Rosenheim/Traunstein/Mühldorf – „Es ist viel passiert”, sagt Heinz-Peter Hungbaur, Vorstandsmitglied der Landesbausparkasse (LBS) Süd, mit Blick auf den Immobilienmarkt in der Region. Sei es die Inflationswelle, der Fachkräftemangel, der Ukraine-Konflikt oder die Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Anfang 2024 kam nun ein neuer Faktor hinzu. Das Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) brachte neue Vorschriften für Neu- und Altbauten. Die Folge: „Eine große Unsicherheit auf dem Markt und ein deutlicher Zinsabfall“, sagt Hungbaur. Die Rendite auf zehnjährige Staatsanleihen fiel von 2,8 Prozent im Oktober 2023 auf 2,1 Prozent im Januar 2024, so tief wie zuletzt im Herbst 2022.
Wenig Neubauten
im Jahr 2024
Doch bedeutet dieser Absturz, dass langfristig auch die Immobilienpreise nach unten gehen? „Nein, weil schlichtweg nichts da ist“, meint Hungbaur und verweist auf die Baugenehmigungen, die bayernweit um rund 50 Prozent abgenommen haben. Waren es 2021 noch bis zu 8000 pro Monat, reicht der aktuelle Trend nicht einmal mehr an die 4000er-Marke. Der Grund für die Experten: zu wenig Baugrund und zu viele Vorschriften.
Gleichzeitig kommen immer mehr Menschen in die Region, wie Harald Kraus, Vorstandsmitglied der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling, verdeutlicht. „Im Jahr 2042 werden im Landkreis Rosenheim rund 18000 Menschen mehr leben als jetzt“, meint er. Ein Anstieg von rund sieben Prozent. Dementsprechend hoch sei der Druck auf den verfügbaren Wohnraum.
So kostet eine Eigentumswohnung in der Stadt Rosenheim im Mittelwert rund 7800 Euro auf dem Neubaumarkt. Im Rosenheimer Landkreis sind es 7500 Euro, in Traunstein 5600 Euro und in Mühldorf 4800 Euro. Wer in Rosenheim zum Beispiel eine 80 Quadratmeterwohnung erwerben möchte, muss somit mit gut 600000 Euro rechnen – Tendenz steigend. Denn im Vergleich mit den Zahlen von 2019 hat dieser Wert in den Regionen um bis zu 40 Prozent zugenommen.
Nicht auf sinkende
Zinsen wetten
Für Kraus ist daher klar: „Wer aktuell die Möglichkeit hat, in eine Immobilie zu investieren, sollte zuschlagen und nicht auf sinkenden Zinsen spekulieren.“ Zwar sei die Preisspitze teilweise tatsächlich ein wenig „abgeschmolzen“. Allerdings zu großen Teilen bei alten Gebäuden, die energetisch saniert werden müssen. Auch hier kommt laut Hungbaur das neue GEG ins Spiel.
Schritt für Schritt
zum eigenen Haus
Aber auch denjenigen, die noch nicht das nötige Geld für große Investitionen haben, raten die Finanzexperten, aktiv zu werden. „Das muss dann nicht gleich die Traumvilla sein, sondern vielleicht erst einmal eine kleine Wohnung“, sagt Kraus.
Diese könnte man später als Grundstock für etwas Größeres verwenden und in Kombination mit Eigenkapital neu investieren. Das sei zumindest besser, als auf Zinsen zu spekulieren und darauf basierend einen „zu engen“ Finanzplan aufzustellen, der dazu führt, in zehn Jahren wieder aus dem eigenen Haus ausziehen zu müssen.