Die Enttäuschung ist groß

von Redaktion

Fassungslosigkeit, Galgenhumor, Tränen: Die Reaktionen auf die Stilllegung der Raubling Papier GmbH sind massiv. Dem OVB schildern einige Mitarbeiter, wie sie den Verlust ihres Arbeitsplatzes erleben und wie es für sie jetzt weitergeht.

Raubling – „Keiner hat mit uns geredet, bis wir plötzlich vor vollendete Tatsachen gestellt wurden“, sagt Eva Schreiner (Name von der Redaktion geändert). Der Frust ist aus ihrer Stimme deutlich herauszuhören. Seit einigen Jahren arbeitet sie für die Raubling Papier GmbH. Nun steht sie, wie 164 ihrer Kollegen, vor dem Aus. Doch das alleine trifft die Angestellte gar nicht so sehr, wie die Art und Weise, wie die Stilllegung des Betriebs abläuft.

Flurfunk schneller als die Geschäftsführung

„Erstmal waren wir gefühlt die Allerletzten, die davon erfahren haben“, sagt Schreiner. Über den „Flurfunk“ sei die Nachricht bereits ein paar Tage lang durch die Produktion gegangen, bevor das Ende der Papierfabrik offiziell bekannt gegeben wurde. „Als ich dann offiziell nachgefragt habe, wurde ich angelogen, dass so etwas nicht geplant sei. Da fühle ich mich verarscht“, sagt Schreiner fassungslos.

„Ich bin vorher sogar schon beim Bäcker darauf angesprochen worden“, stimmt Pascal Reif seiner Kollegin zu. Beide wollen ihre echten Namen nicht preisgeben, aus Angst vor Konsequenzen. Reif arbeitet ebenfalls seit Jahren in der Produktionsabteilung und kennt eigenen Angaben zufolge daher die Kommunikationsprobleme des Betriebs. „Es war im Prinzip egal, womit man auf die Geschäftsführung zukam. Es wurde sich angehört – aber entweder ist nichts passiert oder es hat sehr lange gedauert“, meint Reif und nennt Beispiele wie die Anerkennung des Anlegens der Arbeitskleidung als Arbeitszeit oder das Jobrad, das nach der Ankündigung erst zwei Jahre später nutzbar war.

Das alles sei jedoch harmlos, verglichen mit der aktuell sehr angespannten Situation. „Ich habe mich zum Beispiel nach dem Bekanntwerden der Stilllegung krankgemeldet“, erzählt Eva Schreiner. Kurz darauf erhielt sie für diese Tage keinen Lohn mehr. „Die haben meine Krankheit angezweifelt, ohne überhaupt mit mir darüber gesprochen zu haben“, sagt die Mitarbeiterin. Sie habe mittlerweile gekündigt und sei froh, bald nichts mehr mit der Papierfabrik zu tun zu haben.

Währenddessen bleibt Reif, wie er sagt, „bis zum bitteren Ende“ bei der Firma angestellt. Auch wenn es aktuell wohl nicht mehr viel zu tun gibt. „Die Aufräumarbeiten sind schnell erledigt. Die restliche Zeit geht es nur um ein Thema: die Kündigung“, berichtet Reif, der das mittlerweile psychisch als extreme Belastung empfindet. „Das ertragen einige nur mit Galgenhumor – oder Tränen“, deutet der Mitarbeiter an. Zumal sich das Herumtragen von Müll eher als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme anfühle.

Interessensausgleich vereinbart

In der Zwischenzeit gibt es neue Entwicklungen, wie Andreas Sailer, Geschäftsführer der Raubling Papier GmbH, auf OVB-Anfrage bestätigt. „Es wurde mit dem Betriebsrat ein Interessensausgleich vereinbart. Dieser sieht vor, dass bis zum 31. Dezember der Betrieb vollständig stillgelegt wird.“ Bis dahin sollen die Arbeitsverhältnisse der Mitarbeiter unter Beachtung der jeweiligen Fristen und Voraussetzungen beendet werden. „Über den Sozialplan wird derzeit noch verhandelt“, teilt Sailer mit. Zu den Vorwürfen der mangelnden Kommunikation betonte Sailer bereits beim Bekanntwerden der Stilllegung, dass die Mitarbeiter nach jeder Verhandlungsrunde über den aktuellen Status informiert werden.

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