Wachstum braucht politische Intelligenz

von Redaktion

Experten-Forum „Bau mit Plan“ in Töging nimmt KI und Digitalisierung in den Fokus – Professor Peter Bofinger als Gastredner

Töging – „Bau mit Plan“ – das Forum für die Baubranche mit Fokus auf Künstliche Intelligenz (KI) und Digitalisierung mit Experten aus regionalen Bau- und Planungsunternehmen und dem Rosenheimer IT-Zentrum „Stellwerk 18“, das kürzlich bei der Baierl & Demmelhuber GmbH in Töging stattfand – war nach einhelliger Meinung von Gästen und Veranstaltern ein voller Erfolg.

Baubranche birgt enormes Potenzial

Der bekannte Wirtschaftswissenschaftler und frühere Wirtschaftsweise Professor Dr. Peter Bofinger sprach über seine Einschätzung der wirtschaftlichen Lage. Die Baubranche bietet seiner Meinung nach enormes Potenzial für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung, aber auch zur Sicherung der Demokratie – vorausgesetzt, die Politik stelle die richtigen Weichen, so Bofinger. Diese Weichenstellung vermisst der renommierte Volkswirt jedoch in der aktuellen Politik. Bofinger betonte auch, dass Digitalisierung und Künstliche Intelligenz die Baubranche vor neue Herausforderungen stellen, aber auch enormes Potenzial mit Blick auf Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit bieten.

Hinter dem Forum stehen die Unternehmen Baierl & Demmelhuber mit Fokus auf Trockenbau und Innenausbau mit Sitz in Töging sowie die Nutz GmbH, Full-Service-Partner für Gebäudetechnik mit Fokus auf Sicherheitssysteme und Gebäudeautomation mit Sitz in Ampfing sowie das „Stellwerk 18“. „Das Forum sollte eine feste Einrichtung in den beiden Landkreisen Altötting und Mühldorf werden“, sagen Christian Gruber für die Nutz GmbH und Johannes Demmelhuber.

Baierl & Demmelhuber beschäftigt über 980 Mitarbeiter, davon allein am Standort Töging rund 300. In insgesamt 14 Berufen werden aktuell 114 junge Menschen ausgebildet. Die Nutz GmbH mit Sitz in Ampfing beschäftigt rund 380 Mitarbeiter.

Für den Organisationspartner „Stellwerk 18“ betont Dr. Florian Wiesböck, dass man stets für alle Anliegen in der digitalen Gründerszene in Südostoberbayern als Start-up-Partner und Inkubator offen sei.

Zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) im Baubereich erklärte Florian Huber von der baind AG aus München, dass sich die Lernprozesse der Programme ähnlich verhalten wie in anderen Branchen, mit einem deutlichen Schwerpunkt auf „Supervised Learning“. Dabei wird ein Lernalgorithmus mit Datensätzen trainiert und validiert, die für jede Eingabe einen passenden Ausgabewert enthalten. In diese Lernprozesse können im Kontext mit Gebäude-Automatisierung auch die Verhaltensweisen von Menschen integriert werden, deren Verhalten vom üblich erwartbaren Schema abweicht.

Nutzung von
Technik optimieren

Ein konkretes Anwendungsbeispiel Künstlicher Intelligenz in der Gebäudetechnik: Je nach absehbarer Raumbelegung werden in einem Gebäude Heizung, Licht, Beschattung oder Klimaanlage gesteuert. So lasse sich mit Blick auf flexible Arbeitszeiten, aber auch auf Wirtschaftlichkeit und Klimafreundlichkeit die Nutzung optimieren. Dabei werden Kosten und Belastungen möglichst gering gehalten. Und noch ein weiterer Schwerpunkt zeichnete sich in der Diskussion ab: das Erstellen eines digitalen Zwillings, also der Abbildung eines konkreten Gebäudes und seiner Belastungen und Nutzungsansprüche in einer Computer-Simulation.

In der Podiumsdiskussion begrüßten die Unternehmer aus der Region das Potenzial von KI in der Projektierung, im Bau und im Betrieb von Immobilien. So könnten auch wichtige Daten für künftige Nutzung und Revitalisierung von Gebäuden, aber auch für das Recycling von Bauteilen gewonnen werden. Allerdings appellierten sie auch an die Politik, nicht durch überbordende Regulatorik vor allem kleinere und mittelständische Unternehmen über Gebühr zu belasten.Ernst Deubelli

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