einen Eigentümerwechsel.
Mit ein Grund für den
Konkurs: Corona
Ende November 2021 musste die Salzburger Schokoladenfabrik allerdings Konkurs anmelden. Der Grund nach Angaben des Unternehmens: Touristen seien in Wien und Salzburg als Hauptkunden wegen der Corona-Reisebeschränkungen ausgeblieben. Die Verbindlichkeiten lagen bei rund 23 Millionen Euro.
Im Dezember 2021 übernahm Julius Meinl mit seiner KEX-Gruppe die Fabrik am Fuße des Untersbergs. Die echten Mozartkugeln wurden weiterhin für den US-Süßwarenkonzern Mondelez hergestellt, der auch Milka und Suchard in seinem Portfolio hat.
Nun wird Ende des Jahres das Werk in Grödig endgültig geschlossen, die echten Salzburger Mozartkugeln werden in Zukunft vermutlich in einem Werk in Tschechien produziert.
Die süße Kugel aus Schokolade, Pistazien, Marzipan und Nougat wurde 1890 vom Salzburger Konditor Paul Fürst kreiert, ursprünglich hieß die Kugel noch „Mozart-Bonbon“. Da Fürst keine Schutzrechte für das Rezept anmeldete, kam es bald zu weiteren, industriellen Produktionen der Mozartkugel. Bei einem Rechtsstreit um den Namen wurde schließlich entschieden, dass nur Fürst „Original Salzburger Mozartkugeln“ verkaufen darf, Mirabell und der bayerische Hersteller Reber in Bad Reichenhall mussten sich mit der Bezeichnung „echte“ zufriedengeben.
Der weltweit größte Hersteller von Mozartkugeln, Reber in Bad Reichenhall, produziert täglich rund 500000 Kugeln und hat nach eigenen Angaben in Deutschland einen Marktanteil von 90 Prozent. Eine Anfrage an Reber mit der Frage nach möglichen Folgen des Endes der Mirabell-Herstellung in Grödig blieb unbeantwortet.