Traunstein – Eine kleine, aber feine Schar von vier Metzgerei-Fachverkäufern und fünf Metzgern ist kürzlich in Traunstein freigesprochen worden. Ganz so wie es die jahrhundertealte Tradition im Handwerk vorsieht. Johann Reiter, Obermeister der Metzger-Innung Traunstein-Berchtesgadener Land, die für die Freisprechung verantwortlich zeichnete, betonte in seiner Rede, dass die Innung stolz auf die jungen Gesellen sei: „Stolz, dass ihr diesen Beruf gewählt, die dreijährige Ausbildung gemacht und diese mit Erfolg bestanden habt.“ Er betonte, wie wichtig der berufliche Nachwuchs für das Metzgerhandwerk ist: „Wir brauchen euch. Ohne euch gibt es sonst bald keine handwerklichen Metzgereien mehr.“
Der Obermeister kritisierte in seiner Rede eine Bildungspolitik, die er mit als Ursache für den Fachkräftemangel ausmachte. Der Fokus liege zu sehr auf der akademischen Bildung. Dabei werde die berufliche Bildung vernachlässigt. Er hoffe, dass das Handwerk und das produzierende Gewerbe künftig wieder mehr Wertschätzung erfahren. Die jungen, erfolgreichen Gesellen seien qualifizierte Vertreter des Metzgerhandwerks. Reiter ermutigte sie, sich in ihrem Handwerk weiterzubilden, und legte den Fokus dabei auf die Meisterschule. „Ihr seid hoch qualifizierte Facharbeiter, euch stehen alle Türen offen“, sagte er.
Traunsteins stellvertretende Landrätin Resi Schmidhuber sagte mit Blick auf die Landwirtschaft: „Das, was wir erzeugen, das verarbeitet ihr weiter.“ Sie lobte den Entschluss der Gesellen, das Traditionshandwerk weiterzuführen. „Ihr steht nicht für Massenproduktion.“
Das traditionelle Handwerk vom regionalen Metzger zeuge stattdessen auch von der Achtung für die Tiere. Die Gesellen seien wahre „Genusshandwerker“, sagte sie mit Blick auf Köstlichkeiten vom Metzger. Hin und wieder eine warme Leberkässemmel vom regionalen Metzger zu essen, sei für sie etwas ganz Besonderes.
Herbert Schultes, der stellvertretende Schulleiter der Beruflichen Schulen der Jugendsiedlung Traunreut, würdigte den Erfolg der jungen Gesellen: „Ihr seid eine Rarität. Ihr seid Fachkräfte.“
Die jungen Nachwuchskräfte hätten in ihrer dualen Ausbildung in der Berufsschule Traunreut beziehungsweise in der Berufsschule Rosenheim sowie in den Ausbildungsbetrieben viel gelernt. „Ihr habt durchgehalten und schwierige Situationen gemeistert.“
Friedrich Adler von der Staatlichen Berufsschule I in Traunstein sprach in Vertretung des Prüfungsausschussvorsitzenden der Innung, Peter Eicher junior, seinen Dank an die acht Mitglieder des Prüfungsteams aus. Die Prüfer, aber auch die Prüflinge hätten ihre Aufgaben engagiert erledigt. „Die Prüfung war eine Herausforderung für euch Prüflinge, aber auch für uns Prüfer.“ Die Prüfung sei gut gelaufen. Auch Adler betonte, dass der Tierschutz an erster Stelle komme – das schlage sich auch im Unterricht, im Betrieb und in der Prüfung nieder. „Bares für Rares – vielleicht ist das auch eine Option für euch“, sagte Adler mit Blick auf die gesuchten jungen Metzger, die den Beruf nun weiter mit Leben füllen werden. Sie seien ein wichtiger Teil in der regionalen Lebensmittelstruktur.
Bei der offiziellen Freisprechung wurden die jungen Gesellen von den Pflichten ihres Lehrverhältnisses freigesprochen. Danach ging es an die Verteilung der Gesellenbriefe.
Der Notendurchschnitt aus Theorie und Praxis lag bei den Metzgerei-Fachverkäufern bei 2,75, bei den Metzgern bei 3,0. Besonders geehrt wurden die Prüfungsbesten. Fachverkäuferin Tatjana Sitscheweu erreichte einen Notendurchschnitt von 2,50 in Theorie und Praxis. Ihr Ausbildungsbetrieb ist der Globus Handelshof in Freilassing.
Achtung
für die Tiere
Bei den Metzgern konnte Xaver Seidinger vom Ausbildungsbetrieb Metzgerei Gumping Gerhard Aicher aus Ainring mit einem identischen Notendurchschnitt als Prüfungsbester überzeugen. Für die beiden Prüfungsbesten gab es den „Ehrenstahl“ und eine Servierplatte.
Musikalisch sorgte Viviana Wittmann mit einem ausgefeilten Repertoire und abwechselnd gespielten Instrumenten wie Saxofon, Klarinette und Akkordeon für die richtige Stimmung.