Mobilität als Puzzle denken

von Redaktion

Schlechte Standortnote für den Landkreis Traunstein – IHK-Regionalausschuss tauscht sich über ÖPNV und Mitfahr-Apps aus

Traunstein – Zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort gehört das Thema Mobilität: Auch im Landkreis Traunstein sind die Unternehmen auf eine gute Erreichbarkeit angewiesen – ob mit dem Lastwagen, dem Auto oder dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Bei der letzten IHK-Standortumfrage hatten die Betriebe dem Landkreis Traunstein beim Angebot alternativer Mobilität die Note 4,2 gegeben.

„Die eine Lösung
gibt es nicht“

Der IHK-Regionalausschuss Traunstein nahm dies zum Anlass, bei seiner jüngsten Sitzung über den ÖPNV in der Region, das Rufbus-Angebot „Rupi“ und die Chancen einer Mitfahr-App für Firmen zu sprechen. Die Ausschussmitglieder trafen sich beim Recyclingunternehmen Schaumaier in Traunstein. „Wenn es um die Mobilität bei uns im Landkreis geht, müssen wir verschiedene Ansätze verfolgen und im Blick haben, wo die Unternehmen liegen und wer die Mitarbeiter sind – denn die eine Lösung gibt es nicht. Viele Puzzleteile zusammen bilden ein funktionierendes Mobilitätsangebot“, fasste Nikolaus Binder, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Traunstein, die Diskussion zusammen. „Klar ist für die heimische Wirtschaft: Die Unternehmen sind auf ein gut ausgebautes Straßennetz ebenso angewiesen wie auf ein flächendeckendes Busnetz sowie zuverlässige Bahnverbindungen.“

Marko Just, Projektleiter beim Landratsamt Traunstein für den ÖPNV und die strategische Mobilitätsentwicklung, berichtete von den Verbesserungen im ÖPNV. Unter anderem sei die kostenlose Fahrradmitnahme in den Regionalzügen innerhalb der Landkreisgrenzen ein Erfolg und auf vielen Buslinien könne per App ein Ticket gekauft werden. Auch das Rufbusangebot „Rupi“ im Rupertiwinkel werde sehr gut genutzt. Seit dem Start im Oktober 2023 seien bereits 10000 Fahrgäste gezählt worden.

Der Nahverkehrsmanager machte aber auch deutlich: „Der ÖPNV steht vor massiven Kostensteigerungen.“ Damit gehe die Eigenwirtschaftlichkeit immer weiter zurück und der Landkreis müsse Lösungen finden, um einerseits Linien zu erhalten und andererseits das bestehende ÖPNV-Netz auszubauen. In Bezug auf das Thema Verkehrsverbund verfolge der Landkreis Traunstein die Umsetzung einer regionalen Lösung. Dabei sei die Politik laut Just zwar für eine Kooperation mit dem Münchner Verkehrs-Verbund oder dem Salzburger Verkehrsverbund, sehe aber keine Vorteile bei einem Beitritt.

Mitfahrgelegenheiten für die Belegschaft

Wie Mitfahrgelegenheiten als weitere Puzzleteile die Mobilität im Landkreis verbessern können, stellte Bernhard Edmaier von der Beratungsfirma Step Mobility vor. Er berichtete, wie Mitfahrplattformen bereits in anderen Landkreisen funktionieren. So laufen im Oberland die Plattform namens „MiO“ (Mitfahren im Oberland) und im Landkreis Starnberg die Plattform „SAMi“ (Starnberg Ammersee Mitfahren) bereits gut an. Auch immer mehr Unternehmen nutzen demnach die Plattformen, um Mitfahrgelegenheiten innerhalb der eigenen Belegschaft oder in Zusammenarbeit mit anderen Firmen zu organisieren. Die Vorteile für die Unternehmen dabei: Die CO2-Bilanz werde besser und man werde attraktiver zum Beispiel für Azubis ohne eigenes Auto. Die Fahrer könnten laut Edmaier von reservierten Parkplätzen und dem Kilometergeld profitieren.

„Für manche passt das Angebot nicht, weil sie auf dem Weg zur Arbeit die Kinder noch in die Schule bringen oder nach der Arbeit noch zum Einkaufen fahren“, merkte ein Ausschussmitglied an. Diese Arbeitnehmer seien auf ihr Auto angewiesen. Ein anderer Unternehmer verwies dagegen auf überfüllte Straßen und die schwierige Suche nach freien Parkplätzen. Daher seien alternative Mobilitätskonzepte sehr hilfreich.

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