Waldkraiburg – Von außen sieht es in Waldkraiburg an der Ecke Siemensstraße und Daimlerstraße beim Pumpenhersteller Dickow aus wie immer. Doch hinter den Mauern durchläuft der Mittelständler derzeit eine Generalüberholung, wird er nahezu von Grund auf umgebaut. „Wir trauen uns was“, so fasst Dickow-Chef Jörg Bornemann die Aktivitäten zusammen. Denn der Hersteller von Spezialpumpen will nicht nur jetzt auf dem Weltmarkt erfolgreich sein, sondern auch in Zukunft.
Alleine für die neuen Gebäude auf dem Firmengelände nimmt Dickow über zehn Millionen Euro in die Hand, bei einem Jahresumsatz zwischen 30 und 35 Millionen Euro.
Alles finanziert
aus eigener Kraft
Die neue Kantine und die neue zentrale Versorgung mit Strom, Fernwärme und Wasser sind bereits fertig. Bis Ende 2024 entsteht ein neuer Prüfstand, nächstes Jahr folgen eine neue Schweißerei und ein neues Auswuchtzentrum. Bis 2027 soll es auch noch eine neue Dreherei und ein neues Logistikzentrum geben.
Alles finanziert aus eigener Kraft. Seit 2021 ist alleiniger Eigentümer die Astrid-Dickow-Stiftung. Das sichert zwar die Eigenständigkeit und hält die „Heuschrecken“ fern, hat aber einen Preis: Das Unternehmen muss jeden Euro für seine Investitionen selber erwirtschaften.
Pumpen für die Energiewende
Rund 2000 Pumpen baut Dickow hier Jahr für Jahr; rund 400 eigene und fremde Pumpen werden jährlich repariert. Nach einer Delle zu Jahresbeginn hat das Geschäft inzwischen wieder angezogen. Bornemann: „Es geht gerade wieder bergauf. Für dieses Jahr sind wir voll ausgelastet.“
Dickow bezeichnet sich als Manufaktur, fertigt kundenspezifisch Pumpen, die höchste Anforderungen erfüllen: in der Chemie und Petrochemie, bei der Betankung von Flugzeugen, auf Öl- und Gasplattformen in den Weltmeeren oder in der Geothermie. „Wo andere aufhören, da fangen wir an“, so Bornemann.
Die neueste Entwicklung sind Pumpen, die bis zu 500 Grad heiße Flüssigkeiten aushalten. Das wird für die Energiegewinnung aus Sonnenenergie benötigt, zum Beispiel bei Solar-Thermie-Anlagen in der Wüste. Ein Zukunftsmarkt.
Um hier weltweit weiter vorne mitzuspielen, investiert Dickow auch und vor allem in seine Mitarbeiter. Im Herbst gab es zum Beispiel für die rund 200 Mitarbeiter einen Gesundheitstag. Im Nachgang haben sich bereits über 50 Mitarbeiter Jobräder zugelegt und Dickow bezuschusst die Mitgliedschaft im Fitness-Studio. „Wir schauen, dass wir immer was anbieten können“, sagt Personalleiterin Bianca Neubig.
In der Produktion wurde bei voller Wochenarbeitszeit die Vier-Tage-Woche ermöglicht. „Wir verteilen die Arbeitszeit anders“, erklärt Neubig. Dadurch sei die Produktion flexibler, länger erreichbar und jeder könne sich die Arbeit so einteilen, wie es für ihn am besten passe, ergänzt Fertigungsleiter Wilhelm Schimm.
Ab Herbst stockt Dickow zudem die Zahl der Ausbildungsplätze auf, bietet auch neue Berufe an: den technischen Industriekaufmann sowie verkürzte Ausbildungen zur Fachkraft für Metalltechnik. „Wir haben bislang immer alle Auszubildenden übernommen“, freut sich Bornemann.
Den Auszubildenden stünden auch danach alle Wege offen, betont Fertigungsleiter Schimm. Sie können sich weiterbilden, Neues machen, aufsteigen. „Bei uns kann jeder alles werden“, so Dickow-Chef Bornemann.
„Bei uns kann jeder
alles werden“
Nach einem Generationenwechsel, der „neuen Wind“ reingebracht habe, so Bornemann, bekommen die 16 Führungskräfte aller Ebenen seit einiger Zeit gemeinsam ein Coaching, um sich und ihre Mitarbeiter weiterzuentwickeln. „Ich war anfangs skeptisch“, gibt Schimm zu. Inzwischen ist er überzeugt: „Das Lächeln wird immer breiter. Wir sehen, was wir schon richtig machen und wo wir uns noch verbessern können.“
„Man versteht besser, warum jemand so reagiert, wie er reagiert“, ergänzt Personalleiterin Neubig. „Der Zusammenhalt wird dadurch verstärkt.“
Diese Investitionen scheinen sich auszuzahlen. Im vergangenen Jahr habe das Unternehmen alle selbst gesteckten Ziele bei Umsatz, Auftragseingang und Ergebnis erfüllt und „zum Teil übererfüllt“, freut sich Bornemann.
Die tariflichen Mitarbeiter bekommen zum dritten Mal in Folge wieder ein besonderes Sommer-Geschenk: die vor drei Jahren eingeführte freiwillige Erfolgsbeteiligung. Dabei bekommen alle den gleichen Betrag, so Bornemann: „Denn jeder ist gleich gut. Jeder trägt dazu bei, dass wir erfolgreich sind.“
Erfolgsbeteiligung
für Mitarbeiter
Das soll so bleiben. Und so investiert Dickow weiter in seine Gebäude, in seine Mitarbeiter und das Arbeitsumfeld. Denn für Bornemann ist klar: „Unser Wille ist es, dass alle in der Früh gerne hier reinkommen. Denn Spaß ist das, was die Leute antreibt.“